Jetzt spenden
Greenpeace-Protest gegen Laufzeitverlängerungen am AKW Unterweser 09/28/2010
Bente Stachowske / Greenpeace

Atomstrom - mit 304 Milliarden Euro subventioniert

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Vor rund einem Jahr hat Greenpeace zum ersten Mal nachrechnen lassen, wie hoch die Atomkraft in Deutschland subventioniert wird. Jetzt liegt die 2. Auflage vor: Staatliche Förderungen der Atomenergie im Zeitraum 1950 - 2010. Zum ersten Mal konnte das Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft für die Berechnungen jetzt auf weitgehend vollständige Zahlen zurückgreifen.

Ergebnis: Jede Kilowattstunde Atomstrom wird durch staatliche Regelungen mit 4,3 Cent subventioniert. Zum Vergleich: Die Umlage zur Förderung der Erneuerbaren Energien über das Erneuerbare Energien-Gesetz (EEG) beträgt derzeit nur zwei Cent pro Kilowattstunde. Für die großen Energieversorger ist der Betrieb der abgeschriebenen Atomkraftwerke eine Goldgrube, für die Volkswirtschaft bedeutet er horrende Kosten.

Atomkraft ist nicht nur die gefährlichste, sondern auch die teuerste Form der Stromerzeugung, sagt Andree Böhling, Energie-Experte von Greenpeace. Die Bundesbürger:innen werden von den Betreibenden der Atomkraftwerke gleich doppelt abkassiert, über die Stromrechnung und über ihre gezahlten Steuern.

Die wahren Kosten - weggerechnet und verschleiert

Zu den realen Fördermitteln von 204 Milliarden Euro gehören direkte Finanzhilfen des Bundes, Forschungsförderung, Kosten für die Atommüllendlager Asse II und Morsleben oder für die Stilllegung der ostdeutschen Atommeiler. Hinzu kommen Steuervergünstigungen in der Energiebesteuerung und durch die Regelungen bei den Entsorgungsrückstellungen sowie Zusatzeinnahmen der AKW-Betreibenden durch den Emissionshandel.

Diese staatlichen Förderungen sind im Subventionsbericht der Bundesregierung nicht erfasst. Sie geht von einem äußerst eng gefassten Subventionsbegriff aus. Übrig bleiben dabei nur die Kompensationszahlungen an die Land- und Forstwirtschaft nach dem Super-GAU von Tschernobyl 1986.

Weitere Bevorzugungen der Atomkraft

Die Subventionen der Atomkraft lägen laut Studie noch weitaus höher, wenn die externen Kosten miteinbezogen würden. Diese sind besonders im Hinblick auf die unvorstellbaren Folgen und Kosten eines nuklearen Unfalls sehr hoch, aber nicht exakt zu berechnen.

Würden bei Atomkraftwerken die gleichen Haftungsregeln gelten wie in allen anderen Wirtschaftsbereichen, wäre Atomstrom um bis zu 2,70 Euro pro kWh teurer - und damit weder bezahlbar noch wettbewerbsfähig.

Was noch auf die Steuerzahler zukommt

Schon heute steht fest, dass die Atomkraft weitere Kosten von mindestens 100 Milliarden Euro verursachen wird: Die maroden Atommülllager Asse und Morsleben müssen saniert werden, Stilllegung, Rückbau und Entsorgung der Atomkraftwerke werden fällig. Was hier tatsächlich auf die Bürger:innen zukommt, ist noch kaum zu beziffern. Auch die geplante Laufzeitverlängerung treibt die Kosten in die Höhe.

Es ist kurzsichtig und dreist, sich über Kosten der Erneuerbaren Energien zu beklagen, wenn gleichzeitig Atomkraft und Kohle hoch subventioniert werden, sagt Andree Böhling. Gäbe es eine faire Berechnung der Strompreise, wären viele Anlagen der Erneuerbaren Energien heute bereits ohne Förderung konkurrenzfähig.

Online-Mitmachaktion

https://act.greenpeace.de/eu-verbot-fossile-energien

Neue fossile Energieprojekte in Europa verbieten

Wir alle müssen jetzt den klimatischen und ökologischen Notstand als die existenzielle Krise behandeln, die er ist. Unser Leben hängt davon ab. Deshalb fordern wir die EU-Institutionen dazu auf: Stoppt neue Öl- und Gasprojekte!

Jetzt unterzeichnen
0%
vom Ziel erreicht
0
haben mitgemacht
0%
Protesters holding yellow banner that says "defend the climate - not fussil fuels"

Mehr zum Thema

Der Erkundungsbereich im Salzstock Gorleben 01/21/2011

Salzstock Gorleben: Zum Endlager erkoren

Ein maroder Salzstock im niedersächsischen Gorleben war jahrzehntelang als Endlageroption für hoch radioaktiven Müll ausersehen. Aus politischen Gründen. Denn fachlich war klar: sicher ist er nicht.

mehr erfahren über Salzstock Gorleben: Zum Endlager erkoren
Ein Atomfass steht auf einer Wiese

Endlagersuche: Wohin mit dem Atommüll?

Die Suche nach einem Endlager für hochradioaktivem Atommüll zeigt: Es ist nicht einfach. Über Licht und Schatten des Standortauswahlgesetzes.

mehr erfahren über Endlagersuche: Wohin mit dem Atommüll?
Arbeiter in Gorleben 1994

Die Akte Gorleben

Die Ernennung Gorlebens zum Endlagerstandort erfolgte aus politischen Gründen, nicht wegen Tauglichkeit. Das zeigen Originaldokumente, die Greenpeace 2010 der Öffentlichkeit zugänglich macht.

mehr erfahren über Die Akte Gorleben
Projektion für den Atomausstieg am Atomkraftwerk Isar 2 bei Nacht

9 Fakten über Atomkraft

Auch wenn immer wieder eine “Renaissance” herbeigeredet wird: die Fakten sprechen gegen Atomkraft. Denn sie ist und bleibt unsicher, unzuverlässig, gefährlich, dreckig und teuer. Punkt. Aus.

mehr erfahren über 9 Fakten über Atomkraft
In einem Kindergarten liegen die Spielsachen so, wie sie nach der Katastrophe zurückgelassen wurden. Die Gasmaske eines Kindes neben einer Puppe ist nur ein weiteres grausames Paradoxon: Eine Woche vor dem Atomunfall wurden die Kinder darin geschult, die Sicherheitsausrüstung gegen die atomare Gefahr zu benutzen. Doch am Tag des Unfalls wurde auf Anweisung der Parteiführung keine einzige Gasmaske benutzt.

Tschornobyl

Tschornobyl ist bekannt für die Katastrophe von 1986. Eine radioaktive Wolke verseuchte damals die Region und zog über Europa. Am 26. April jährt sich der Super-GAU zum 39. Mal.

mehr erfahren über Tschornobyl
Tschornobyl Tour zum 30. Jahrestag

Der Sarkophag in Tschernobyl

Nach dem Super-GAU 1986 schützte ein Sarkophag Tschornobyl. Ein russischer Drohnenangriff beschädigte ihn nun schwer. Ein Greenpeace-Team war vor Ort, um das Ausmaß der Schäden zu untersuchen.

mehr erfahren über Der Sarkophag in Tschernobyl