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Greenpeace Aktivist:in seilt sich vom Kohlekraftwerk Kingsnorth ab.
© Will Rose / Greenpeace

Greenpeace protestiert gegen Kohlekraftwerksneubau in Großbritannien

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Britische Greenpeace-Aktivist:innen haben die Kontrolle über das Kohlekraftewerk Kingsnorth in Kent übernommen. Die Aktion wird begleitet von einer Botschaft an Premierminister Gordon Brown: Kein grünes Licht für den ersten Neubau eines Kohlekraftwerks seit Jahrzehnten.

Die 50 Greenpeace-Aktivisten haben am Montagmorgen kurz nach fünf Uhr mit ihrer Aktion begonnen. Eine Gruppe kettete sich an die riesigen ins Kraftwerk führenden Kohle-Transportbänder und legte damit die Zufuhr still. Eine zweite Gruppe kletterte über eine 200 Meter lange Leiter den Schornstein hinauf. Die Gruppe ist mit genügend Vorräten ausgestattet, um für mehrere Tage oben zu bleiben. Damit fiele Kingsnorth vorübergehend für die nationale Versorgung aus.

Kohle ist der umweltschädlichste aller fossilen Brennstoffe. Sie passt nicht mehr in ein Versorgungskonzept des 21. Jahrhunderts. Seit mehr als 30 Jahren ist kein neues Kohlekraftwerk mehr in Großbritannien gebaut worden. Doch jetzt will Gordon Brown einen Neubau genehmigen. Für Greenpeace Großbritannien hieße das: grünes Licht für einen neuen Kohlerausch.

Den Kraftwerksbau hat der deutsche Konzern E.ON im Dezember 2006 beantragt. Er würde so viel Kohlendioxid ausstoßen, wie die 24 weltweit am wenigsten emittierenden Staaten zusammen - und das für weitere 50 Jahre. Die Energieeffizienz des geplanten Kraftwerks würde gerade einmal 45 Prozent betragen. Absurd, da es heutzutage möglich ist, Kraftwerke mit 95-prozentiger Energieeffizienz zu bauen! E.ON stößt in Großbritannien mit Abstand die meisten Treibhausgase aus.

Brown wurde wiederholt gebeten, gegen die Pläne Einspruch zu erheben, was er verweigerte. Tatsächlich hat seine Regierung ein Kohle-Forum einberufen. Es soll die Industrie stärken und darauf hinarbeiten, dass Großbritannien den richtigen Rahmen schafft, um die Zukunft der Kohleverstromung zu sichern.

In Großbritannien gibt es massiven Widerstand gegen den Kraftwerksbau. Mehr als 13.000 Menschen haben den zuständigen Kommunalrat angeschrieben und gefordert, den Antrag abzulehnen. Er könnte den Neubau ebenfalls stoppen. Der Stadtrat wird diesen Monat entscheiden, mit welcher Forderung der Antrag auf Browns Schreibtisch landen wird.

Greenpeace Großbritannien protestiert gegen den veralteten, ineffizienten Kohlekraftwerksbau und fordert ein Energiesystem, das den Anforderungen des 21. Jahrhunderts entspricht. Das heißt: Erneuerbare Energiequellen, Engergieeffizienz und Kraft-Wärme-Kopplung (KWK). Es wird schon von Browns Nagelprobe bezüglich des Klimawandels gesprochen.

Wenn Brown E.ON die Genehmigung erteilt, leitet er nicht nur einen neuen Kohlerausch ein. Er würde auch ein ineffizientes Energiesystem unterstützen, das für die Vergeudung von zwei Dritteln der fossilen Brennstoffe verantwortlich ist - potenziell für weitere 50 Jahre. Damit würde er Großbritanniens Chancen, die nationalen Emissionen bis 2050 um 80 Prozent zu reduzieren, in den Wind blasen.

Brown hat zwei Möglichkeiten. Entweder er folgt Blairs verwirrender Vorgehensweise zur Energiegewinnung oder er gibt seinem Land, was es braucht: Rahmenbedingungen für ein schlüssiges Energiekonzept. Das könnte Großbritannien ermöglichen, als Vorhut der Energierevolution zu agieren und außerdem seine Kyoto-Vereinbarung zu erfüllen: 20 Prozent der Energie bis 2020 aus Eneuerbaren Quellen zu erzeugen.

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