Energieversorgung 2050 - wo stehen wir heute?
“Energiewende - jetzt!”
Das steht immer wieder auf Demoschildern, wird im Chor gerufen und von Umweltaktivist:innen gefordert.
Nur durch die Energiewende besteht Hoffnung, das Pariser Klimaschutzabkommen einzuhalten und die Erderhitzung auf 1,5 Grad zu begrenzen.
„Wir haben schon einiges erreicht“, heißt es auf der Webseite von Greenpeace Deutschland. Aber einiges ist eben nicht alles. Und erreicht heißt leider auch nicht immer beendet.
Was es vor allem braucht, ist ein Ausstieg aus allen fossilen Energiegewinnungen. Also ein Ende vom Verbrennen von Kohle, Öl und Gas. Wenn wir das erreichen, heißt das zusammen mit dem Automausstieg automatisch, dass Strom und Wärme dann komplett aus erneuerbaren Energien kommen.
Ein großer Erfolg, den Deutschland Mitte April 2023 feiern konnte, war der endgültige Ausstieg aus der Atomenergie. In der Nacht vom 15.04. wurden die letzten drei Atomkraftwerke abgeschaltet. Endlich. Eigentlich sollte das schon Ende 2022 passieren, aber durch den Angriffskrieg auf die Ukraine und die darauf folgende Energiekrise verschob sich das Ende der Atomkraftwerke.
Auch auf die Gasversorgung hatte der russische Angriffskrieg enorme Auswirkungen und hat abermals gezeigt, wie sehr die Regierung an diesem fossilen Brennstoff festhält. Anstatt alle Kraft auf den Ausbau von erneuerbaren Energien zu lenken, schaffte die damalige Bundesregierung neue Abhängigkeiten, indem sie auf den Ausbau des Imports von Flüssiggas aus anderen Ländern setzte. Dazu kommen die klimaschädlichen Folgen, die Öl und Gas bergen.
Neben dem Import ist auch die Erschließung neuer Erdgasfelder sowohl in Deutschland als auch im Ausland ein großes Problem und eine Bedrohung für uns Menschen sowie unsere Umwelt. Aktuell geht es immer wieder um den Fall, bei dem rund 20 km vor der Nordseeinsel Borkum ein neues Erdgasfeld erschlossen werden soll. In unmittelbarer Nähe zum UNESCO Weltnaturerbe Wattenmeer und mehreren Naturschutzgebieten soll die Produktionsplattform errichtet werden.
Erdgas besteht hauptsächlich aus Methan, einem Gas, das dem Klima sehr viel mehr schadet als CO2. Es tritt häufig aus undichten Stellen bei Bohrungen oder dem Transport aus und gelangt so in die Atmosphäre. Und selbst wenn es ohne Lecks transportiert werden kann, wird es dann zur Energiegewinnung verbrannt, was Unmengen CO2 produziert.
Ähnlich ist es bei Erdöl, dessen Verbrennung Unmengen CO2 in die Atmosphäre bringt. Neben Plastik und anderen Kunststoffen ist die häufigste Nutzung von Erdöl auch weiterhin das Beheizen oder das Nutzen als Kraftstoff. Zwar wurde 2021 die CO2-Steuer eingeführt, durch die man für Gas- und Ölheizungen mehr bezahlen muss, aber diese Abgaben sind bisher gering.
Ein großes Problem sind auch beim Öl die Plattformen. Weltweit gibt es mehr als 12.000 Öl- und Gasplattformen im Meer. Durch neuere Technologien können immer mehr Ölquellen erschlossen werden. Inzwischen ist es möglich, bis in die Tiefsee zu bohren, fast 7000 Meter tief. Und auch vor der Arktis machen Ölunternehmen keinen Halt. Das Problem: Durch die Bohrungen werden Ökosysteme zerstört und Unfälle, bei denen Öl austritt, haben verheerende Folgen.
Auch hier wäre ein zeitnaher Ölausstieg die einzige Möglichkeit, die Gefahren zu verringern und die Zerstörung der Meere zu beenden. Mit einer zusätzlichen Bedingung: Ausgediente und stillgelegte Plattformen dürfen nicht im Meer verbleiben, denn auch sie bergen Gefahren.
Deutschland verbrennt so viel Braunkohle wie kein anderes Land, fast 13% der kompletten CO2-Emissionen stammten 2022 aus Braunkohlekraftwerken. Es ist die klimaschädlichste Art der Stromgewinnung, dennoch tut die Politik hier viel zu wenig.Anfang 2023 gab es große Proteste gegen die Zerstörung des Dorfes Lützeratham Tagebau Garzweiler in NRW. Obwohl der Kohleausstieg bis 2030 in NRW und bis 2038 bundesweit bereits beschlossen und es erwiesen war, dass die Kohle unter Lützerath nicht bis zum Ausstieg gebraucht wird, erweiterte der Energiekonzern RWE sein Abbaugebiet weiter und zerstörte dafür das Dorf.
Es gibt also drei Sektoren: Gas, Öl und Kohle. Bisher gibt es kaum Veränderungen, die dazu führen, unser Klima zu schützen, alles wird weiter gefördert und verbrannt.
Und was ist die Alternative? Ein kompletter Umstieg auf erneuerbare Energien. So bald wie möglich und im Einklang mit einer Reduktion des allgemeinen Energieverbrauchs. Die 1,5-Grad-Grenze kann nicht eingehalten werden, wenn es so weitergeht wie jetzt.
Wind, Sonne, Erdwärme und Wasserkraft. Das sind die Energieformen der Zukunft. Sie sind unendlich und müssen weder aus dem Meeresgrund gebohrt werden, noch müssen dafür ganze Landstriche zerstört werden. Stattdessen muss man nur wissen, wie sie eingefangen und genutzt werden können.
Neben Solaranlagen und Windrädern kann man auch die Kräfte des Wassers nutzen, ebenso wie Geothermie und Biogas aus Abfällen. Wichtig ist vor allem die Vielschichtigkeit und Kombination mehrerer Energiequellen. Solarenergie allein ist schlecht, wenn es dunkel wird, Windenergie gewinnt man nur, wenn es windig ist.
2024 wurde bereits knapp 60 Prozent des Stroms in Deutschland von erneuerbaren Energien erzeugt, ein Großteil davon kam aus der Windenergie. Sie treibt zusammen mit der Solarenergie die Stromwende voran. Neben Photovoltaik-Anlagen, die Sonnenenergie in Strom umwandeln, gibt es auch Solarthermieanlagen, die Wasser zum Heizen oder Duschen direkt erwärmen.
Ein großer Teil der Solaranlagen wird auf Hausdächern installiert, aber auch die Doppelnutzung der Freiflächen, auf denen Solarpanels stehen, nimmt zu. So können Bauern ihr Gemüse und Obst unter Solaranlagen anbauen oder ihre Schafe darunter weiden lassen. Auch die Überdachung von Parkplätzen mit Solaranlagen wird häufiger. In manchen Regionen werden auch kleinere „Balkonkraftwerke“ unterstützt. Diese Zahlungen sind jedoch von Kommune zu Kommune und in jedem Bundesland unterschiedlich, anstatt bundesweit einheitlich.
Bis sich die erneuerbaren Energien jedoch komplett durchsetzen können, liegt noch ein langer Weg vor uns. Allen voran sollte endlich beschlossen werden, aus allen fossilen Energien - also Gas, Öl und Kohle - auszusteigen. Das liegt vor allem in den Händen der Politik.