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Weintrauben in einer Hand
© Greenpeace / Pierre Gleizes

Greenpeace-Test: 63,6 Prozent der konventionellen Weine und Säfte enthalten Glyphosat

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Das Pestizid Glyphosat ist aus der deutschen Landwirtschaft nicht mehr wegzudenken. Nicht, weil es unentbehrlich wäre, sondern weil es sich durch den massiven Einsatz unkontrolliert auch auf unbehandelte Flächen ausbreitet. 63,6 Prozent der von Greenpeace ins Labor geschickten konventionellen Wein- und Traubensaft-Proben, made in Germany, enthielten Gyphosat. Darunter neun Flaschen Wein und fünf Fruchtsäfte. Drei Produkte stammten aus ökologischer Landwirtschaft – sie waren rückstandsfrei. Es geht also auch ohne.

„Durch den Genuss eines Glases Weins besteht keine akute Gefahr“, sagt Christiane Huxdorff, Umweltwissenschaftlerin und Expertin für Landwirtschaft bei Greenpeace. „Dafür sind die Werte zu gering.“ Entwarnung gibt sie dennoch nicht: Verbraucher würden durch die Allgegenwärtigkeit des Mittels in der Lebensmittelproduktion täglich mehrere Portionen davon aufnehmen. Fündig wurden beispielsweise das Umweltinstitut München bei Bier und Ökotest bei Getreideprodukten.

Abhängig vom Gift

„Diese Untersuchungen belegen, dass unsere Landwirtschaft vom Gift abhängig  ist“, kritisiert Huxdorff. „Unerwünschte Pflanzen in der Plantage werden einfach totgespritzt.“ In der Tat ist das Prinzip Glyphosat recht praktisch: Es ist ein Totalherbizid. Landwirte besprühen ihre Äcker vor der Aussaat, um sicherzugehen, dass dort absolut nichts mehr gedeiht – außer der anschließend gesäten Kulturpflanze. So kommt es allein in Deutschland zu einem jährlichen Verkauf von 6000 Tonnen – Glyphosat ist weltweit der meistverwendete Wirkstoff.

Wind und Regen sorgen zudem dafür, dass die Chemikalie nicht nur auf den behandelten Flächen bleibt, sondern sich auch über angrenzende Felder ausbreitet. So werden Kräuter vernichtet, die auf dem Speiseplan von zahlreichen Insekten stehen. Eine Kettenreaktion: Wenn sich deren Bestände verringern, fehlt auch Vögeln die Nahrung. Dass Glyphosat die Artenvielfalt gefährdet, ist nicht neu.

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Christiane Huxdorff, Staatssekretärin Silvia Bender und Corinna Hölzel vom BUND neben einem überdimensionierten Glyphosat-Kanister.

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Verkauf verhindern

Neu hingegen ist die Einstufung des Mittels als wahrscheinlich krebserregend durch Wissenschaftler der WHO im vergangenen Jahr. Davor galt das seit 1974 vermarktete Glyphosat als unbedenklich für die menschliche Gesundheit. „Alkohol gehört zwar auch zu den krebserregenden Substanzen“, sagt Huxdorff. „Der Verbraucher kann sich aber entscheiden, ob er ein Glas Wein trinken möchte oder nicht. Bei Glyphosat, das eine Vielzahl konventioneller Lebensmittel belastet, kann er das nicht, weil er es nicht weiß.“

Während das Bundesinstitut für Risikoforschung in Deutschland nach wie vor an der Unbedenklichkeit festhält, haben einige Bundesländer wie Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und  Hamburg den Einsatz auf öffentlichen Flächen  verboten.  Auch dem Handel wird das Mittel zunehmend mulmig: Viele Baumärkte haben das Produkt aus dem Sortiment genommen.

Nun muss die EU entscheiden, wie sie weiter mit dem Wirkstoff verfahren will. Wie bei jedem anderen Pestizid auch, muss die Zulassung regelmäßig erneuert werden. Das ist bei Glyphosat überfällig. In der Regierungskoalition streiten Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) und der federführende Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) darüber, wie Deutschland sich bei der Abstimmung verhalten soll. Hendricks will den Einsatz von Glyphosat einschränken.

Die EU-Kommission will ohne Einschränkung genehmigen. Das Europaparlament hat deutliche Bedenken geäußert. „Die gesundheitlichen Risiken von Glyphosat sind unklar. Im Sinne des vorsorgenden Verbraucherschutzes muss sich Deutschland daher für ein weitreichendes Verbot aussprechen und gegen die weitere Zulassung von Glyphosat stimmen. Landwirtschaftsminister Schmidt muss jetzt Flagge zeigen“, betont Huxdorff. 

>>> Sie sehen das genauso? Dann schicken Sie dem zuständigen Agrarminister Christian Schmidt eine Mail.

Ein Weinberg in Süddeutschland, der mit dem Pestizid Glyphosat behandelt wird.

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Datum
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