Jetzt spenden
Die großen Energieversorger RWE, Vattenfall, Eon und EnBW stehen aufgrund von Managementfehlern vor einer prekären Wirtschaftslage.
Paul Langrock / Greenpeace

Große Energiekonzerne haben sich verkalkuliert

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Deutschlands große Energiekonzerne RWE, Eon, Vattenfall und EnBW haben zunehmend mit wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen. Auslöser der prekären Lage aber ist nicht die Energiewende, sondern viel mehr gravierende und anhaltende Managementfehler der Stromriesen. Das zeigt eine umfangreiche Analyse von Prof. Dr. Heinz-Josef Bontrup und Prof. Dr. Ralf-Michael Marquardt von der Westfälischen Hochschule in Recklinghausen im Auftrag von Greenpeace.

Die konkreten Probleme der Konzerne sind zum einen kontinuierlich sinkende Marktanteile im früheren Kerngeschäft der Stromversorgung. Zum anderen haben sich im Zukunftsgeschäft der Erneuerbaren Energien schlagkräftige neue Konkurrenten etabliert.  Das heißt: Die ehemaligen ‚Big 4‘ verlieren im alten Energiegeschäft und fassen auf dem neuen Strommarkt der Energiewende nicht Fuß.

„Stures Festhalten an überkommenem Geschäftsmodell“

Ob Atomausstieg, Energiewende oder der zu reformierende Emissionshandel – alles was den Versorgern heute die Geschäftszahlen verhageln, war im Voraus absehbar. Doch während findige Stadtwerke, Energiegenossenschaften und kleine Ökostromanbieter den Ausbau der Erneuerbaren Energien vorantrieben, bremsten die großen Stromkonzerne und kämpften für eine Laufzeitverlängerung ihrer Atomkraftwerke. Die Konzerne haben die Energiewende schlicht nicht wahr haben wollen. „Das Management der großen Versorger hat die Augen zu lange vor dem absehbaren neuen Energiemarkt verschlossen“, so Studienautor Bontrup. „Jetzt rächt sich das sture Festhalten an einem überkommenen Geschäftsmodell.“

Die Autoren sehen für die Konzerne kaum Aussicht auf wirtschaftliche Besserung. Der Schuldenstand ist hoch, die Kredit-Ratings sind schlecht. Zudem sinkt der Wert von konventionellen Kraftwerken beständig – während gleichzeitig der Anteil an Erneuerbaren Energien steigt. „Diese Schraubzwinge wird für die ehemaligen 'Big 4‘ absehbar nicht lockerer werden, sondern enger“, fasst Co-Autor Marquardt zusammen.  

„Steuerzahler soll nicht für Managementfehler aufkommen“

Die Folgen dieser Misere gehen über die schwachen Bilanzzahlen von RWE, Eon und Co hinaus: Die schlechten wirtschaftlichen Aussichten der Konzerne bedrohen deren finanzielle Verpflichtungen – etwa die Milliardenkosten für den Rückbau der Atommeiler und die Umweltfolgen des Braunkohletagebaus.

Für diese Kostenherde haben die Konzerne Gelder zurückgestellt. Gesichert werden diese größtenteils durch den Wert ihrer eigenen Kraftwerke. Doch deren Wert sinkt, die Rückstellungen werden unsicherer. „Die Bundesregierung muss dringend dafür sorgen, dass die Rückstellungen der Energieversorger in einer öffentlich-rechtlichen Stiftung gesichert werden“, fordert Greenpeace-Energieexperte Austrup. „Der Steuerzahler soll nicht für die Managementfehler von vormals blendend verdienenden Konzernen aufkommen müssen.“

Die Zukunft der großen Energieversorger

Die Zukunft der großen Energieversorger

297 | DIN A4

3.44 MB

Herunterladen
Datum

Mehr zum Thema

Wind Turbine Counter Against Slow Energy Transition in Bavaria
  • 14.09.2023

Bayern ist bundesweit Schlusslicht bei der Windenergie - obwohl die Regierung jährlich neue Rekorde für den Ausbau von Windrädern verspricht. Ein Greenpeace-Tracker zeigt nun den “Fortschritt”.

mehr erfahren
Aktive protestieren mit Windrädern gegen zu wenig Windkraftausbau in Bayern
  • 29.08.2023

Klimaneutralität bis 2040 – das hat sich die bayerische Landesregierung auf die Fahne geschrieben. Passiert ist bisher viel zu wenig, deshalb hijacken Greenpeace-Aktive ihre Fahne jetzt.

mehr erfahren
Flutwohnung Berlin, zerstörter Küchenschrank
  • 19.07.2023

Während die Politik lang und breit über Klimaschutz debattiert, zeigen Greenpeace-Aktive mit einer Flut-Installation, was Klimakrise in Deutschland bedeutet. Erst in Berlin, und nun in Hamburg.

mehr erfahren
Renewable Energy Farm in Germany
  • 05.07.2023

Die Energiewende könnte Bayern günstigen und klimafreundlichen Strom bringen und den Wirtschaftsstandort sichern. Doch seit Jahren arbeitet die Staatsregierung gegen den Ausbau der Windkraft.

mehr erfahren
Windpark bei Altentreptow in Mecklenburg-Vorpommern
  • 04.04.2023

Windkraft – zweitliebste Energieform in Deutschland. Sie spielt beim grundlegenden Umbau der deutschen Energieversorgung sowohl an Land als auch auf dem Meer eine herausragende Rolle.

mehr erfahren
Licht fällt aus einem Dachfenster
  • 23.02.2023

Auch Gebäudewärme muss schnell klimaneutral erzeugt werden, wollen wir die Klimaziele schaffen und unabhängig vom Import fossiler Energien werden. Eine Wärmewende muss her, und Greenpeace sagt, wie.

mehr erfahren