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Greenpeace Aktivist:innen zeigen ein Banner auf dem Major Economies Forum
© Mannie Garcia / Greenpeace

Grenzen des Wachstums

Wem gehört die Erde?

Unser Wirtschaften treibt die Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen unaufhörlich voran - auf Kosten künftiger Generationen. Wir müssen umdenken.

Unsere heutige Gesellschaft giert nach immer mehr Wachstum - das Pro-Kopf-Einkommen in den Industrienationen hat sich alle 30 bis 40 Jahre verdoppelt! Uns stehen immer mehr Produkte und Dienstleistungen zur Verfügung.

Wir haben uns längst daran gewöhnt, Wachstum als Voraussetzung für mehr Wohlstand und als Lösungsansatz für jede Krise zu betrachten. Dieses Wirtschaftssystem hat jedoch ein Problem: Es zerstört unsere natürlichen wie sozialen Lebensgrundlagen, denn unser Planet hat Grenzen.

Die Ressourcen der Erde sind nicht unendlich. Auch die Kapazität dessen, was wir dem Planeten als Altlasten und Probleme aufbürden können, ist begrenzt: steigende CO2-Emissionen und Erosionen, die schleichende Vergiftung von Böden und Meeren oder ein rasanter Verlust an Tier- und Pflanzenarten. All das nehmen wir in Kauf als Kollateralschaden auf dem Weg zu mehr Wachstum. Das ressourcenintensive Wirtschaften untergräbt jedoch zunehmend seine physischen Voraussetzungen, denn diesem Modell gehen die billigen Rohstoffe und die ökologischen Senken, die die Lasten aufnehmen müssen, aus.

Der Wohlstand kommt nur einer Minderheit zugute: Industrieländer verbrauchen mit weniger als einem Viertel der Weltbevölkerung mehr als drei Viertel der natürlichen Ressourcen weltweit und verursachen einen ähnlich hohen Anteil der Emissionen.  Die Folgen dieses Lebenswandels haben meist die Ärmsten auszubaden in Form von Dürren und Überschwemmungen. Für sie ist der Klimawandel, der ihre Häuser, Hütten und Ernten vernichtet, deutlich spürbar - und längst ein lebensbedrohender Faktor geworden.

Mächtige Konzerne regieren die Welt

Zum Wohle der Wirtschaft jedoch kommen dringend notwendige Abkommen zum Schutz des Klimas, der Wälder oder Meere und zur gerechten Verteilung der Ressourcen nicht oder nur abgeschwächt zustande. Vorhandene Umweltabkommen werden eher aufgeweicht als weiter entwickelt – dies ist die bittere Wahrheit der letzten Klimakonferenzen wie auch des letzten Erdgipfels im Juni 2012 in Rio. Nicht unerheblich an dieser Entwicklung beteiligt sind die großen international agierenden Konzerne. Sie können global frei agieren , denn verbindliche internationalen Regelungen zur Rechenschaftspflicht, Verantwortung und Haftung fehlen.

Dagegen verfügen sie über Druckmittel. Die Finanzkraft einzelner Global Player, der weltweit größten Unternehmen, übersteigt inzwischen die einzelner Staaten. Von den hundert größten wirtschaftlichen Einheiten auf der Erde sind im Jahr 2011 laut dem Transnational Institute 40 Unternehmen und 60 Staaten.  Sie haben das nötige Geld, um öffentlichkeitswirksame Kampagnen zu starten, Klagen einzureichen  oder Lobbyisten zu beschäftigen. Oft genügt aber auch schon die Drohung, in andere Regionen mit niedrigeren Steuern oder lascheren Umweltgesetzen abzuwandern, um die Politik gefügig zu machen.

So torpediert die Automobilindustrie strenge CO2-Grenzwerte in der EU  . Oder ein Netzwerk von Industrien, die mit fossilen Energien Milliarden verdienen, investiert in allerhand Maßnahmen, um ambitionierte Klimaschutzziele zu verhindern .

Nachhaltig ist gut investiert

Dass das Ignorieren der von der Natur gesetzten Grenzen auf Dauer nicht funktioniert, werden auch zunehmend die Industriestaaten zu spüren bekommen. Wirbelstürme zeigen neben dem menschlichen Leid auch die ökonomischen Folgen unseres Wirtschaftens. Und das ist erst der Anfang. Der ehemalige Weltbank-Ökonom Nicholas Stern schätzte bereits 2006  in seinem für die englische Regierung verfassten Report „Stern Review on the Economics of Climate Change“ , dass jährlich fünf Prozent des globalen Bruttoinlandprodukts (BIP) für durch den Klimawandel verursachte Schäden aufgebracht werden müssen - wenn wir nicht jetzt anfangen zu handeln. Würden weitere Risiken eingerechnet, käme er sogar auf 20 Prozent. In Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels müsste hingegen nur ein Prozent des BIPs investiert werden.

„Die Politik muss endlich geeignete Steuerungsinstrumente einsetzen, damit der Planet nicht kollabiert“, sagt Jürgen Knirsch von Greenpeace. „Vernünftige Anreize beispielsweise für die Umstellung auf nachhaltige Produktionsweisen für Industrie und Landwirtschaft fehlen ebenso wie ein rechtlicher Rahmen für nachhaltige Produktions- und Konsummuster. Dagegen wird die Industrie häufig von Auflagen befreit, die einen ernsthaften Klima-, Ressourcen- und Umweltschutz unerlässlich sind."

Verantwortung übernehmen

Um die Zukunft für alle Menschen der Erde gerechter und die Wirtschaft nachhaltiger zu gestalten, müssen wir unseren Ressourcenverbrauch und Schadstoffausstoß drastisch senken. Boden, Wasser, Luft, Wälder, Meere und die biologische Vielfalt bilden die Lebensgrundlage aller Menschen auf der Welt. Greenpeace setzt sich für ein faires Miteinander ein - für mehr soziale Gerechtigkeit. Greenpeace hat für den Erdgipfel im Juni 2012 in Rio de Janeiro 12 Forderungen aufgestellt, die erfüllt werden müssen, wenn das Leben auf der Erde sich nicht grundlegend verschlechtern soll. Dazu gehört auch, das Konzept des Wachstums und ein auf Konsum und Verschwendung ausgerichteter Lebensstil, wie er in allen Industrienationen vorherrscht, kritisch zu hinterfragen. Denn auch jeder einzelne Verbraucher ist Teil des Ganzen und hat mit seinem Konsum Einfluss. Bio- und fair gehandelte Produkte kosten zwar mehr, dafür werden Bäuerinnen und Bauern oder Näherinnen angemessener bezahlt und die Umwelt nicht verseucht.

Frachtschiff verlässt den Hafen von Conakry

Massenweiße werden Güter um den ganzen Globus transportiert. Mit mannigfaltigen Problemen für die Umwelt entlang der ganzen Lieferkette.