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Protestzug
Bernd Lauter / Greenpeace

Sternmarsch für Klimaschutz und gegen Erweiterung der Tagebaue am Hambacher Wald

Es sind idyllische kleine Dörfer tief im Westen Deutschlands: Keyenberg, knapp 800 Einwohner, Kuckum, rund 500, oder die noch kleineren Ortschaften Unterwestrich, Berverath und Oberwestrich. Ihre Wurzeln reichen bis ins Mittelalter, sie haben Kirchen und Wegkreuze, ein Herrenhaus und eine alte Mühle. Auch manche der Bauernhöfe existieren bereits seit Jahrhunderten, denn der Boden war schon immer gut in der Erkelenzer Börde. Die Niers entspringt hier, es gibt Faschingsvereine, Schulen, eine Bäckerei am Eck und die freiwillige Feuerwehr – Dorfleben eben.

Doch damit könnte bald Schluss sein, ginge es nach dem Energiekonzern RWE. Der will an seinen Plänen festhalten und ganze Dörfer abbaggern,  Wiesen, Wälder und Äcker zerstören. Dabei hat die von der Bundesregierung eingesetzte Kohlekommission erst kürzlich einen Ausstieg aus der Braunkohle beschlossen. Gerade hier im rheinischen Braunkohlerevier müssen zahlreiche Kohlekraftwerke mit einer Leistung von mindestens drei Gigawatt bereits in den kommenden Jahren abgeschaltet werden. Die Braunkohle aus den Tagebauen wird also nicht mehr zwingend benötigt. Deshalb verstehen viele Menschen in Keyenberg, Kuckum und  Berverath den Grund für RWEs Pläne nicht. Sie leben gern hier, wollen bleiben, ihr Zuhause nicht verlieren. Weil es ihre Heimat ist.

Hambacher Wald gerettet?

Für sie ebenso wie für Greenpeace und andere Umweltschutzverbände leitet sich aus den Ergebnissen der Kohlekommission folgerichtig ab,  dass in den Tagebauen Hambach und Garzweiler deutlich weniger Braunkohle gefördert werden muss als ursprünglich geplant. Denn die alten Braunkohleblöcke in den Kraftwerken Neurath, Niederaußem und Weißweiler würden als erste vom Netz gehen. Ebenso logisch ergibt sich, dass keine weiteren Dörfer und Landschaften für Braunkohle abgebaggert werden müssen. Der Hambacher Wald sollte gerettet sein, und alle Dörfer rund um Garzweiler könnten erhalten werden.

Aber RWE sieht das anders. Der Kohlekonzern, der die Braunkohlekraftwerke im rheinischen Revier betreibt, macht bislang einfach weiter, als würde ihn der Kompromiss der Kohlekommission nicht betreffen: In den Dörfern lässt er Pumpanlagen bauen, um das Grundwasser abzusenken, die Umsiedlung wird weiterhin vorangetrieben. Als wenn es keinen Stopp für die Braunkohle gäbe.

Sternmarsch als Zeichen

Die offizielle Begründung: Politik und RWE müssten ja jetzt erst einmal ausverhandeln, wie sich die Eckdaten des Kohlekonsenses konkret umsetzten ließen. Dabei legt der Energiekonzern allerdings überhaupt keine Eile an den Tag. Bei der Räumung der Dörfer hingegen schon. Das ist mindestens ignorant, wenn nicht sogar herzloses strategisches Kalkül, um Fakten zu schaffen. Den Menschen in den Dörfern macht es jedenfalls Angst. Und all diejenigen, denen ernsthafter Klima- und Umweltschutz am Herzen liegt, die macht es wütend. Deshalb rufen sie für kommenden Samstag zum Protestmarsch für Klimaschutz und den Erhalt der Dörfer auf.

Den Sternmarsch organisiert das Aktionsbündnis „Alle Dörfer bleiben“. Aus acht ebenfalls vom Tagebau bedrohten Orten werden  kommenden Samstagnachmittag Menschen zu Fuß oder mit dem Fahrrad nach Keyenberg ziehen, dem Dorf, das nach den Plänen von RWE dem Tagebau als nächstes weichen soll. Auf der gemeinsamen Abschlusskundgebung wollen sie zeigen: „Unsere Dörfer bleiben!“ Denn die Menschen, die da leben, lieben sie.

Kommen Sie zum Sternenmarsch nach Keyenberg. Alle Infos finden Sie hier.

  • Greenpeace-Aktivisten halten Ortsschilder mit "Keyenberg bleibt"

    Dörfer erhalten!

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