Jetzt spenden
Supermarktregal mit Obst
Axel Kirchhof/Greenpeace

Patente-Report

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

 

Beispiel 1: Schweizer beanspruchen angenehm schmeckende Melonen.

Das Europäische Patentamt (EPA) gewährte dem Schweizer Agrochemiekonzern Syngenta im Dezember 2011 ein Patent auf Melonen mit einem angenehmen Geschmack. Im Patentantrag (EP1587933) wird der Geschmack als "herb-erfrischend-süß-sauer" beschrieben. Das Patent umfasst alle Melonen, die orange, weiß, grün oder gelb sind und einen gewissen Anteil an Zitronensäure und Zucker sowie einem bestimmten pH-Wert haben. Dabei fallen nicht nur die Pflanze, sondern auch das Saatgut, das Fruchtfleisch und alle Verwendungen unter das Patent. Die "Erfindung" ist das Ergebnis herkömmlicher Zuchtmethoden.

Beispiel 2: Del Monte tomatisiert die Ananas

Der Fruchthandelsriese Del Monte hat im November 2011 ein Patent auf eine transgene Ananas mit modifiziertem Carotinoidgehalt bekommen (EP1589807). Das Carotinoid Lycopin stammt aus Tomaten, zählt zu den Antioxidantien und gilt als Radikalfänger. Die Ananas würde eine rötliche Färbung aufweisen und könnte als "Health Food" vermarktet werden.

Beispiel 3: Monsanto diktiert Auswahl und Preise

Der US-Agrarkonzern hält ein umfassendes Patent auf Brokkoli und blockiert so weitere Züchtung. Mit Beneforté-Brokkoli gelangte 2011 das erste patentierte Gemüse auf den europäischen Markt. Bei Marks & Spencer in Großbritannien ist der Monsanto-Brokkoli mit einem höheren Senfölgehalt erhältlich: vorgeschnitten, in Plastik verpackt und hochpreisig.

Monsanto ist die Nummer 1 im internationalen Saatgutmarkt und hat bereits die größten Gemüsezüchter Seminis und DeRuiter aufgekauft. Der Konzern beansprucht auch Patente auf Schnitzel, Schinken und Würste von Schweinen (WO2009097403), die mit der patentierten Soja des Konzerns - dem Bestseller Roundup-Ready - gefüttert wurden.

Derartige Patente blockieren den Zugang zur biologischen Vielfalt, behindern die Züchtung und reduzieren die Auswahl für Landwirte. Lebensmittelhersteller und Verbraucher geraten in neue Abhängigkeiten, sagt Christoph Then, Patente-Berater von Greenpeace und Sprecher der Koalition "Keine Patente auf Saatgut!". Das Europäische Parlament und die Europäische Kommission müssen in die Initiative gehen und den Ausverkauf der allgemeinen Lebensgrundlagen stoppen. Die Politik muss jetzt endlich die Notbremse ziehen.

Anfang Februar 2012 hatten sich alle Parteien im Bundestag in einer gemeinsamen Resolution gegen eine weitere Monopolisierung des Saatgutmarktes und gegen Patente auf konventionelle Züchtungen ausgesprochen. Oft wird die gesamte Kette der Lebensmittelproduktion, vom Acker bis zum Teller, beansprucht. Der Report von Keine Patente auf Saatgut! listet die Patentanmeldungen des Jahres 2011 auf.

Mehr als zwei Dutzend Patente auf konventionelle Pflanzenzüchtung und Tierzucht wurden 2011 bewilligt. Die Patente beziehen sich auf Züchtungsmaterial, Auswahl des Geschlechts, markergestützte Selektion, Klonverfahren oder gentechnische Manipulationen. Insgesamt wurden vom EPA bis Ende 2011 fast 2000 Patente auf Pflanzen und etwa 1200 Patente auf Tiere vergeben, die mit und ohne den Einsatz von Gentechnik entstanden sind.

Die kommenden Wochen und Monate sind in der Patente-Diskussion entscheidend, sagt Then. Lässt sich der gegenwärtige Trend bei den Patenterteilungen nicht stoppen, werden Monsanto & Co. darüber entscheiden, welches Saatgut auf den Markt kommt und welches nicht. Diese Konzerne halten nicht nur die Patente, sondern verfügen auch über die wirtschaftliche Macht, die Märkte zu dominieren. Dadurch könnten sie auch bestimmen, welche Nahrungsmittel produziert werden und welche Preise die Landwirte, die Lebensmittelhersteller und die Verbraucher bezahlen müssen.

Online-Mitmachaktion

https://act.greenpeace.de/sos-tierwohl

SOS Tierwohl!

SOS Tierwohl! Bundesernährungsminister Alois Rainer (CSU) ist gerade dabei, viele Tierwohl-Fortschritte abzuschaffen. Bitte setz dich gegen diese Billigfleisch-Politik ein und unterzeichne die Petition

Petition unterzeichnen
0%
vom Ziel erreicht
0
haben mitgemacht
0%
Pigs in Factory Farming in Germany

Mehr zum Thema

Gemüse und Obst in Deutschland

Erwartungen an die Agrarpolitik

Folgt auf drei verlorene Ampel-Jahre eine Agrarpolitik mit den Konzepten von gestern, bedroht das die Zukunft der Landwirtschaft. Umfrage zeigt: Politik sollte Verbraucher:innen mehr im Blick haben.

mehr erfahren über Erwartungen an die Agrarpolitik
Gewinnerin Friederike

Bastelwettbewerb von Greenpeace und GEOLINO

Kühe gehören auf die Weide! Zu diesem Thema haben über 150 Kinder Klappkarten selbst gestaltet und gebastelt. Die Einsendungen sind so großartig, dass es uns total schwer gefallen ist, drei Gewinner:innen auszuwählen. Darum zeigen wir euch hier auch noch ein paar weitere tolle Bastelarbeiten.

mehr erfahren über Bastelwettbewerb von Greenpeace und GEOLINO
Traktor mit Schild auf der Straße: "Ampel-Irrsinn nicht auf dem Rücken der Bauern".

Es geht um mehr als Agrardiesel: Wohin die Proteste der Bäuer:innen führen

Trecker rollen durchs Land – nicht nur in Deutschland. Die Politik reagiert auf die Proteste und streicht Umweltschutzauflagen. Interview zu den Demos und einer Umverteilung von Geldern.

mehr erfahren über Es geht um mehr als Agrardiesel: Wohin die Proteste der Bäuer:innen führen
Treckerdemo, ein Trecker schert aus - auf der Frontschaufel ein Schild: Wir denken in Generationen für unsere Kinder!

„Es fehlt ein Masterplan für die Landwirtschaft“

Interview mit Landwirt und Agrarblogger Bernhard Barkmann über die Demonstrationen der Bäuer:innen, die Gefahr von rechts und fehlende Zukunftsvisionen für den Sektor.

mehr erfahren über „Es fehlt ein Masterplan für die Landwirtschaft“
Björn Scherhorn klettert über ein Gatter im Laufstall mit Kühen

Die Bio-Rocker

Landwirt Björn Scherhorn wollte schon aufgeben. Doch dann hat er neu angefangen. Seitdem geht es allen besser: den Kühen, dem Boden, der Umwelt und ihm und seiner Familie.

mehr erfahren über Die Bio-Rocker
Protest Against Food in Fuel in Berlin

Wie sich die Agrarindustrie in der Krise bereichert

Die größten Agrarkonzerne der Welt haben seit 2020 mehr Milliardengewinne gemacht als es bräuchte, um die Grundbedürfnisse der Ärmsten der Welt zu decken.

mehr erfahren über Wie sich die Agrarindustrie in der Krise bereichert