10 Tipps: Was kann ich tun, um den demokratischen Zusammenhalt zu stärken?
- Ein Artikel von Greenpeace
- Kurz und Knapp
Aktiv für Menschlichkeit und Miteinander, gegen Ausgrenzung und Hetze
Unsere Demokratie ist bedroht. Zugleich stehen überall in Deutschland Menschen auf, um sie zu verteidigen. Von Cottbus bis Köln zeigt dieses Land, dass Demokratiefeindlichkeit unerwünscht ist. Hier kommen 10 Tipps, was jede:r Einzelne für mehr Menschlichkeit und Miteinander und gegen Hass und Hetze tun kann.
Die Enthüllungen der Mediengruppe Correctiv Recherche über geheime Pläne, Millionen von Menschen wegen ihrer Herkunft aus Deutschland zu vertreiben, haben viele tief erschüttert. Es ist erschreckend deutlich geworden, dass unsere Demokratie keine Selbstverständlichkeit ist, sondern dass wir sie schützen müssen. Denn ein Angriff auf eine Gruppe der Bevölkerung ist ein Angriff auf uns alle.
Auch für Greenpeace ist diese Entwicklung alarmierend. Zum einen ist eine demokratische Kultur und Debatte die Grundlage für Engagement - ohne Demokratie kein Umwelt- und kein Klimaschutz. Zum anderen sind Menschen verschiedenster Herkunft und Religionen als Mitarbeiter:innen, Aktivist:innen und Ehrenamtliche ein fester Teil von Greenpeace. Dafür stehen wir gemeinsam ein!
Aber was kann jede:r Einzelne tun, damit menschenfeindliche Ansichten sich nicht verbreiten? Wir haben 10 Tipps zusammengestellt. Diese stammen nicht alle von uns - es gibt Organisationen, die sich mit dem Thema gut auskennen und speziell dazu arbeiten. Wo passend, haben wir auf sie verlinkt. Denn die Demokratie braucht jetzt uns alle. Und nur zusammen sind wir stark!
1. Für positive Werte eintreten
Expert:innen wie die Amadeu Antonio Stiftung betonen, dass die eigene Haltung das wichtigste Instrument gegenüber Rechtspopulist:innen ist: Das bedeutet, sich nicht an intoleranten Positionen abzuarbeiten, sondern stattdessen offensiv entgegenzusetzen, wofür man selbst steht und in was für einer Gesellschaft man leben möchte.
2. Menschenfeindliche Aussagen nicht unkommentiert lassen
In der Supermarkt-Schlange, im Sportverein oder auf der Familienfeier - plötzlich macht jemand einen abwertenden Spruch über Menschen mit Migrationshintergrund, mit Behinderung, über jüdische oder queere Menschen. Wenn dies unkommentiert stehen bleibt, fühlt der:diejenige sich in seinen:ihren Ansichten bestärkt. Deshalb ist es wichtig, etwas dagegen zu sagen. Es muss nicht besonders klug oder ausgearbeitet sein - Hauptsache, es wird klar, dass diese Aussagen nicht “normal”sind, sondern diskriminierend. Wer mehr wissen möchte: Es gibt Trainings, wie man in solchen Situationen reagieren kann. Auch die Bundeszentrale für politische Bildung gibt Tipps.
3. Differenziert bleiben
Schwarz-Weiß-Malen bedient die gleiche Rhetorik, die demokratiefeindliche Kräfte nutzen. Auch wir von Greenpeace haben oft viel Kritik am Handeln von Politiker:innen. Dennoch ist die parlamentarische Demokratie eine funktionierende Staatsform - und sie hat auch in der Vergangenheit bewiesen, dass sie Lösungen für gesellschaftliche Probleme finden und umsetzen kann. Pauschal auf “die da oben” zu schimpfen, die “alle korrupt” seien, wird den oft komplexen Herausforderungen nicht gerecht und stärkt eher demokratiefeindliche Kräfte. Hilfreicher ist, sich für mehr demokratische Kontrolle und Regeln einzusetzen.
4. Gesicht zeigen
Gehen Sie auf Demos, zu Sit-Ins, zu Podiumsdiskussionen oder unterzeichnen Sie eine Petition. Demonstrationen sind eines der wichtigsten Instrumente, um in einer Demokratie die eigene Meinung zu vertreten. Sie sind auch sichtbarer Spiegel von Haltungen in der Bevölkerung. Politiker:innen und auch Menschen mit anderen Ansichten nehmen das wahr und können sich nicht mehr pauschal auf angebliche “allgemeine Stimmungen” beziehen. Eine Übersicht über alle Demonstrationen, die jetzt für die Demokratie eintreten, gibt es hier.
5. Respektvoll bleiben
Bei Greenpeace tragen wir durchaus harte politische Konflikte aus, bei denen es um viel geht - dennoch bleiben wir in unserer Haltung und Sprache friedlich und nicht-abwertend, auch gegenüber Konzernen oder Personen, die in einer Kampagne unsere Gegner:innen sind. Dies gilt noch einmal mehr für Teile der Bevölkerung: Wer Menschen das Gefühl gibt, dass sie und ihre Weise zu leben, weniger wert sind, stärkt antidemokratische Kräfte, die teilweise gezielt um diese Menschen werben.
6. Falschinformationen korrigieren
Die sozialen Medien sind ein wirksames Instrument, um Menschen zu mobilisieren. Leider nutzen dies auch antidemokratische Kräfte. Mit gefälschten “Nachrichten”, oft Bilder oder Videos, machen sie Stimmung gegen Teile der Bevölkerung. Es hilft, wenn man die Herkunft solcher “Fake-News” in Frage stellt und selbst auf seriöse Quellen verweist. Stumme Mitleser:innen, die in ihrer Meinung noch unentschlossen sind, lassen sich dadurch noch erreichen. Einen dezidierten Faktencheck bietet beispielsweise die Seite mimikama.org.
7. Zusammenhalten
In Deutschland leben sehr verschiedene Menschen zusammen. Alle haben ihre ganz eigene Geschichte, viele erleben unterschiedliche Diskriminierungen. Diese zu überwinden geht - bei aller Unterschiedlichkeit - nur gemeinsam. Denn Angriffe gegen das demokratische Zusammenleben treffen letztlich immer alle, die irgendwie nicht in das Weltbild von Antidemokrat:innen passen - ob es wegen der Herkunft, Religion, sexueller Orientierung oder anderer Merkmale ist. Daher sollten auch alle für alle einstehen - und sich auch bemühen, eigene, oft unbewusste Vorurteile zu hinterfragen und zu überwinden.
8. Wählen gehen
“Wahlen verändern doch nichts!” - diese Aussage hört man auch von sonst engagierten Menschen durchaus, oder “Die Parteien sind doch alle gleich!” Aber es macht eben doch eine großen Unterschied, welche politischen Positionen wie stark in den Parlamenten vertreten sind. Die Einführung des allgemeinen Wahlrechts ist, auch wenn es uns heute selbstverständlich erscheint, eine große demokratische Errungenschaft. Die sollten wir nutzen, gerade in Zeiten, in denen die Demokratie vor Herausforderungen steht. Nächster wichtiger Termin in diesem Zusammenhang: Die Europawahl am 9.6.2024 - bei der ab 16 Jahren gewählt werden darf!
9. Erinnern
Die Vergangenheit darf nicht vergessen werden. Ein wichtiger Baustein für die Sicherung unserer Demokratie bleibt das Erinnern an die Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten, ihre Unmenschlichkeit und ihre Verbrechen, allem voran die Ermordung von 6 Millionen jüdischen Menschen. Auch deshalb versuchen Antidemokrat:innen, diese Erinnerung zu schwächen oder zu verfälschen. Gedenktage, Veranstaltungen und die Berichte von Zeitzeug:innen helfen, dass auch nachfolgende Generationen weiterhin verstehen, wie der deutsche Faschismus möglich wurde und was er angerichtet hat.
10. Nicht resignieren
Bitte geben Sie nicht auf! Die Fülle der aktuellen Krisen kann überwältigend sein und das Gefühl entstehen lassen, selbst machtlos zu sein und dass “alles immer schlimmer” wird. Doch positive Veränderungen sind immer möglich und kommen manchmal unerwartet. Das beste Mittel gegen Verzweiflung oder Resignation ist, gemeinsam mit anderen aktiv zu werden. Dass Zehntausende in praktisch allen deutschen Städten sich spontan versammeln, um für die Demokratie einzustehen, zeigt: Die Mehrheit in der Bevölkerung steht hinter grundlegenden menschlichen Werten und ist bereit, diese auch zu verteidigen.
In eigener Sache
Warum hat Greenpeace die Recherche von Correctiv mit eigenen Recherchen unterstützt?
Greenpeace hat Hinweise auf eine Veranstaltung des “Düsseldorfer Forums” im November 2023 im Landhaus Adlon am Lehnitzsee in Potsdam erhalten. Der konspirative Charakter der vorliegenden Einladungsschreiben – ausgedrückt z.B. durch die Erwähnung einer “Gesamtstrategie im Sinne eines Masterplans” – und die eindeutigen Hinweise auf das rechtsextremistische Spektrum, haben uns zu einer Recherche veranlasst.
Laut Satzung des Greenpeace e.V. besteht der Vereinszweck in der “Förderung des Umwelt- und Tierschutzes sowie des Friedens und der Völkerverständigung”. Dies umfasst die Auseinandersetzung mit und das Aufdecken von rechtsextremistischen Kräften, die auf das systematische Ausgrenzen und Vertreiben von Menschen abzielen, weil solche Bestrebungen den inneren und äußeren Frieden gefährden und der Völkerverständigung entgegenwirken. Während der Recherche wurden wir darauf aufmerksam, dass auch Correctiv-Autor:innen zu diesem Thema arbeiten, mit ihrer Recherche aber bereits deutlich weiter fortgeschritten waren. Aus diesem Grund haben wir uns entschlossen, Correctiv einige Rechercheergebnisse und Dokumente zu überlassen.