Jetzt spenden

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

80 Prozent der Deutschen wünschen sich einen Ausstieg aus der Kohle - bis spätestens 2040. Denn der fossile Brennstoff ist nicht nur ein Klimakiller, sondern auch für schwerste Gesundheitsschäden verantwortlich. Der Greenpeace-Report "Tod aus dem Schlot", der in Zusammenarbeit mit der Universität Stuttgart entstand, belegt den Verlust von 33.000 Lebensjahren durch Feinstaubemissionen aus deutschen Kohlekraftwerken. Dies entspricht einer statistischen Zahl von 3100 vorzeitigen Todesfällen. Die Politik blieb bisher jedoch vom Dilemma um die Kohle völlig ungerührt. Kein Wunder, denn im "Schwarzbuch Kohlepolitik" offenbarte Greenpeace jetzt die tiefen Verstrickungen der Politiker in die Kohleindustrie.
Todesfälle und ernsthafte Erkrankungen durch deutsche Kohlekraftwerke

Etwa 3100 vorzeitige Todesfälle in Deutschland und Europa gehen jährlich auf das Konto deutscher Kohlekraftwerke. 67 deutsche Kohlekraftwerke wurden für den Gesundheitsreport "Der Tod aus dem Schlot" unter die Lupe genommen. Hinzu kommt der Ausfall von etwa 700.000 Arbeitstagen durch Atemwegserkrankungen, Herzinfarkte, Lungenkrebs oder Asthmaanfälle. Emissionen aus Kohleschloten wie Schwefeldioxid, Stickoxide, Ruß und Staubemissionen bilden in der Luft gefährlichen Feinstaub. Die kleinsten Teilchen dringen beim Einatmen tief in Lunge und Blutgefäße ein und können den Organismus schädigen.

Die dreckigsten Kraftwerke sind die Braunkohleanlagen Jänschwalde in Brandenburg und Niederaußem in Nordrhein-Westfalen. Die Schadstoffe breiten sich europaweit über tausende Kilometer aus. "Bei Kohlekraftwerken kommt der Tod aus dem Schlot", sagt Gerald Neubauer, Energieexperte von Greenpeace. "Nordrhein-Westfalen und Brandenburg sind die vehementesten Befürworter der Kohleverstromung - damit sind beide SPD-geführten Bundesländer mitverantwortlich für die schweren Gesundheitsfolgen in der Bevölkerung."

Deutsche Politiker - Freunde der schädlichen Kohleverstromung

Das "Schwarzbuch Kohlepolitik" zeigt auf, wie eng die deutsche Politik mit der Kohle-Industrie in Deutschland verzahnt ist. Anhand von 45 Politiker-Portraits belegt das Schwarzbuch, wie Mitglieder verschiedener Parteien ihre Posten in Aufsichtsräten nutzen, um den Kohlekonzernen hohe Gewinne zu sichern oder das eigene Einkommen zu verbessern. "Spitzenreiter beim Kohle-Filz ist eindeutig die SPD. Aber auch viele CDU-Politiker vermischen Lobby-Tätigkeit und politisches Mandat", sagt Tobias Münchmeyer, Energie-Experte von Greenpeace. "Kein Wunder, dass sich die Politik mit dem Ausstieg aus der Kohle so schwer tut."

Besonders viele Kohlefreunde finden sich unter den Politikern aus NRW und Brandenburg. Beide Länder werden aktuell von der SPD regiert. Der Sprecher von Kanzlerkandidat Peer Steinbrück, Michael Donnermeyer, war zuvor Kohle-Lobbyist; Wolfgang Clement wandelte sich vom RWE-Rheinbraun-Aufsichtsrat zum NRW-Ministerpräsidenten.

80 Prozent der Wähler wollen den Ausstieg aus der Kohle

Aber gerade die große Mehrheit der Deutschen und gleichzeitig auch der SPD-Wähler (80 Prozent) wünschen sich einen raschen Ausstieg aus der klima- und gesundheitsschädlichen Kohleverstromung bis spätestens zum Jahr 2040. Dies ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage von TNS Emnid, die im Auftrag von Greenpeace die Daten ermittelte. Personen mit Parteienpräferenz CDU stimmten ebenfalls zu 80 Prozent dafür. 33 Prozent der Befragten mit SPD-Parteienpräferenz wünschen sich zu sogar einen Ausstieg bis zum Jahr 2030.

Greenpeace setzt sich für den Ausstieg aus der Kohleverstromung bis spätestens zum Jahr 2040 ein und hat dafür im vergangenen Jahr einen Vorschlag für ein Kohleausstiegsgesetz vorgelegt. Dies könnte in der nächsten Legislaturperiode beschlossen werden. Greenpeace wendet sich darüber hinaus gegen den Neubau von Kohlekraftwerken sowie gegen den Aufschluss weiterer Braunkohletagebaue. Kohle ist der klimaschädlichste aller Energieträger.

Studie: Tod aus dem Schlot

Studie: Tod aus dem Schlot

Anzahl Seiten: 28

Dateigröße: 1.78 MB

Herunterladen

Online-Mitmachaktion

https://act.greenpeace.de/eu-verbot-fossile-energien

Offener Brief: Neue fossile Energieprojekte in Europa verbieten

Wir alle müssen jetzt den klimatischen und ökologischen Notstand als die existenzielle Krise behandeln, die er ist. Unser Leben hängt davon ab. Deshalb fordern wir die EU-Institutionen dazu auf: Stoppt neue Öl- und Gasprojekte!

Jetzt unterzeichnen
0%
vom Ziel erreicht
0
haben mitgemacht
0%
Datum
Protesters holding yellow banner that says "defend the climate - not fussil fuels"

Mehr zum Thema

Greenpeace-Aktivisten protestieren mit projizierten Sprüchen am neuen Kohlekraftwerk von Vattenfall in Moorburg, Hamburg.
  • 28.11.2024

Zu groß, zu schmutzig, zu spät: Mit Moorburg geht ein Kohlekraftwerk ans Netz, das heute niemand mehr braucht. Dahinter steckt eine bewusste Täuschung.

mehr erfahren
Braunkohlekraftwerk Lippendorf: Kühltürme und Schornsteine mit Rauch, davor Bagger im Braunkohletagebau
  • 19.11.2024

Die Lausitzer Kohlegruben der Leag zu renaturieren, wird Milliarden kosten. Das Unternehmen des Multimilliardärs Daniel Křetínský legt viel zu wenig Geld zurück. Wälzt er die Kosten auf den Osten ab?

mehr erfahren
Protest at CCS trade fair in Hamburg
  • 13.11.2024

CO2 unter dem Meer verstecken ist der Plan der Regierung. Doch "Carbon Capture and Storage" ist eine Scheinlösung – sie bremst die Energiewende und ermöglicht der fossilen Industrie ein ‚Weiter so‘.

mehr erfahren
Martin Kaiser auf der Demo in Lützerath
  • 18.01.2023

Das Dorf Lützerath ist nun dem Erdboden gleichgemacht. Wie geht es jetzt weiter mit dem Klimaschutz, der Klimapolitik und der Klimabewegung? Fragen an Greenpeace-Chef Martin Kaiser.

mehr erfahren
35.000 Menschen demonstrieren gegen die Räumung von Lützerath
  • 16.01.2023

Trotz des Protests zehntausender Menschen, trotz tagelanger mutiger Aktionen ist Lützerath nun geräumt. Der Abriss schreitet schnell voran. Doch fürs 1,5 Gradziel darf die Kohle nicht verheizt werden.

mehr erfahren
Auszug aus den NRE-Papieren
  • 22.09.2022

Interne Papiere des NRW-Bauministeriums verstärken den Verdacht auf Zweckentfremdung von Fördermitteln. Laut Greenpeace-Recherche sollen belastete Industrieflächen mit Steuergeldern saniert werden.

mehr erfahren