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Sperrzone um die Wiederaufarbeitungsanlage von Majak (1994)1994/06/15
Sabine Vielmo / Greenpeace

Feuer in radioaktiv kontaminierten Gebieten ausgebrochen

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Seit fast zwei Wochen wüten Feuer in Russlands Wäldern. Durch die ungewöhnliche Hitzewelle sind viele Brände außer Kontrolle geraten. Sie nähern sich russischen Atomanlagen und könnten schwere Folgen haben. Besonders gefährdet sind Gebiete um die Wiederaufarbeitungsanlage Majak und um Tschornobyl. Majak war 1957 Schauplatz der größten Atomkatastrophe vor Tschornobyl (1986). Nachdem Greenpeace-Experten Satellitenbilder ausgewertet und mit den Bränden abgeglichen haben, mussten russische Behörden nun zugeben, das es schon seit Tagen in radioktiv verseuchten Gebieten brennt.

Majak ist einer der größten Atomkomplexe der Welt und liegt in den Bergen des Ural an der Grenze von Russland zu Kasachstan. Der Atomkomplex ist keine einzelne Anlage, sondern eine regelrechte Atom-Kleinstadt. Seit den Vierzigerjahren war sie das Zentrum der sowjetischen Plutoniumproduktion. Hauptaufgabe war, aus abgebrannten Brennstäben Plutonium zu gewinnen und für die Verwendung in Atombomben weiterzuverarbeiten.

Am 29. September 1957 führte ein defektes Kühlsystem in Majak zum damals größten Unfall in einer Atomanlage. Radioaktive Partikel wurden durch eine Explosion großflächig freigesetzt und in die Atmosphäre geschleudert. Zahlreiche weitere Unfälle verstrahlten bis heute über 272.000 Menschen.

Die Menschen vor Ort leiden noch immer an chronischen Krankheiten wie Bluthochdruck, Herzproblemen, Arthritis und Asthma. Jeder zweite Erwachsene ist unfruchtbar, jedes dritte Neugeborene kommt mit Missbildungen zur Welt, jedes zehnte Kind wird zu früh geboren. Die Zahl der Krebserkrankungen ist drastisch erhöht.

Bis heute liegt viel radioaktives Material in der Umgebung der Atomanlage. Damals hat man viel von dem kontaminierten Material einfach in einem See in der Nähe versenkt. Die Region gilt heute als eines der verstrahltesten Gebiete der Welt.

Bisher sind radioaktive Partikel und Kleinstmaterialien im Boden, im Torf, in den Pflanzen gebunden. Sollte das Material freigesetzt werden, könnte es beim Löschen ins Grundwasser gespült oder bei Bränden mit dem Rauch hochgetrieben werden. So kann es woanders zu einem erneuten radioaktiven Fall-out kommen.

Flammen nähern sich Tschornobyl

In Moskau haben Greenpeace-Experten Daten der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA sowie Satellitenaufnahmen der Brände ausgewertet. Dabei kam zu Tage, dass die Behörden nicht alle Brände in den betroffenen Gebieten gemeldet haben. Auf Satellitenfotos entdeckten sie 20 Brände in radioaktiv verseuchten Gebieten. Allein drei Feuer sind in dem besonders stark betroffenen Gebiet Brjansk an der Grenze zu Weißrussland und der Ukraine zu finden. Die Region um Brjansk war nach der Atomkatastrophe im ukrainischen Tschornobyl 1986 verstrahlt worden. Am Mittwoch bestätigten russische Behörden 28 Brände in kontaminierten Gebieten.

Heinz Smital, Greenpeace-Experte für Atomenergie, warnt davor, die radioaktive Gefahr herunterzuspielen: Die erhöhte radioaktive Strahlung wird zwar nicht zu einer neuen Belastung wie bei Tschornobyl führen, trotzdem sollten kleinere radioaktive Mengen nicht unterschätzt werden. Bislang ist noch nicht untersucht worden, wie gefährlich das Zusammenspiel von giftigem Smog von den Wald- und Torfbränden und radioaktiver Strahlung ist.

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