Jetzt spenden
Life Patents Action at EPO in Munich
© Jens Küsters/ Greenpeace

Krebsmaus-Patent wird eingeschränkt

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Die Einsprüche haben zu einem wichtigen Teilerfolg geführt, das Patent auf die Krebsmaus wurde wesentlich eingeschränkt", sagte Christoph Then, Patentexperte bei Greenpeace. "Es gilt nicht mehr für alle Säugetiere, sondern nur noch für Mäuse.

Im Jahre 2001 hatte das EPAt die etwas skurril anmutende Zwischenlösung gefunden, das Patent auf Nagetiere zu beschränken. Begründung: Es könne nur für Labortiere gelten. Für alle Säugetiere Patentschutz zu erteilen, erschien dem Amt wohl damals schon als zu extrem. Die Nagetiere bilden jedoch eine außerordentlich heterogene und mit über 2000 Arten die größte Gruppe innerhalb der Säugetiere.

Viele der Nagetierarten gehören gar nicht zum klassischen Repertoire der Versuchstiere in Gen-Laboren. Hätte das Patentamt jedoch seine erste Einschränkung ernst genommen, hätte es für jede einzelne dieser vielen Tierarten eine Abwägung von Nutzen und Leiden der Tiere durchführen müssen.

Bereits über 70 Skandal-Patente erteilt

In einem ähnlichen Fall fällte im Dezember 2002 der kanadische Supreme Court das Urteil: "Eine höhere Lebensform ist nicht patentierbar, da sie kein Produkt (...) oder Erfindung ist, welche dem Patentgesetz entsprechen würde." Anders wird der Sachverhalt bei dem EPAt gesehen.

Mit seiner heutigen Entscheidung hat das Patentamt aber nicht seinen höchst umstrittenen Kurs korrigiert, kritisiert Then. Nach dessen Auffassung sind Säugetiere grundsätzlich patentierbar, auch wenn wie im vorliegenden Fall ganze Tierarten wie Mäuse beansprucht werden. Das bedeutet weiterhin freie Bahn für über 2000 Anträge in Europa. Bereits über 70 dieser Skandal-Patente auf Tiere sind nach aktuellen Recherchen nachweislich erteilt.

Ungeklärt bleibt, wie das Amt seine Entscheidung in Einklang mit dem Europäischen Patentübereinkommen (EPÜ) bringen kann. Laut EPÜ dürfen einzelne Tierarten nicht patentiert werden. Das hatte das Patentamt noch 1992 beim Erteilen des Krebsmaus-Patents "berücksichtigt": Kurzerhand galt der Rechtsschutz für alle Säugetiere. Fragwürdige Logik dahinter: Damit war ja nicht allein eine Tierart betroffen.

Der Bundestag muss nun handeln

Was jetzt in München beschlossen wurde, ist endgültig. Um die Patente auf Tiere, Pflanzen und Teile des menschlichen Körpers wirklich zu unterbinden, müssen die europäischen Patentgesetze geändert werden, erklärt Then und fordert: Da die Bundesregierung dieses Problem sträflich vernachlässigt und die Gen-Patentrichtlinie der EU übernommen hat, muss der Bundestag handeln. Greenpeace appelliert an die Abgeordneten, die Richtlinie abzulehnen.

OncoMouse_1.pdf

OncoMouse_1.pdf

42 | DIN A4

354 KB

Herunterladen
Datum

Mehr zum Thema

Gewinnerin Friederike
  • 16.04.2024

Kühe gehören auf die Weide! Zu diesem Thema haben über 150 Kinder Klappkarten selbst gestaltet und gebastelt. Die Einsendungen sind so großartig, dass es uns total schwer gefallen ist, drei Gewinner:innen auszuwählen. Darum zeigen wir euch hier auch noch ein paar weitere tolle Bastelarbeiten.

mehr erfahren
Traktor mit Schild auf der Straße: "Ampel-Irrsinn nicht auf dem Rücken der Bauern".
  • 29.02.2024

Trecker rollen durchs Land – nicht nur in Deutschland. Die Politik reagiert auf die Proteste und streicht Umweltschutzauflagen. Interview zu den Demos und einer Umverteilung von Geldern.

mehr erfahren
Treckerdemo, ein Trecker schert aus - auf der Frontschaufel ein Schild: Wir denken in Generationen für unsere Kinder!
  • 10.01.2024

Interview mit Landwirt und Agrarblogger Bernhard Barkmann über die Demonstrationen der Bäuer:innen, die Gefahr von rechts und fehlende Zukunftsvisionen für den Sektor.

mehr erfahren
Björn Scherhorn klettert über ein Gatter im Laufstall mit Kühen
  • 30.07.2023

Landwirt Björn Scherhorn wollte schon aufgeben. Doch dann hat er neu angefangen. Seitdem geht es allen besser: den Kühen, dem Boden, der Umwelt und ihm und seiner Familie.

mehr erfahren
Protest Against Food in Fuel in Berlin
  • 28.02.2023

Die größten Agrarkonzerne der Welt haben seit 2020 mehr Milliardengewinne gemacht als es bräuchte, um die Grundbedürfnisse der Ärmsten der Welt zu decken.

mehr erfahren
Martin Kaiser vor einem Kalb im Stall
  • 18.01.2023

Greenpeace-Geschäftsführer Martin Kaiser spricht im Interview vor der Wir-haben-es-satt-Demo über die Bedeutung einer klimagerechten Agrarwende.

mehr erfahren