Jetzt spenden
Persifliertes Werbemotiv mit schockiertem Model und Drei-Wetter-Taft-Haarspray
Greenpeace

3-Wetter-Taft von Henkel: Haarspray mit Plastik

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Dass die Inhaltsstoffe von Pflegeprodukten nach Chemieunterricht klingen, hat sicherlich jeder schon einmal festgestellt – und vielleicht achselzuckend darüber hinweggesehen. Dabei ist der Blick auf die Verpackung ausgesprochen aufschlussreich: Wer weiß, was sich hinter Acrylates/Methacrylate Copolymer, Polyquaternium oder Cyclomethicone verbirgt, lässt die Produkte vielleicht lieber im Regal stehen. Es handelt sich nämlich um nichts anderes als Kunststoffe – und die meisten Verbraucher: innen bevorzugen ihre Kosmetik ohne Plastikzusätze.

 

Das ist das eindeutige Stimmungsbild einer Straßenumfrage, die Greenpeace-Aktivist: innen am 6. Mai dieses Jahres in 60 deutschen Städten durchgeführt haben. Das Problem: Plastik verbirgt sich in unzähligen Formen in Kosmetik, mitunter ist Expert: innenwissen gefragt, um es zu erkennen (dabei hilft unser Einkaufsberater im Visitenkartenformat).

 

Wer lediglich Herstellerangaben zum Plastikverzicht vertraut, ist schnell auf dem Holzweg: So behauptet etwa Henkel, dass seine Produkte „Mikroplastik-frei“ sind. Der Hersteller-Check von Greenpeace widerlegt diese Behauptung allerdings und zeigt, warum dieses Versprechen nur oberflächlich ist. Mit einer eigenen Webseite persifliert Greenpeace deshalb ab heute die Werbekampagne von Schwarzkopfs 3-Wetter-Taft-Haarspray – einer Henkel-Marke. 

 

Mogelpackung „Mikroplastik-frei“

Denn Henkel hat nur dann recht, wenn man die sehr zugespitzte Definition zu Grunde legt, mit der das Unternehmen Mikroplastik beschreibt: nämlich als „feste Plastikpartikel mit einer Größe von einem Mikrometer bis zu fünf Millimetern“. Damit ist ein Bruchteil der in der Kosmetikindustrie eingesetzten Kunststoffe von der Verarbeitung ausgeschlossen; etwa Peeling-Perlen in Duschgel oder Schleifstoffe in Zahncremes, die in dieser Form tatsächlich nicht mehr auf dem Markt sind.

Doch die Definition lässt eine Menge außen vor. Darum setzt Henkel weiterhin sämtliche flüssigen, gel- und wachsartigen Kunststoffe ein, zum Beispiel Polyacrylate, Polyquaternium-Verbindungen und Silikone. Bei vielen dieser Kunststoffe ist nicht zweifelsfrei klar, ob sie überhaupt umweltverträglich sind, andere gelten sogar als nachweislich gesundheitsschädlich.

Henkel spricht sich selbst eine „führende Rolle im Bereich Nachhaltigkeit“ zu, so der Nachhaltigkeitsbericht des Unternehmens. An diesem Anspruch muss sich der Hersteller messen lassen, fordert Greenpeace. Haarspray ohne Kunststoff ist natürlich eine Herausforderung – genau der ist es nämlich, der bei 3-Wetter-Taft die Frisur in Form hält. Doch wer soll sie meistern, wenn nicht Henkel, ein Unternehmen bei dem laut eigener Webseite die „Nachhaltigkeit […] fest im Innovationsprozess verankert“ ist?

Kunststoff vermeiden, Meere schützen

Plastikverzicht ist vielleicht nicht einfach, aber notwendig: Neben dem alltäglichen Plastikmüll gelangen täglich Kunststoffe aus Kosmetikprodukten über den Abfluss in unsere Flüsse und Meere, darunter solche, die langlebig oder giftig sind. Der Schaden ist beträchtlich – letzlich können die belasteten Partikel in der Nahrungskette landen.

Kunststoffe gehören darum nicht in Pflegeprodukte – doch deutsche Marktführer wie Henkel oder Beiersdorf sind um konsequente Lösungen verlegen und verstecken sich hinter einem löchrigen Deal mit der Bundesregierung, dem sogenannten Kosmetikdialog. Weder Wirtschaft noch Politik haben sich in der Bewältigung des Problems bislang besonders hervorgetan – weiterhin sind beide gefragt.

>>> Unterschreiben Sie hier eine Protestmail an Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD), und setzen Sie sich gegenüber der Bundesregierung für ein Verbot von Plastik in Kosmetik ein!

  • Gruppenaktionstag in Berlin

    Im Vorübergehen informiert

    Überspringe die Bildergalerie
  • Briefkasten für Protestpostkarten

    Post für die Politik

    Überspringe die Bildergalerie
  • Inhaltsliste unter der Lupe

    Das Kleingedruckte landet im Meer

    Überspringe die Bildergalerie
Ende der Gallerie
Checkliste: Plastik in Kosmetik

Checkliste: Plastik in Kosmetik

2 | DIN A6

275.43 KB

Herunterladen
Datum
Müllhalde mit Kühen in Ghana

Mehr zum Thema

Zwei Jugendliche halten ein Pappschild "Say no to plastic, save the ocean" .
  • 04.04.2024

Eine historische Chance: Die UN-Verhandlungen über ein verbindliches globales Abkommen gegen Plastikverschmutzung gehen weiter.

mehr erfahren
Aktivist:innen vorm Bundeskanzleramt
  • 15.03.2024

Das europäische Lieferkettengesetz wurde beschlossen, auch trotz der Enthaltung Deutschlands. Die EU hat damit gezeigt: Menschenrechte und Klimaschutz sind wichtiger als Profite von Unternehmen.

mehr erfahren
Aktive sitzen auf einem einem 3,5 Meter hohen und 12 Meter breiten Textilmüll-Berg  vor dem Brandenburger Tor, auf dem Banner steht "Fast Fashion: Kleider machen Müll".
  • 05.02.2024

Aussortierte Kleidung landet in großem Stil in Afrika – und wird dort zum Plastikmüllproblem. Eine Greenpeace-Recherche zeigt das Ausmaß, Aktive protestieren gegen Fast Fashion auf der Fashion Week.

mehr erfahren
Protest am Amazon-Logistikzentrum Winsen bei Hamburg
  • 11.12.2023

Fabrikneue Ware oder Retouren einfach zerstören? Exzess der Überproduktion und wahnsinnige Ressourcenvergeudung. Wir konnten ein Vernichtungsverbot für unverkaufte Kleidung erreichen.

mehr erfahren
Greenpeace Aktive halten beim Make Something Day in Berlin Hände mit "Ressourcenschutz fürs Klima" hoch
  • 13.11.2023

Während der Handel in der Vorweihnachtszeit mit Rabattschlachten zum Massenkonsum ruft, treffen sich vom 19. bis 27. 11. Menschen, die auf Reparieren, Selbermachen, Tauschen setzen statt auf Kaufen.

mehr erfahren
Frau mit Kleid vor Spiegel bei Kleidertauschbörse
  • 30.08.2023

Wir ertrinken in Konsumprodukten, die wir nicht brauchen – weniger wäre oft mehr. Hier sind zehn Tipps, wie man im immer schnelleren Verwertungskreislauf auf die Bremse tritt.

mehr erfahren