Jetzt spenden
AKW Gundremmingen
Paul Langrock / Zenit / Greenpeace

Das AKW Gundremmingen ignoriert Stresstest

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Die Betreiber des AKW Gundremmingen ignorieren die Empfehlungen des EU-Stresstests. So bleiben die Reaktoren Gundremmingen B und C nach wie vor extrem anfällig für Erdbeben und Überflutungen. Die Lagerbecken für abgebrannte Brennelemente liegen außerhalb des Reaktorsicherheitsbehälters, genau wie bei den Unglücksreaktoren von Fukushima. Sie sind zu wenig gegen Außeneinflüsse geschützt und es gibt keine Pläne, wie mit auftretenden Problemen umgegangen wird.

Stattdessen planen die Betreiber, die Stromproduktion zu erhöhen, was den Sicherheitsspielraum noch weiter verkleinern könnte. "Das AKW Gundremmingen ist und bleibt ein gravierendes Sicherheitsrisiko für Mitteleuropa. Wenn die Probleme weiterhin nicht angegangen werden, gehört Gundremmingen abgeschaltet," sagt Susanne Neubronner, Atom-Expertin von Greenpeace.

Dies ist das Ergebnis eines Greenpeace-Reports, der die Umsetzung der Empfehlungen der AKW-Stresstests der EU analysiert. Die geforderten Nachrüstungen und Sicherungsmechanismen etwa gegen Überflutungen oder Erdbeben haben die Mitgliedsstaaten in Nationalen Aktionsplänen festgeschrieben. Für Greenpeace nimmt nun Atomexpertin Oda Becker genau unter die Lupe, welche Probleme die Nationalen Aktionspläne wirklich in Angriff nehmen und welche wichtigen Nachrüstungen nicht vorgesehen sind.

Das Ergebnis ist auch für andere europäische Reaktoren erschütternd. So wurden für die belgischen Schrottreaktoren Tihange-1 und 2, beide auch für Deutschland eine unmittelbare Bedrohung, weder Maßnahmen gegen das Überflutungsrisiko noch die Gefahr eines Flugzeugabsturzes ergriffen. Auch sind ihre Sicherheitssysteme zu eng miteinander verknüpft - ein Schadensfall an einem Reaktor würde den anderen direkt in Mitleidenschaft ziehen. Greenpeace empfiehlt, beide momentan heruntergefahrenen Reaktoren nicht wieder ans Netz gehen zu lassen. Nur einzelne Reaktoren können laut Greenpeace wieder ans Netz gehen, wenn die Sicherheitsvorkehrungen getroffen sind.

Beim AKW Temelin in der Tschechischen Republik wurden die geforderten belüfteten Filtersysteme nicht nachgerüstet, die sich als Folge des Stresstests für diesen Reaktor ergaben. Auch für die störanfälligen französischen Atomkraftwerke Fessenheim, Gravelines and Cattenom ist auf diverse Probleme bisher nicht ausreichend reagiert worden.

"Diese Ergebnisse sind ein Weckruf. Die Lehren aus Fukushima wurden trotz der groß angekündigten Stresstests nicht ausreichend gezogen. Wenn die nationalen Aktionspläne nicht ausreichen, müssen alte und gefährliche Reaktoren wie am Standort Gundremmingen oder Tihange in Belgien sofort abgeschaltet werden", sagt Neubronner.

Critical Review of the National Action Plans (NAcP)

Critical Review of the National Action Plans (NAcP)

Anzahl Seiten: 56

Dateigröße: 467.8 KB

Herunterladen

Online-Mitmachaktion

https://act.greenpeace.de/eu-verbot-fossile-energien

Neue fossile Energieprojekte in Europa verbieten

Wir alle müssen jetzt den klimatischen und ökologischen Notstand als die existenzielle Krise behandeln, die er ist. Unser Leben hängt davon ab. Deshalb fordern wir die EU-Institutionen dazu auf: Stoppt neue Öl- und Gasprojekte!

Jetzt unterzeichnen
0%
vom Ziel erreicht
0
haben mitgemacht
0%
Protesters holding yellow banner that says "defend the climate - not fussil fuels"

Mehr zum Thema

Der Erkundungsbereich im Salzstock Gorleben 01/21/2011

Salzstock Gorleben: Zum Endlager erkoren

Ein maroder Salzstock im niedersächsischen Gorleben war jahrzehntelang als Endlageroption für hoch radioaktiven Müll ausersehen. Aus politischen Gründen. Denn fachlich war klar: sicher ist er nicht.

mehr erfahren über Salzstock Gorleben: Zum Endlager erkoren
Ein Atomfass steht auf einer Wiese

Endlagersuche: Wohin mit dem Atommüll?

Die Suche nach einem Endlager für hochradioaktivem Atommüll zeigt: Es ist nicht einfach. Über Licht und Schatten des Standortauswahlgesetzes.

mehr erfahren über Endlagersuche: Wohin mit dem Atommüll?
Arbeiter in Gorleben 1994

Die Akte Gorleben

Die Ernennung Gorlebens zum Endlagerstandort erfolgte aus politischen Gründen, nicht wegen Tauglichkeit. Das zeigen Originaldokumente, die Greenpeace 2010 der Öffentlichkeit zugänglich macht.

mehr erfahren über Die Akte Gorleben
Projektion für den Atomausstieg am Atomkraftwerk Isar 2 bei Nacht

9 Fakten über Atomkraft

Auch wenn immer wieder eine “Renaissance” herbeigeredet wird: die Fakten sprechen gegen Atomkraft. Denn sie ist und bleibt unsicher, unzuverlässig, gefährlich, dreckig und teuer. Punkt. Aus.

mehr erfahren über 9 Fakten über Atomkraft
In einem Kindergarten liegen die Spielsachen so, wie sie nach der Katastrophe zurückgelassen wurden. Die Gasmaske eines Kindes neben einer Puppe ist nur ein weiteres grausames Paradoxon: Eine Woche vor dem Atomunfall wurden die Kinder darin geschult, die Sicherheitsausrüstung gegen die atomare Gefahr zu benutzen. Doch am Tag des Unfalls wurde auf Anweisung der Parteiführung keine einzige Gasmaske benutzt.

Tschornobyl

Tschornobyl ist bekannt für die Katastrophe von 1986. Eine radioaktive Wolke verseuchte damals die Region und zog über Europa. Am 26. April jährt sich der Super-GAU zum 39. Mal.

mehr erfahren über Tschornobyl
Tschornobyl Tour zum 30. Jahrestag

Der Sarkophag in Tschernobyl

Nach dem Super-GAU 1986 schützte ein Sarkophag Tschornobyl. Ein russischer Drohnenangriff beschädigte ihn nun schwer. Ein Greenpeace-Team war vor Ort, um das Ausmaß der Schäden zu untersuchen.

mehr erfahren über Der Sarkophag in Tschernobyl