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Christian Mang / Greenpeace

Energiekonzern kann Vorreiter sein für Kohleausstieg

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Vattenfall soll grün werden. Künftig soll der schwedische Energiekonzern sich ganz auf Erneuerbare Energien konzentrieren, seinen CO2-Ausstoß deutlich reduzieren und so einen Beitrag zum dringend nötigen Klimaschutz liefern. Auch deshalb will Vattenfall sein besonders schmutziges Braunkohlegeschäft in der Lausitz verkaufen. Das aber wäre zu einfach. Dem Klima ist es egal, welcher Absender auf den riesigen CO2-Mengen steht, die aus den Schloten der Braunkohlemeiler in der Lausitz entweichen. Ein Verkauf würde das Problem schlicht weiterreichen.

Das Berliner Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) hat nun im Auftrag von Greenpeace ein ganz anderes Szenario durchgerechnet: Vattenfall bleibt in der Lausitz, fährt sein Braunkohlegeschäft innerhalb von 15 Jahren ohne neue Tagebaue herunter und baut parallel das Geschäft mit Erneuerbaren Energien in Brandenburg und Sachsen konsequent aus. Das Ergebnis der Studie: Auch bei einem schrittweisen Braunkohleausstieg bis 2030 können Deutschland, Brandenburg und Vattenfall ihre jeweiligen Klimaziele erreichen. Zudem entstünden im Bereich der Erneuerbaren ausreichend Arbeitsplätze, um die wegfallenden Jobs in der Braunkohle zu ersetzen.

Vattenfalls Chance

Das Szenario bietet Vattenfall eine riesige Chance. Der Konzern kann in der Lausitz einen Umstieg von fossilen Energien auf Erneuerbare vormachen, wie er in den kommenden Jahren auf zahlreiche Energiekonzerne zukommt. Denn längst ist klar: Wollen wir die Folgen des Klimawandels in beherrschbaren Grenzen halten, muss der Großteil der fossilen Energiereserven im Boden bleiben – das gilt auch für die deutsche Braunkohle. Nimmt Vattenfall die Erkenntnisse der Klimawissenschaft ernst, dann kann der Konzern in der Lausitz eine Blaupause für den nötigen Umstieg schaffen.

„Vattenfall kann in der Lausitz den schrittweisen Braunkohleausstieg bis 2030 vormachen und den Mitarbeitern gleichzeitig zukunftsfähige Jobs in den Erneuerbaren Energien anbieten“, sagt Susanne Neubronner, Expertin für Energie bei Greenpeace. „Dieser Weg ist nicht einfach, aber er ist unausweichlich, und er wird umso schwieriger, je länger Energiekonzerne und Gewerkschaften warten.“

Jobs bleiben erhalten

In den vergangenen 15 Jahren hat Vattenfalls Braunkohlesparte gutes Geld verdient. Entsprechend unverantwortlich wäre es, wenn der Konzern jetzt, da sich die Aussichten für die Braunkohle deutlich verschlechtert haben, den schwarzen Peter weiterreicht. Die Studie zeigt, dass ein Ausbau der Erneuerbare Energien in Brandenburg und Sachsen die Jobs ersetzen könnte, die bei einem Braunkohleausstieg bis zum Jahr 2030 wegfallenden würden.

„Die vorhandenen Potenziale für Erneuerbare Energien in Sachsen und Brandenburg sind groß genug, um die wegfallenden Arbeitsplätze aus der Braunkohle bis 2030 aufzufangen“, sagt Studienautorin Julika Weiß vom IÖW. Gleichzeitig würde dieser Ausstieg der Allgemeinheit immense Umweltkosten ersparen. „Unsere Studie zeigt auch, dass sich mit einem Braunkohleausstieg in der Lausitz bis 2030 Umweltkosten für die Allgemeinheit in Höhe von gut 80 Milliarden Euro einsparen lassen“, so Weiß.   

Kohle muss im Boden bleiben

Auch der Weltklimarat sieht in der weiteren Braunkohleverstromung eine große Gefahr für den Klimaschutz und pocht darauf, Kohle- und Ölreserven unbedingt im Boden zu lassen.

„Wir können nicht weiter Kohle verbrennen, als gäbe es keinen Klimawandel“, verlangt Neubronner. „Wenn Vattenfall tatsächlich für den Klimaschutz ist, muss der Konzern in der Lausitz ein Exempel statuieren und die Kohle im Boden lassen.“ Greenpeace fordert eine langfristige Umstellung auf 100 Prozent Erneuerbare Energien bis zum Jahr 2050.

Vattenfalls Chance

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