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Infrarotbild vom Hamburger Inselpark zeigt: Unter Bäumen ist es 10 Grad kühler
Investigativ-Team / Greenpeace

Hitze sichtbar gemach

Es ist heiß in Deutschland! Da wegen der Klimakrise immer öfter Hitzewellen drohen, wäre es wichtig, die Städte zu begrünen. Was das bringt, zeigen Infrarotbilder von Greenpeace.

Wer vor die Tür tritt, läuft derzeit wie gegen eine Wand: Schwer lastet die Hitze auf Deutschland, Tag für Tag Temperaturen jenseits der 30 Grad. Die Nächte sind schwül, selten sinkt die Temperatur unter die 20 Grad. Einschlafen ist mühsam. Menschen in Dachgeschosswohnungen oder mitten in den Betonwüsten der Städte leiden besonders. Wohl dem, der einen Garten hat. Das kühle Grün der Bäume tut uns gut, gibt Schatten, Luft und ein Aufatmen in dieser Hitze.

Langanhaltend hohe Temperaturen sind aber nicht nur unangenehm, sie sind auch anstrengend für unseren Körper. Hitzestress kann zur Erschöpfung oder sogar zum Hitzschlag führen. Vorerkrankungen können sich verschlimmern. Besonders gefährdet sind ältere und pflegebedürftige Menschen und solche mit zum Beispiel Herz-Kreislauf oder Atemwegserkrankungen. Auch für Kinder und Menschen die im Freien arbeiten müssen, kann die Hitze gefährlich werden.

Sie kann sogar töten, diese immense Wärme: Bei der Hitzewelle 2003 starben in Europa laut wissenschaftlichen Schätzungen über 70.000 Menschen, in Deutschland waren es mehr als 9.000 Menschen. Und auch im Hitzesommer 2018, der vielen vielleicht noch in Erinnerung ist, starben laut des Robert-Koch-Institut allein in Berlin 490 und in Hessen 740  Menschen an den Folgen der heißen Tage.

Gleiche Risikogruppe wie bei Corona

Was auffällt, wenn man die Risikogruppe betrachtet: Es sind dieselben Menschen, die das größte gesundheitliche Risiko bei Hitzewellen tragen, die auch jetzt in der Corona-Pandemie am gefährdetsten sind: ältere und pflegebedürftige Menschen und solche mit Vorerkrankungen wie Herz-Kreislauf oder Atemwegserkrankungen.

Außerdem sind Menschen in sozial schwachen Bevölkerungsgruppen der Hitze oftmals schutzloser ausgeliefert: Sie arbeiten in Berufen in denen sie der Hitze stärker ausgesetzt sind, beispielsweise auf dem Bau und sie wohnen in Stadtteilen in denen es weniger Grün und damit weniger Schatten und Orte zum Abkühlen gibt.

Seit Monaten nehmen wir nun große Einschränkungen in Kauf, um die Verwundbarsten unter uns vor dem Corona-Virus zu schützen. Doch was werden wir tun, um dieselben Menschen vor der Zunahme von Hitzewellen zu schützen?

“Nirgendwo zeigt sich die Klimakrise so stark wie in Hitzewellen”, sagt die renommierte Klimawissenschaftlerin und Direktorin des Environmental Change Insitutes an der Universität Oxford, Friederike Otto. [3] Denn durch die Erderhitzung steigt nicht nur die Jahresmitteltemperatur, sondern auch die Anzahl heißer Tage im Sommer. Lang anhaltende Hitze mit mehreren aufeinanderfolgenden Tagen mit über 30 Grad und so genannten tropischen Nächten, in denen die Temperatur nicht unter 20 Grad fällt, werden häufiger und dauern länger an. Und zwar heute schon: sommerliche Hitzewellen kommen in Westeuropa mittlerweile alle 10 Jahre vor, nicht mehr wie früher alle 50 bis 100 Jahre, zeigt eine Studie der Forscherin

Was ist zu tun? Bäume pflanzen!

Zuallererst und am Wichtigsten natürlich: Die Klimakrise stoppen. Runter mit dem Treibhausgasausstoß, Schluss mit Kohle, Öl und Gas verfeuern, andere Mobilität, weniger Fleisch, klimafreundliche Landwirtschaft. Umweltbewegte Menschen wissen, was zu tun ist und was Greenpeace seit Jahren fordert.

Aber um unsere Lebensqualität trotz verändertem Weltklima zu erhalten, gibt es noch ganz anderes, das zu tun ist: Unsere Städte müssen grüner werden und so umgebaut werden, dass sie sich an heißen Tagen nicht noch weiter aufheizen.

Alleebäume kühlen die Straßen merklich herunter, die Verdunstungskühle von Grünflächen und Parks lässt ganze Stadtviertel aufatmen. Fotos mit der Thermalkamera zeigen in Farbe, was jeder spüren kann, der derzeit einen Wald betritt: wie angenehm Bäume die Hitze temperieren.

Wie Lebensadern ziehen sich kühle blaue Bänder durch die Bilder: In bewaldeten Arealen ist die Temperatur um 10 bis 20 Grad kühler als in den benachbarten bebauten Gebieten. Denn während sich die Steine der Häuser, der Beton der Gebäude und der Asphalt der Straßen in der Sonne aufheizt, die Hitze speichert und die Städte so in einen Backofen verwandelt, beschatten Bäume den Boden. Aus den Tiefen der Erde saugen sie Wasser, das verdunstet und der Luft die Energie entzieht – so kühlen sie ihre Umgebung ab.

Wenn Stadteplaner*innen heute daran denken, solche Grünflächen zu schaffen und sie so geschickt zu vernetzen, dass quasi frischer Wind durch die Gassen fegt, dann können auch die Städte von morgen noch atmen – trotz all dem, was wir an Klimakrise vielleicht nicht mehr aufhalten können.

Es gibt übrigens noch eine Parallele zu Corona: Auch in der Hitze können wir solidarisch sein. Dem Briefträger, der Paketzustellerin oder dem Bauarbeiter nebenan ein Glas Wasser anbieten, für die alte Nachbarin einkaufen gehen, dass sie nicht in die Hitze muss – so können wir die besonders Belasteten und die Risikogruppe schützen. Auch bei der Hitze.

Weiterlesen: 9 Tipps gegen die Hitze

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