Jetzt spenden
Greenpeace Aktivisten protestieren gegen die unsichere Deponie, die direkt an der Donau liegt im September 2011
Peter Somogyi-Tóth / Greenpeace

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Greenpeace Österreich hatte vor kurzem Proben in der Torna genommen und an das Wiener Umweltbundesamt weitergeleitet. Dieses fand eine Aluminiumkonzentration von 670 Mikrogramm pro Liter. Aluminium ist hochgiftig für Fische. Schon eine Menge von 100 Mikrogramm Aluminium pro Liter kann für einige Fischarten problematisch sein, da sich das Aluminium in den Kiemen einlagert, sagt Greenpeace-Chemiker Herwig Schuster.

In Westungarn war am 4. Oktober 2010 nahe der Ortschaft Kolontar ein Damm der Aluminiumfabrik Ajkai Timföldgyár gebrochen. Rund eine Million Kubikmeter hochätzender Schlamm überflutete Felder, Straßen, Häuser. Er zerstörte Ackerland und gefährdete die Trinkwasserversorgung der Region. Mehrere Menschen starben, Dutzende mussten in Krankenhäusern behandelt werden.

{image_r}Ein Jahr später ist auch der Schadstoffgehalt im Boden gemessen an österreichischen Grenzwerten erhöht. Der Chromgehalt einer Bodenprobe, die direkt von einem überfluteten Acker gezogen wurde, ergibt 150 Milligramm pro Kilogramm. Zum Vergleich: Der österreichische Grenzwert liegt bei 100 Milligramm pro Kilogramm, erklärt Schuster.

Die Analyse ergab ferner 26 Milligramm Arsen pro Kilogramm Bodenprobe. Das ist eine leichte Erhöhung gegenüber dem österreichischen Grenzwert von 20 Milligramm pro Kilogramm. Proben von Maispflanzen ergaben eine erhöhte Blei-Konzentration, die jedoch mit 0,11 Milligramm pro Kilogramm den EU-Grenzwert nicht überschritt.

Welche Auswirkungen die Umweltkatastrophe auf das Grundwasser hat, lässt sich derzeit nicht abschätzen. Die Grundwasserbrunnen wurden von den Behörden verschlossen. Auch offizielle Informationen über die Grundwassersituation liegen nicht vor. Sichergestellt ist aber, dass die öffentliche Trinkwasserversorgung nicht über Entnahmestellen erfolgt, die von der Katastrophe betroffen sind.

Insgesamt ist das Ausmaß der Schadstoffbelastungen vor allem der Böden und der Maispflanzen geringer als wir aufgrund der sichtbaren Rotschlammspuren befürchtet haben, zeigt sich Herwig Schuster erleichtert. Allerdings: Um die Flüsse wieder in funktionierende Ökosysteme zu verwandeln, wird eine langwierige und teure Altlastensanierung notwendig sein.

Nicht nur Kolontar

{image_r}Auch anderenorts in Ungarn stellt Rotschlamm eine Gefahr dar. Beispielsweise in Almásfüzitö, rund 80 Kilometer westlich von Budapest. Dort lagern direkt an der Donau zwölf Millionen Tonnen Rotschlamm im Becken einer ehemaligen Aluminiumfabrik. Das Becken wird heute von der Tatai Környezetvedelmi GmbH als Mülldeponie genutzt, der Rotschlamm mit weiterem Giftmüll vermischt, beispielsweise Filterasche aus Müllverbrennungsanlagen.

Pro Jahr darf das Unternehmen 412.000 Tonnen Müll, darunter 132.000 Tonnen gefährliche Abfälle, in Almásfüzitö lagern. Kompostierung nennt sich das offiziell, obwohl kaum organische Abfälle dabei sind, die kompostiert werden könnten.

Für Herwig Schuster ist das klar irreführend. Er fordert, die Ablagerung zusätzlicher Abfälle im Rotschlammbecken sofort zu stoppen, bis alle rechtlichen, technischen und ökologischen Aspekte geklärt sind. Die Deponie müsse, wie jede andere Deponie, ausnahmslos alle Anforderungen der einschlägigen europäischen Gesetzgebung erfüllen und dürfe nur auf dem neuesten Stand der Technik betrieben werden.

Sollten diese Voraussetzungen nicht erfüllt werden, ist der Betrieb dauerhaft zu beenden.

Greenpeace-Aktivisten haben dieser Forderung am 29. September 2011 Nachdruck verliehen. Kurz vor dem Jahrestag des Rotschlammunfalls in Kolontar brachten sie auf dem Becken der Mülldeponie ein 70 x 200 Meter großes Transparent an: Stop

  • Als Giftmülldeponie genutztes Rotschlammbecken in Almásfüzitö, Ungarn, September 2011

    Rotschlammbecken in Almásfüzitö

    Überspringe die Bildergalerie
  • Giftschlammlawine nach Unfall in ungarischer Aluminiumfabrik im Oktober 2010

    Dampfender, roter Giftschlamm

    Überspringe die Bildergalerie
  • Giftschlammlawine nach Unfall in ungarischer Aluminiumfabrik im Oktober 2010

    Aktivistin entnimmt Proben

    Überspringe die Bildergalerie
  • Giftschlammlawine nach Unfall in ungarischer Aluminiumfabrik im Oktober 2010

    Verseuchte Häuser

    Überspringe die Bildergalerie
  • Giftschlammlawine in Ungarn

    Giftschlammlawine in Ungarn

    Überspringe die Bildergalerie
  • Giftschlammlawine nach Unfall in ungarischer Aluminiumfabrik im Oktober 2010

    Chemiekatastrophe in Ungarn

    Überspringe die Bildergalerie
  • Giftschlammlawine nach Unfall in ungarischer Aluminiumfabrik im Oktober 2010

    Überall giftiger Schlamm

    Überspringe die Bildergalerie
  • Giftiger Schlamm in Kolontár und ein Jahr später im September 2011

    Giftiger Schlamm in Kolontár

    Überspringe die Bildergalerie
  • Giftiger Schlamm in Kolontár und ein Jahr später im September 2011

    Giftiger Schlamm in Kolontár

    Überspringe die Bildergalerie
  • Giftiger Schlamm in Kolontár und ein Jahr später im September 2011

    Giftiger Schlamm in Kolontár

    Überspringe die Bildergalerie
  • Giftiger Schlamm in Kolontár und ein Jahr später im September 2011

    Giftiger Schlamm in Kolontár

    Überspringe die Bildergalerie
Ende der Gallerie
Vogel über Müllberg

Mehr zum Thema

Nach oben gereckte Arme hinter einem rosa Kleiderhaufen

Umfrage: Kaufverhalten bei Kleidung

Fünf Milliarden Kleidungsstücke – doch ein Drittel bleibt ungetragen. Eine Greenpeace-Umfrage zeigt: Kleidung wird immer schneller aussortiert.

mehr erfahren über Umfrage: Kaufverhalten bei Kleidung
Portrait of Moritz Jaeger-Roschko

“Kreislaufwirtschaft ist viel mehr als Recycling”

Kreislaufwirtschaft klingt nachhaltig. Doch was ist das? Das und wieso der kluge Gedanke der Kreislaufwirtschaft in Deutschland irreführend genutzt wird, erklärt Moritz Jäger-Roschko im Interview.

mehr erfahren über “Kreislaufwirtschaft ist viel mehr als Recycling”
 Passant:innen betrachten Kleiderstatue aus Textilmüll vor dem Brandenburger Tor

Fast Fashion – billig gekauft, teuer bezahlt

Fast Fashion zerstört Umwelt und Ressourcen – nachhaltige Alternativen sind der Weg aus der Wegwerfmode. Black Week und Black Friday heizen den zerstörerischen Konsum nochmal mehr an. Ein Greenpeace-Rechtsgutachten zeigt: Anti-Fast-Fashion-Gesetz auch in Deutschland möglich.

mehr erfahren über Fast Fashion – billig gekauft, teuer bezahlt
Studioaufnahme: Textilien von Shein auf einem Haufen

Schäm dich, Shein

Schnell, billig, rücksichtslos – das ist das Geschäftsmodell des Fast Fashion-Konzerns Shein. Greenpeace hat nach drei Jahren erneut Produkte ins Labor geschickt – mit beunruhigenden Ergebnissen.

mehr erfahren über Schäm dich, Shein
Kleidung auf einem Bügel mit einem Recycling-Schild

9 einfache Tipps für Slow Fashion

Fast Fashion hat sich längst als eines der größten Umweltprobleme unserer Zeit etabliert. Aus der Fast Fashion-Falle auszubrechen, ist nicht schwer - zeigen unsere Tipps.

mehr erfahren über 9 einfache Tipps für Slow Fashion
Großes Banner "End Fast Fashion" liegt am Strand in Ghana zwischen Textilmüll.

Fast Fashion versus grüne Mode: Fragen und Antworten

Fast Fashion, also schnelle Mode, was ist das? Wer steckt dahinter und warum ist sie problematisch? Hier gibt es Antworten – auch zu den Alternativen.

mehr erfahren über Fast Fashion versus grüne Mode: Fragen und Antworten