
Mega-Gasprojekt bedroht Wale in Australien
- Hintergrund
Die Küste Westaustraliens: Hier befinden sich Weltnaturerbe-Stätten und zahlreiche Meeresschutzgebiete, die einzigartige Ökosysteme bewahren sollen. Doch all das ist akut in Gefahr. Der größte australische Öl- und Gaskonzern Woodside will hier ein Mega-Tiefseegasprojekt umsetzen. Das würde bedeuten: Einsätze von Unterwasserschallkanonen für seismische Tests, insgesamt über 1300 km lange Pipelines, Gasbohrungen in mehr als 900 Metern Tiefe, eine schwimmende Offshore-Plattform – und das ist erst der Anfang. Ermöglicht wird dieses Vorhaben teils durch deutsche Steuergelder, denn Staatskonzern Uniper will das Gas kaufen. Zusammen mit RWE ist Uniper und somit die Bundesregierung ein Hauptabnehmer dieses dreckigen Gases. Diese Kaufverträge waren und sind entscheidend für die Finanzierung und Realisierung des Projektes.
Update vom 20. Mai 2023:
Unterwegs mit der Rainbow Warrior
Das Greenpeace-Schlauchboot kommt zum Stehen, die Crew stellt den Motor ab – und keine Minute später sehen Sie Buckelwale, die nur wenige Meter vom Schlauchboot der Crew auftauchen.
So schnell sie kann, lässt Franziska Saalmann, Meeresbiologin bei Greenpeace Deutschland das Unterwassermikrofon ins Wasser, um die Gesänge der Meeressäuger aufzuzeichnen. Diese Szene ereignete sich Anfang Mai 2023 vor der westaustralischen Küste – Greenpeace Deutschland ist zusammen mit Greenpeace Australia Pacific und einer internationalen Crew vor Ort. Denn genau hier bedroht das neue Mega-Gasprojekt eine unglaubliche marine Artenvielfalt.
“Wir zeigen der Welt durch unsere Vor-Ort-Dokumentation, hautnah, was alles auf dem Spiel steht, wenn Woodside mit seinen zerstörerischen Plänen voranschreitet", erzählt Saalmann. Jedes Jahr ziehen Buckel- und Blauwale aus den eisigen Gewässern der Antarktis vor die Küste Westaustraliens, um dort ihre Kälber auf die Welt zu bringen. Auch Walhaie, Delfine, Schildkröten, riesige Rochen und urtümliche Seekühe bevölkern dort die Riffe und Seegraswiesen.

Wir machen den Skandal sichtbar: Auf der Rainbow Warrior folgen wir den Migrationsrouten der Wale, die an der Küste entlangführen. Dabei konnte wir auch bedrohte Walarten beobachten
Diese Meeresumwelt steht bei dem Mega-Gasprojekt auf dem Spiel
Woodsides Mega-Gasprojekt gefährdet diese sensiblen Tiere – unter anderem durch Lärm und Verschmutzungen – z.B. durch Öllecks und Schiffsunfälle.
Der Umgang des Konzerns mit alter Infrakstruktur wie z.B. zwei alten, rostenden Öltürmen nahe des Ningaloo Reefs, lässt leider darauf schließen, dass die Vermüllung der Ozean duch Woodside und seine neuen fossilen Energieprojekte nicht ausbleiben wird.
“Außerdem zeigen wir die fragilen Korallenriffe, die durch die Befeuerung der Klimakrise durch Woodside vor Ort noch weiter bedroht werden.“, so Saalmann weiter.
Noch haben die Arbeiten des Öl- und Gasriesen nicht begonnen. Doch wenn Woodside die Genehmigungen erhält, kann der Konzern bald mit seismischen Tests, sprich dem Einsatz von Unterwasserschallkanonen, beginnen. Diese erzeugen einige der lautesten Geräusche im Ozean und sind unter anderem für Wale eine extreme Gefahr. Sie reagieren sehr empfindlich auf Unterwasserlärm, da sie Schall und Sonar meisterhaft zur Kommunikation, Navigation und Nahrungssuche nutzen. Gegen[CH1] die Genehmigungsanträge von Woodside reicht Greenpeace Australia Pacific regelmäßig Einwände ein, da die Anträge gravierende Mängel aufweisen.
Risiken des Mega-Gasprojekts werden auch in der Greenpeace-Studie “Moby Sick: The Costs of Woodside’s Burrup Hub for Threatened Whales” (deutsche Zusammenfassung hier) deutlich. Die Meeresgebiete hier sind voller Leben, das wir erhalten müssen – und dazu haben wir jetzt noch die Chance!”, so Saalmann weiter.
Die Bundesregierung in der Verantwortung
Als großer Abnehmer des russischen Gases stand Uniper Ende 2022 kurz vor dem Bankrott. Zu Rettung des Konzerns hat der Bund den Gasimporteur daraufhin verstaatlicht. 99 Prozent des Unternehmens gehören nun der Regierung. Greenpeace Deutschland hat zeitgleich ein Rechtsgutachten veröffentlicht, das aufzeigt, welche juristischen Folgen der Kauf für die Bundesregierung hat. Als Eigentümerin des Unternehmens ist sie aufgrund des Klimaschutzgesetzes verpflichtet, Uniper nachhaltig zu transformieren und Klimaschäden durch das Mega-Gasprojekt abzuwenden. Denn durch die Verstaatlichung sind nun auch unser aller Steuergelder daran beteiligt. Das von der Klimaanwältin Roda Verheyen und ihrem Kollegen John Peters erstellte Gutachten leitet die Verantwortung der Bundesregierung aus gesellschaftsrechtlichen Klimapflichten und dem Verfassungsrecht ab.
„Mit Uniper übernimmt die Bundesregierung auch die Verantwortung für den Klimakurs des Unternehmens“, sagt Greenpeace-Meeresexperte Till Seidensticker. „Als Wirtschafts- und Klimaminister muss Robert Habeck verhindern, dass der künftige Staatskonzern Uniper weiter in umwelt- und klimaschädliche Tiefseebohrungen investiert. Niemand darf glauben, dass dies eventuell einen Weg aus der aktuellen Versorgungskrise in Deutschland öffnen könnte. Das Gas wird erst ab 2026 ausgebeutet, aber Unipers Vertrag mit Woodside läuft bis mindestens 2039. Dieses Projekt zerstört den Lebensraum von Walen und heizt die Klimakrise weiter an. Uniper muss sich daraus zurückziehen.“
Bereits am 17. August 2022, demonstrierten Aktivist:innen von Greenpeace Deutschland als Uniper mit ihrer Halbjahresbilanz große Verluste, verkündete am Uniper-Hauptsitz in Düsseldorf. Vier Wochen zuvor protestierten sie auch am RWE-Hauptsitz in Essen. RWE verzeichnet momentan aufgrund der Energiekrise im Gegensatz zu Uniper Rekordgewinne in Milliardenhöhe.Diese sind auch auf ihre Gasgeschäfte zurückzuführen.

RechtsgutachtenUniperSE_Greenpeace.pdf
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HerunterladenHintergrund: Worum geht es bei dem Woodside-Gasprojekt vor Australien genau?

© Greenpeace
Die geplanten Bohrungen fänden im Migrationsgebiet von Walen und anderen Meerestieren statt.
Der größte australische Öl- und Gaskonzern Woodside will mit dem Mega-Gasprojekt ‘Burrup Hub’ vor der artenreichen Küste von Westaustraliens neue Erdgasfelder im Meer erschließen. Ganze zwölf Meeresschutzgebiete sind akut dadurch bedroht - eine Pipeline würde sogar mitten durch ein Schutzgebiet verlaufen. Die Erdgasförderung an diesem Ort zerstört den Lebensraum und die Migrationspfade von Walen und etlichen anderen Arten, wunderschöner Korallenriffe – und ist zudem das klimaschädlichste Projekt, das derzeit in Australien geplant ist.
Für die Erschließung des ersten Projekt-Teils Scarborough muss Woodside Meeresboden ausbaggern.afür würden sie riesige Betonpfähle in den Meeresboden rammen und Millionen Tonnen zerkleinerter Korallen und Felsen im Dampier-Archipel verklappen. Und das in einem Gebiet mit der größten Artenvielfalt im Meer vor Westaustralien. Ohne die deutschen Vertragspartner RWE und Uniper wäre das Projekt nicht länger rentabel und zum Scheitern verurteilt.
Die Zukunft gehört den Erneuerbaren Energien. Doch dazu braucht es eine mutige Transformation des Energiesektors - und kein “Weiter so”, das RWE und Uniper allen Beteuerungen des Gegenteils nachweisbar betreiben.
Zerstörung vor Australien, Protest in Deutschland
Selbst im besten Fall ist das, was Woodside vor der Küste plant, eine unzumutbare Belastung für die australische Unterwasserwelt und das Klima weltweit. In einem weiterem Report „Deep-sea Disaster Why Woodside’s Burrup Hub project is too risky to proceed“ verdeutlicht Greenpeace Australia Pacific wie groß die Gefahr vor Unfällen bei diesem Vorhaben ist. Scarborough und das Burrup Hub-Projekt insgesamt drohen Lebensräume unwiederbringlich zu zerstören, und zwar für fossile Brennstoffe, deren Nutzung wir uns angesichts der Erderhitzung nicht länger leisten können. RWE und Uniper müssen aus dem Projekt aussteigen, auch zum Schutz der Meeresumwelt.

DIE RISIKEN VON WOODSIDES GASBOHRUNGEN FÜR WALE - DEUTSCHE ZUSAMMENFASSUNG
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Deep-Sea Disaster: Why Woodside’s Burrup Hub project is too risky to proceed - Study.pdf
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Bedrohte Meere durch Gasförderung_deutsche Zusammenfassung.pdf
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