Jetzt spenden
Trees against coal power plant
Uwe H. Martin/Greenpeace

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Damit ist die vom Senat angekündigte ambitionierte Hamburger Klimaschutzpolitik leichfertig aufgegeben worden. Es ist ein rechtsstaatlich einmaliger Vorgang, dass die Entscheidung zum Bau von Moorburg am Mittagstisch im persönlichen Gespräch zwischen Ole von Beust und Vattenfall-Chef Lars Göran Josefsson gefällt wird und nicht auf Grundlage eines Erörterungstermins, empört sich Karsten Smid, Klimaexperte von Greenpeace. Ole von Beust hat sich von Vattenfall im Hinterzimmer mit leeren Versprechungen abspeisen lassen.

Vattenfall verspricht in der Vereinbarung ein sauberes Kohlekraftwerk für Moorburg. Das soll mit einer CO2-Abscheidetechnik erreicht werden, die bisher noch nicht einmal im Versuchstadium funktioniert. Wo der CO2-Abfall in den Untergrund verpresst werden soll, ist selbst für Experten noch völlig unklar. Zudem gibt es niemanden, der für eine sichere und dauerhafte Endlagerung die Verantwortung übernimmt.

Aber darum braucht sich Vattenfall nicht zu sorgen. Baut der Konzern die Anlage zur CO2-Abschneidung bis 2015 nicht, droht ihm gerade einmal eine Strafzahlung von 10,5 Millionen Euro. Das Geld müsste über den Zeitraum von drei Jahren in einen Klimafonds eingezahlt werden. Ein Witz, findet Smid, denn: Für einen Konzern wie Vattenfall sind 10,5 Millionen Euro nur Peanuts. Diese Vereinbarung gibt Vattenfall ein klares Signal: Besser Geld in eine Strafzahlung als in eine extrem teure und völlig unsichere CO2-Abscheidetechnik zu investieren.

Eine Liste leerer Versprechungen

Die CO2-Abscheidung wäre übrigens kein Wundermittel: Sie würde den Wirkungsgrad des Kraftwerks stark verringern. Und die Liste der Versprechungen Vattenfalls an den Senat geht weiter. So soll das Kraftwerk in Moorburg statt 450 MW insgesamt 650 MW der erzeugten Wärme in das Fernwärmenetz auskoppeln. Dabei gibt es noch nicht einmal eine vage Vorstellung, wer diese zusätzliche Fernwärme abnehmen soll.

Weiterhin soll das neue Kraftwerk 2,3 Millionen Tonnen CO2 einsparen. Bestätigt wurde dies bis dato nur von einem Gefälligkeitsgutachten des TÜV-Rheinland. Öffentlich zugänglich ist dieses Papier allerdings nicht. Während eines Erörterungstermins war Vattenfall schlüssige Antworten zu solchen Fragen schuldig geblieben. Daher bezweifelt Greenpeace die Angaben.

Die Organisation fordert ein Alternativkonzept zum klimaschädlichen Kohlekraftwerk Moorburg. Der Senat muss unverzüglich seiner Verantwortung gerecht werden, statt Industrieinteressen vorrangig zu behandeln.

Vattenfall-Chef Lars Göran Josefsson hat für den Bau des Kohlekraftwerks in Moorburg Kontakte spielen lassen; sich persönlich bei Bundeskanzlerin Angela Merkel und Hamburgs Erstem Bürgermeister Ole von Beust eingesetzt. Damit hat er seine Position als persönlicher Klimaberater der Kanzlerin für Konzerninteressen missbraucht.

Online-Mitmachaktion

https://act.greenpeace.de/warmewende-jetzt

Wärmewende jetzt!

Die Bundesregierung will die Wärmewende ausbremsen - doch das wäre fatal und würde neue Unsicherheiten schaffen. Wir fordern: keine Abschwächung des Gesetzes, faire Förderung und Schutz für Mieter:innen!

Petition unterzeichnen
0%
vom Ziel erreicht
0
haben mitgemacht
0%
Thermography of Wasted Heat in Germany

Mehr zum Thema

Protest at CCS Trade Fair in Hamburg

Kohlendioxid-Endlager bald auch in Bayern?

Der Bundestag hat die Speicherung von Kohlendioxid, genannt CCS, erlaubt. In Bayern sucht Wirtschaftsminister Aiwanger bereits nach Endlagern für CO2.

mehr erfahren über Kohlendioxid-Endlager bald auch in Bayern?
Protest at CCS trade fair in Hamburg

CCS: Mythen und Fakten

Nun leider doch: Die Bundesregierung beschließt, CO2 im Meer zu versenken. Doch CCS ist keine Lösung – aktuelle Studien beleuchten die Risiken der CO2-Verpressung und bewerten den Gesetzentwurf.

mehr erfahren über CCS: Mythen und Fakten
Greenpeace-Aktivisten protestieren mit projizierten Sprüchen am neuen Kohlekraftwerk von Vattenfall in Moorburg, Hamburg.

Kraftwerk Moorburg: Klimazerstörung made in Hamburg

Zu groß, zu schmutzig, zu spät: Mit Moorburg geht ein Kohlekraftwerk ans Netz, das heute niemand mehr braucht. Dahinter steckt eine bewusste Täuschung.

mehr erfahren über Kraftwerk Moorburg: Klimazerstörung made in Hamburg
Braunkohlekraftwerk Lippendorf: Kühltürme und Schornsteine mit Rauch, davor Bagger im Braunkohletagebau

Bilanz-Bluffs bei der Leag

Die Lausitzer Kohlegruben der Leag zu renaturieren, wird Milliarden kosten. Das Unternehmen des Multimilliardärs Daniel Křetínský legt viel zu wenig Geld zurück. Wälzt er die Kosten auf den Osten ab?

mehr erfahren über Bilanz-Bluffs bei der Leag
Martin Kaiser auf der Demo in Lützerath

Lützerath, wie weiter?

Das Dorf Lützerath ist nun dem Erdboden gleichgemacht. Wie geht es jetzt weiter mit dem Klimaschutz, der Klimapolitik und der Klimabewegung? Fragen an Greenpeace-Chef Martin Kaiser.

mehr erfahren über Lützerath, wie weiter?
35.000 Menschen demonstrieren gegen die Räumung von Lützerath

Lützerath-Räumung

Trotz des Protests zehntausender Menschen, trotz tagelanger mutiger Aktionen ist Lützerath nun geräumt. Der Abriss schreitet schnell voran. Doch fürs 1,5 Gradziel darf die Kohle nicht verheizt werden.

mehr erfahren über Lützerath-Räumung