Jetzt spenden
Protest gegen Plutonium-Transport in die Cadarache Atomfabrik am Mirabeau Tunnel, Juli 2004
Michel Le Moine / Greenpeace

Plutonium - was ist das?

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Der Bombenstoff

Plutonium ist ein so genannter Alpha-Strahler. Die großen, beim radioaktiven Zerfall ausgesendeten Alpha-Teilchen können die Haut nicht durchdringen und werden bereits von einem Blatt Papier abgeschirmt. Doch wer von dieser gefährlichen Substanz auch nur ein Millionstel Gramm einatmet, ein kaum staubkorngroßes Teilchen, kann an tödlichem Lungenkrebs erkranken. Durch seine lange Halbwertszeit von 24.000 Jahren bleibt Plutonium für Hunderttausende von Jahren ein tödliches Umweltgift.

Plutonium ist ein unvermeidliches Nebenprodukt der Energiegewinnung in Atomkraftwerken. Während das als Brennstoff verwendete Uran bestrahlt wird, d.h. mit Neutronen beschossen wird, verwandelt sich ein Teil des Urans in Plutonium. Ein abgebranntes Brennelement enthält etwa ein Prozent Plutonium.

Militärische Nutzung

Um dieses Plutonium für die Waffenproduktion nutzbar zu machen, haben die Atommächte die höchst gefährliche und umstrittene Technik der chemischen Wiederaufarbeitung entwickelt: Die abgebrannten Brennelemente werden zerkleinert und chemisch aufgelöst. Aus der radioaktiven Suppe trennt man das Plutonium ab.

Zivile Nutzung gescheitert

Neben der Verwendung in Atombomben versuchten die Atomtechniker auch, Plutonium in Atomkraftwerken wieder einzusetzen, um neben Uran einen zusätzlichen Brennstoff zu haben. Eine zivile Plutoniumwirtschaft sollte entstehen: mit kommerziellen Wiederaufarbeitungsanlagen, mit Plutonium-Brennelement-Fabriken und mit speziellen Plutonium-Reaktoren - so genannten Schnellen Brütern.

Doch diese Pläne scheiterten weltweit an den immensen technischen Problemen, an den explodierenden Kosten und nicht zuletzt am Widerstand der Bevölkerung, die sich gegen die gefährlichen Plutoniumanlagen wehrte. In Deutschland wurde die Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf nicht realisiert, der Brüter in Kalkar ging nicht in Betrieb und die Plutonium-Mischoxid-Fertigung (Mox) in Hanau wurde in den 90er Jahren stillgelegt.

Die größten Gefahren bei der Wiederaufbereitung liegen in der Verstrahlung der Arbeiter und der Freisetzung von Radioaktivität in die Umwelt (zum Beispiel ins Meer). Die Wiederaufarbeitungsanlage im britischen Sellafield hat seit ihrer Inbetriebnahme vor fünfzig Jahren vergleichbar viele langlebige radioaktive Substanzen freigesetzt wie 1986 bei der Atomkatastrophe in Tschernobyl.

Entgegen anders lautenden Behauptungen von staatlichen Stellen und aus der Industrie kann auch das zivile Plutonium direkt zur Herstellung von Atomwaffen verwendet werden. Die US-Regierung bestätigte diesen Sachverhalt nach einem Atomwaffentest 1962, bei dem dieser Plutoniumtyp eingesetzt wurde. Sie erklärte, das Plutonium könne in einen wirksamen atomaren Sprengstoff umgewandelt werden.

Der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA zufolge ist Mox-Brennstoff ein Material der Kategorie 1, bei dem strengste Sicherheitsmaßnahmen erforderlich sind, um seine Verbreitung z.B. durch Diebstahl zu verhindern. Laut IAEA kann Mox innerhalb von ein bis drei Wochen in waffentaugliches Plutonium umgewandelt werden [1]. Das macht Plutonium-Brennstoff interessant für Staaten oder terroristische Gruppen, die sich Atomwaffen beschaffen wollen.

Fußnoten:

[1] Quelle: IAEA Safeguards Glossary, Wien 1987

Autor: Mathias Edler

Risiko Atomkraft. Warum der Ausstieg aus der Atomkraft der einzig richtige Weg ist

Risiko Atomkraft. Warum der Ausstieg aus der Atomkraft der einzig richtige Weg ist

Anzahl Seiten: 25

Dateigröße: 3.05 MB

Herunterladen

Online-Mitmachaktion

https://act.greenpeace.de/eu-verbot-fossile-energien

Neue fossile Energieprojekte in Europa verbieten

Wir alle müssen jetzt den klimatischen und ökologischen Notstand als die existenzielle Krise behandeln, die er ist. Unser Leben hängt davon ab. Deshalb fordern wir die EU-Institutionen dazu auf: Stoppt neue Öl- und Gasprojekte!

Jetzt unterzeichnen
0%
vom Ziel erreicht
0
haben mitgemacht
0%
Protesters holding yellow banner that says "defend the climate - not fussil fuels"

Mehr zum Thema

Der Erkundungsbereich im Salzstock Gorleben 01/21/2011

Salzstock Gorleben: Zum Endlager erkoren

Ein maroder Salzstock im niedersächsischen Gorleben war jahrzehntelang als Endlageroption für hoch radioaktiven Müll ausersehen. Aus politischen Gründen. Denn fachlich war klar: sicher ist er nicht.

mehr erfahren über Salzstock Gorleben: Zum Endlager erkoren
Ein Atomfass steht auf einer Wiese

Endlagersuche: Wohin mit dem Atommüll?

Die Suche nach einem Endlager für hochradioaktivem Atommüll zeigt: Es ist nicht einfach. Über Licht und Schatten des Standortauswahlgesetzes.

mehr erfahren über Endlagersuche: Wohin mit dem Atommüll?
Arbeiter in Gorleben 1994

Die Akte Gorleben

Die Ernennung Gorlebens zum Endlagerstandort erfolgte aus politischen Gründen, nicht wegen Tauglichkeit. Das zeigen Originaldokumente, die Greenpeace 2010 der Öffentlichkeit zugänglich macht.

mehr erfahren über Die Akte Gorleben
Projektion für den Atomausstieg am Atomkraftwerk Isar 2 bei Nacht

9 Fakten über Atomkraft

Auch wenn immer wieder eine “Renaissance” herbeigeredet wird: die Fakten sprechen gegen Atomkraft. Denn sie ist und bleibt unsicher, unzuverlässig, gefährlich, dreckig und teuer. Punkt. Aus.

mehr erfahren über 9 Fakten über Atomkraft
In einem Kindergarten liegen die Spielsachen so, wie sie nach der Katastrophe zurückgelassen wurden. Die Gasmaske eines Kindes neben einer Puppe ist nur ein weiteres grausames Paradoxon: Eine Woche vor dem Atomunfall wurden die Kinder darin geschult, die Sicherheitsausrüstung gegen die atomare Gefahr zu benutzen. Doch am Tag des Unfalls wurde auf Anweisung der Parteiführung keine einzige Gasmaske benutzt.

Tschornobyl

Tschornobyl ist bekannt für die Katastrophe von 1986. Eine radioaktive Wolke verseuchte damals die Region und zog über Europa. Am 26. April jährt sich der Super-GAU zum 39. Mal.

mehr erfahren über Tschornobyl
Tschornobyl Tour zum 30. Jahrestag

Der Sarkophag in Tschernobyl

Nach dem Super-GAU 1986 schützte ein Sarkophag Tschornobyl. Ein russischer Drohnenangriff beschädigte ihn nun schwer. Ein Greenpeace-Team war vor Ort, um das Ausmaß der Schäden zu untersuchen.

mehr erfahren über Der Sarkophag in Tschernobyl