Klimagerechtigkeit

Bewohner:innen von Vanuatu fordern Klimagerechtigkeit

Bewohner:innnen aus Vanuatu fordern Klimagerechtigkeit

 

Mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert haben die Menschen damit begonnen enorme Mengen Treibhausgase in die Atmosphäre auszustoßen – vor allem durch die Verbrennung von Kohle, Öl und Gas zur Energieerzeugung. Die Menschen stellen zahllose Produkte in Fabriken her. Oft stößt beides Treibhausgase aus: die Fabrik und das Produkt, wenn  beispielsweise Strom in Kohlekraftwerken erzeugt wird oder fossile Brennstoffe wie Benzin beim Autofahren verbraucht werden.  

Die Durchschnittstemperatur der Erde steigt durch den von Menschen verursachten Treibhauseffekt immer weiter an – inzwischen um 1,2 Grad Celsius. Wissenschaftler:innen fordern, dass der Planet sich insgesamt um nicht mehr als 1,5 Grad Celsius erwärmen darf. Nur so lassen sich die schlimmsten Folgen der Erderhitzung noch verhindern.

Besonders stark betroffen: der Globale Süden

Doch gibt es jetzt schon viele Orte, wo die Folgen dramatisch sind, denn der Temperaturanstieg hat nicht überall die gleichen Folgen. Besonders häufig und schwer trifft die Menschen in Ländern des Globalen Südens. Und das sind oft sehr arme Länder,  die selbst kaum zur Klimakrise beigetragen haben. So leiden Menschen in Bangladesch in Asien unter zunehmenden Überschwemmungen – u.a. wegen des steigendes Meeresspiegelspiegels, Sturzregen und heftigen Wirbelstürmen. Das zerstört nicht nur Ortschaften, sondern auch Felder, da das Salzwasser dem Boden schadet. In Ostafrika, beispielsweise im Sudan, Eritrea oder Somalia sind Dürrekatastrophen ein großes Problem. In diesen Ländern ist es ohnehin schon heiß und trocken und die Menschen leiden unter dem Wassermangel. Die Klimakrise verstärkt das Auftreten schwerer Dürren. Das führt oftmals zu Hungerkatastrophen.

 Viele Menschen in diesen Ländern leben von der Landwirtschaft. Wenn der Regen ausbleibt und die Ernte vertrocknet, können sie ihre Familien nicht mehr ernähren. Auch in Afghanistan kommt es vermehrt zu schweren Dürren und Überschwemmungen. Da die Menschen dort auch noch unter Krieg, Armut und Luftverschmutzung leiden, trifft es sie besonders hart. Die Klimakrise verstärkt also in vielen Ländern Konflikte um ohnehin knappe natürliche Ressourcen wie Wasser und Nahrung – das verschlimmert Hunger und Armut vor Ort. Kleine Inselstaaten im Pazifik wie etwa Tuvalu, Vanuatu oder Kiribati drohen durch den steigenden Meeresspiegel sogar ganz unter zu gehen.

 

Die Haupt-Verursacher: Reiche Industrieländer 

Wer auf der Suche nach den Ländern ist, die die Klimakrise hauptsächlich verursacht haben, landet vor allem bei den reichen Industrieländern. Zwar liegt der aktuelle jährliche CO2-Ausstoß von China weltweit inzwischen auf Platz eins. Doch es sind vor allem die reichen Industrieländer wie die USA und auch Europa, die über Jahrhunderte die größten Mengen CO2 ausgestoßen und damit auch die heutigen Auswirkungen der Klimakrise maßgeblich verursacht haben.

Tatsache ist: Obwohl die Länder des Globalen Südens am wenigsten zur Klimakrise beigetragen haben, leiden sie am stärksten unter den Folgen, die die reichen Industrieländer maßgeblich verursacht haben. Dafür geht Wohlstand und Frieden in die andere Richtung. Ein Großteil der Waren, die die Menschen im Globalen Norden kaufen, ob es nun Kleidung, elektronische Geräte oder auch Spielzeug sind, werden im Globalen Süden produziert. Oftmals geschieht dies unter Arbeitsbedingungen, die sowohl für die Menschen als auch die Umwelt sehr schlimm sind. Nur so können diese Produkte  hier überhaupt so billig angeboten werden. Hierzulande profitieren wir also von diesen schlechten Bedingungen, weil wir Vieles für wenig Geld kaufen können - das ist ziemlich ungerecht. Zusätzlich werden durch die Klimakrise die Lebensgrundlagen der Menschen in den ärmeren Ländern oftmals zerstört. Dadurch sind Viele gezwungen ihre Heimat zu verlassen, um zu überleben.

Da wir verstanden haben, dass die Klimakrise ein weltweites Problem ist, auch wenn Ursache und Wirkung örtlich auseinander liegen, müssen wir die Lösung international angehen. Deshalb gibt es  jedes Jahr eine Internationale Klimakonferenz, auf der Politiker:innen aus allen Ländern der Welt versuchen, gemeinsame Pläne zum Klimaschutz und zur Bewältigung der Folgen der Erderhitzung zu entwerfen und gleich auch  Vereinbarungen dafür zu treffen. Das bekannteste Beispiel ist die 21. Weltklimakonferenz in Paris (COP21) im Jahr 2015, auf der sich über 190 Länder der Erde das Ziel gesetzt haben, die Erderhitzung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Konkrete Einigungen für die Umsetzung  gelingen aber nicht immer: einige Länder haben sich in den vergangenen Jahren häufig geweigert, stärkere Maßnahmen zum Klimaschutz zu treffen oder ärmere Länder stärker bei der Anpassung an die Folgen der Erderhitzung zu unterstützen. Warum? Weil sie wirtschaftliche Nachteile für ihr Land fürchten oder sich nicht für die nötigen finanziellen Hilfen an ärmere Länder verpflichten wollen. Leider kommt hinzu, dass die Vereinbarungen auch nicht immer von den Ländern eingehalten werden, die sie unterzeichnet haben. Auch Deutschland verfehlt gerade wegen der schwachen Klimapolitik der letzten Bundesregierung seine selbstgesteckten Klimaziele. Deshalb  ist es so wichtig, dass Organisationen wie beispielsweise Greenpeace oder Fridays for Future immer wieder Druck auf die Politik machen und zwar gemeinsam und  international!

Dabei sollte es eine  Selbstverständlichkeit sein, dass diejenigen Länder, die am meisten Treibhausgase ausstoßen, auch am meisten für den Klimaschutz und gegen die Folgen der Erderhitzung tun. Doch was ist am meisten?

China hat als Land aktuell den höchsten CO2 Ausstoß, gefolgt von den USA, Europa als Vereinigung mehrerer Staaten und Indien. Es ist immer interessant, ganz genau darauf zu schauen, was in den einzelnen Ländern so viel CO2 in die Luft pustet: So wird in China unglaublich viel für die ganze Welt produziert und immer noch viel Energie mit der Verbrennung von der klimaschädlichen Kohle erzeugt. Wenn wir Waren wie zum Beispiel Elektroartikel kaufen, die  in China produziert wurden, so geht das bei der Produktion entstandenen CO2 auf das Konto von China, nicht etwa auf unseres. Dabei sind das wir, die die Waren konsumieren und davon profitieren. Außerdem leben in China auch ungefähr 15 mal mehr Menschen als bei uns: Rund 1,4 Milliarden Menschen leben in China, in Deutschland sind es gerade mal 83 Millionen. 

Es ist nur zu verständlich, dass in Ländern, wie beispielsweise Indien, die Menschen auch gern Auto fahren und elektrische Geräte benutzen wollen. Der durchschnittliche Lebensstandard ist vergleichsweise niedrig. Deshalb ist auch der CO2 Ausstoß pro Person nicht besonders hoch. Weil es aber so viele Menschen dort gibt, steht Indien weit oben, wenn es um den CO2 Ausstoß pro Land geht. 

Klima-Schurken gesucht, aber schau genau hin, wer die wirklichen Schurken sind! 

Guckt man auf die Pro-Kopf Emissionen, so wird besonders deutlich, warum vor allem reiche Industrieländer beim Klimaschutz gefragt sind.

Wenn man also nicht nur die gesamten CO2-Emissionen eines Landes betrachtet sondern den CO2-Ausstoß auf die Einwohner:innen pro Kopf runter rechnet, ergibt sich schon ein anderes Bild: Obwohl Deutschland beispielsweise „nur“ rund zwei Prozent der weltweiten Emissionen ausmacht, ist der jährliche  CO2-Ausstoß pro Bürger:in mit knapp 9 Tonnen sehr hoch und auch größer als der pro Kopf in China. Im Vergleich: Die Pro-Kopf-Emissionen in Deutschland sind damit rund 30 mal höher als die in Afghanistan oder im Inselstaat Vanuatu. In den USA liegen die pro Kopf- Emissionen sogar noch deutlich höher als bei uns. Deshalb haben reiche Länder wie die USA und Deutschland auch die Verantwortung im besonderen Maße zum Klimaschutz beizutragen - auch wenn natürlich alle Länder ihren fairen Anteil leisten müssen.

Wenn man bei der Betrachtung von Zahlen einmal sehr überrascht ist, sollte man genau hinschauen: So ist- rein den Zahlen nach- der Südpazifische Inselstaat Palau ganz oben auf der Schurken– Liste. Palau? Noch nie gehört, oder? Warum sind die denn so böse zum Klima? Die haben doch nur 17.000 Einwohner:innen, ganz viel Natur und kaum Industrie oder Autos…?! Die Antwort ist krass: Das viele CO2 wird gar nicht von den vergleichsweise wenigen Menschen, die dort wohnen, ausgestoßen. Die wahren Schurken sind jährlich über 140.000 Tourist:innen, die mit Schiffen und Flugzeugen zwischen den Inseln umher fahren und fliegen. Insofern können wir Palau getrost von der Schurken-Liste streichen und sollten stattdessen darauf schauen, was wir mit unserem Verhalten auch im Urlaub in anderen Ländern anrichten! 

Eine plausible Darstellung des CO2 Ausstoßes pro Person gibt der sogenannte CO2-Fußabdruck wieder. Um den Treibhauseffekt nicht noch zu verstärken, sollte jeder Mensch laut Umweltbundesamt weniger als eine Tonne CO2 pro Jahr verursachen. In Deutschland liegt der Wert bei über 9 Tonnen pro Person durchschnittlich im Jahr – das ist doppelt so viel wie der weltweite Durchschnitt. Hier gibt es also noch sehr viel zu tun! Vor allem die Politik ist da gefragt die richtigen Weichen zu stellen, damit klimafreundliches Verhalten erleichtert und belohnt wird - statt das Gegenteil. Wenn dich dein persönlicher CO2 Fußabdruck oder der deiner Familie interessiert, kannst du ihn hier  oder hier ausrechnen.

Klimagerechtigkeit : die Klimakrise weltweit angehen

Wenn wir uns gegenseitig die Schuld in die Schuhe schieben, kommen wir nicht weiter. Trotzdem müssen wir, wenn wir von allen einen Beitrag zum Klimaschutz fordern, darauf schauen, wo die Probleme entstehen, wo sie sich am schnellsten und stärksten auswirken und wo sie sich effektiv lösen lassen. Da vor allem die Industrieländer ca. 200 Jahre lang den Klimawandel durch ihren CO2 Ausstoß in Gang gesetzt und fortwährend befeuert haben, haben sie auch die schweren Folgen für die Weltgemeinschaft zu verantworten. Daher müssen sie nun besonders viel zum Klimaschutz beitragen – zum Beispiel durch ein schnelles Ende der Stromerzeugung durch Kohle oder von Verbrennungsmotoren in Autos.

Gleichzeitig müssen die ärmeren Länder, die am meisten unter den Folgen der Klimakrise leiden, auch unsere Unterstützung erhalten, wenn es um den Schutz vor Extremwettern und um die Bewältigung von klimabedingten Schäden sowie die Umsetzung von Klimaschutz-Maßnahmen geht. Das nennt sich Klimagerechtigkeit. Die gesamte Weltgemeinschaft muss diese Herausforderung gemeinsam anpacken und lösen, um nachhaltig den menschlichen Lebensraum und den unzähliger Tiere und Pflanzen zu schützen und zu erhalten.

Auch die Tatsache, dass wir beispielsweise in Deutschland eine hohe Wirtschaftskraft haben und viel forschen und entwickeln können, gibt uns eine besondere Verantwortung: wir können und müssen vorangehen, wenn es um klimafreundliche und nachhaltige Technik und Maßnahmen geht. Ob nun die Herstellung von Elektro-Autos, die Entwicklung und der Ausbau von Regenerativen Energieformen, oder auch Wärmedämmung an Häusern. Gleichzeitig sollten wir auch von anderen Ländern lernen: ob es nun die fahrradfreundliche Mobilität in Holland und Dänemark ist, oder die ökologische Landwirtschaft auf Cuba, um nur einige vorbildliche Beispiele zu nennen.

Aktiv werden, auch über unsere Landesgrenzen hinweg!

Wir müssen also über den eigenen Tellerrand schauen, das heißt: zu Hause und gemeinsam mit anderen Ländern aktiv werden. Das gilt auch, wenn woanders dem Klima extrem geschadet wird, beispielsweise in Brasilien, wo noch immer sehr viel Regenwald abgeholzt wird. Letztendlich werden die Flächen für die Produktion von Tierfutter verwendet. Futter für Rinder, deren Fleisch bei uns auf dem Tisch landet. Deshalb hilft es dem Klima, wenn wir weniger Fleisch essen. 

Wenn du wissen möchtest, wie du in den einzelnen Bereichen das Klima schützen kannst, guck doch mal auf unsere Seiten zu den anderen Themen, wie beispielsweise Landwirtschaft, Mobilität und Konsum.