Jetzt spenden
#aussteigen Demonstration and Bike Ride in Frankfurt am Main
© Kevin McElvaney / Greenpeace

Verkehrswende - jetzt!

Wir fordern: weniger Autos, mehr Bus & Bahn, bessere Fuß- und Radwege. Und wo sich das Auto nicht ersetzen lässt: bitte abgasfrei.

Menschen wünschen sich stressfrei und unkompliziert von A nach B zu kommen. Und sehr viele Menschen würden das gerne umweltfreundlich tun. Die Realität ist aber vielerorts: Verstopfte Straßen, stinkende Abgase, zugeparkte Fuß- und Fahrradwege, Lärm und überall Autos. Busse und Bahnen sind in vielen Kleinstädten oder auf dem Land nicht ausreichend und in den Städten überfüllt. Der Verkehr - vor allem Autos und LKWs - heizt das Klima weiter an und ist für mehr als ein Fünftel der Klimagase in Deutschland verantwortlich.

Wir fordern: weniger Autos, mehr Bus & Bahn, bessere Fuß- und Radwege. Und wo sich das Auto nicht ersetzen lässt: bitte abgasfrei.

Weniger Auto…

Zwar sieht man auf deutschen Straßen immer mehr Elektro-Autos, doch die mehr als 95 Prozent der Bevölkerung fährt noch immer Autos mit Verbrennermotoren. Anders als in einigen europäischen Ländern, etwa Norwegen oder den Niederlanden, gibt es in Deutschland zwar kein festgelegtes nationales „Verfallsdatum“ für Verbrennermotoren, also einen Zeitpunkt, nach dem nur noch Neuwagen mit Elektroantrieb zugelassen werden. Immerhin einigte man sich auf EU-Ebene am 28. März 2023 darauf, dass ab 2035 nur noch CO2-emmissionsfreie Fahrzeuge neu zugelassen werden. Das heißt, dass es neben E-Autos theoretisch auch weiterhin neue Autos mit Verbrennermotoren geben könnte, diese aber mit einem klimaneutralen Kraftstoff, sogenannten eFuels betrieben werden. Ein Kraftstoff ist dann klimaneutral, wenn dafür ausschließlich erneuerbare Energien eingesetzt werden. Praktisch wird es von E-Fuels in zehn Jahren keine größeren Mengen geben, da ihre Herstellung sehr viel erneuerbare Energie benötigt und sie für andere Bereiche (Flugzeuge, Schiffe) dringender gebraucht werden. 
Damit der Verkehr seinen Beitrag leistet, das 1,5 Grad-Limit zu erreichen, dürften aber weltweit spätestens ab 2030 keine weiteren Diesel und Benziner mehr zugelassen werden, in Deutschland sogar noch früher.. Deutschland ist also – mal wieder – zu spät.

Die Zahl der Autos, also des motorisierten Individualverkehrs, müsste insgesamt sinken, die der Alternativen entsprechend steigen. Doch auch bei diesen Alternativen gibt es durchaus noch Verbesserungsbedarf.

JAGs Solar Party in Hamburg

For a peaceful and climate-friendly future, the Greenpeace Youth invites to a solar party with music in Hamburg. Equipped with a solar-powered box tower, the youth want to make clear that the time has come for a transformation in traffic.

…mehr Fahrrad!

Wer sich, anstatt mit dem Auto von A nach B zu kommen, aufs Fahrrad schwingt, kommt meist nicht gut voran. Die Fahrradwege sind, gerade in den vielbefahrenen Städten, zu eng und ebenso wie Fußwege oft zugeparkt. Zudem kommt es häufig zu Konflikten zwischen Auto- und Radfahrer:innen. Oft gibt es gar keinen Fahrradweg.

Dabei können wir mit dem Fahrrad viel erreichen. Mindestens 30% aller PKW-Fahrten in Städten können aufs Fahrrad verlagert werden, denn etwa die Hälfte der mit dem Auto gefahrenen Wege ist kürzer als fünf Kilometer - auf so kurzen Strecken ist das Fahrrad sogar das schnellste Verkehrsmittel, da Stau und Parkplatzsuche wegfallen. Lastenfahrräder und E-Bikes bietennoch weitere Möglichkeiten: Mit ihnen sind auch deutlich längere Strecken und der Transport von schweren Dingen kein Problem mehr.

Guter ÖPNV überall für alle

Der öffentliche Nahverkehr muss in den kommenden Jahren gestärkt und weiter ausgebaut werden, denn das Potential hat er auf jeden Fall. Nun gilt es nur, dieses Potential auch zu sehen und zu nutzen. Damit Bus und Bahn attraktiver werden, müssen sie in erster Linie so konzipiert sein, dass alle Menschen sie ohne Einschränkungen nutzen können. Das beinhaltet zum einen Barrierefreiheit in allen Verkehrsmitteln sowie an allen Haltestellen, zum anderen bedeutet das eine bezahlbare, besser noch kostenlose Nutzung des ÖPNV.

Das 9€-Ticket hat gezeigt, dass die Bevölkerung durchaus Interesse an dauerhaft günstigen Fahrpreisen hat. Ideen gibt es in diesem Bereich bereits viele, doch eine endgültige, geschweige denn dauerhafte Lösung für einen bezahlbaren ÖPNV ist bislang nicht in Sicht. Das Deutschland-Ticket, das wie das 9€-Ticket bundesweit gilt, ist zwar ein erster Schritt in die richtige Richtung, doch der Preis ist gerade für Menschen mit geringem Einkommen zu hoch. Im Bürgergeld sind nur knapp 50€ für Mobilität vorgesehen. 58€ sind immerhin immer noch eine Menge Geld und lohnen sich finanziell in erster Linie für all diejenigen, die ausschließlich mit Bahn und Fahrrad unterwegs sind. Für Menschen, die normalerweise mit dem Auto fahren, aber hin und wieder auch den ÖPNV nutzen wollen, würde sich erst ein 29€-Ticket finanziell rentieren und den Umstieg vom Auto weg einfacher machen. Und dieser Weg lohnt sich.

Diesem Schritt müssten dann zeitig die nächsten folgen. Der Schienenverkehr muss dringend ausgebaut werden, um mit der steigenden Nutzung mitzuhalten. Der ÖPNV muss öfter und auch in der Nacht fahren. Wo sind neue Strecken sinnvoll? Wer trägt die Kosten auf Dauer? Wann kommt das bundesweite Sozialticket? 

Ein funktionierendes ÖPNV-Netz und ein attraktiver Bahnverkehr würde nicht nur das Leben in der Stadt vereinfachen. Auch in Kleinstädten, Dörfern und ländlichen Regionen wären die Menschen nicht mehr so sehr auf ein Auto angewiesen. Straßen- und Parkraum könnte in dicht bewohnten Gebieten anders genutzt werden und könnten zu einem größeren Miteinander verhelfen. Dazu kämen weniger Schadstoffe und Lärm und eine größere Unabhängigkeit für Menschen ohne Führerschein.

#aussteigen Demonstration and Bike Ride in Frankfurt am Main

Under the motto "Get out of the Combustion Engine - Traffic Turnaround Now!" more than 20.000 people are protesting in Frankfurt. At the gates of the International Motor Show (IAA), demonstrators are calling for a change in transportation politics that would ensure the climate to stay within the 1.5-degree target of the Paris Climate Agreement. The demonstration is organized by the alliance #aussteigen including the NGOs ADFC, BUND, Campact, Deutsche Umwelthilfe, Greenpeace, NaturFreunde Deutschlands and VCD.

Infrastrukturen verändern, Städte lebenswerter machen

Städte sind für Menschen, nicht für Autos. Autofreie oder zumindest autofreiere Städte würden das Leben in der Stadt merklich verbessern. Die schrittweise Umstellung des Verkehrs auf Schiene und Rad und die Verknüpfung der unterschiedlichen Mobilitätsangebote würden dazu führen, dass wir immer unabhängiger vom eigenen Auto werden und es irgendwann vielleicht ganz aus unserem Leben verbannen können.

Radverkehr verbraucht außerdem, im Gegensatz zu Autostraßen, deutlich weniger Platz und verursacht weder Schadstoffe noch Lärm. Des Weiteren ist die Fahrrad-Infrastruktur vergleichsweise billig und es gäbe weniger Staus, was die Reisezeit zusätzlich verkürzt. Ein weiterer positiver Nebeneffekt des Fahrradfahrens ist, dass es unglaublich gut für die mentale und die körperliche Gesundheit ist. Wer Fahrrad fährt, bewegt sich und ist an der frischen Luft – die ohne Abgase in der Tat frisch wäre – und hat Zeit, auf dem Weg zur Arbeit Energie für den Tag zu tanken. Auch hier aber nochmal der Hinweis, dass das nur dann der Fall ist, wenn Städte auf Radfahrende ausgelegt sind. Wenn wir ständig aufpassen müssen, dass wir nicht an- oder umgefahren werden, wenn andauernd Autos an uns vorbeirauschen und wir nicht dazu in der Lage sind, anderen Verkehrsteilnehmenden auszuweichen, einfach weil kein Platz ist, dann riskieren wir damit nicht nur unsere eigene Sicherheit, sondern auch die anderer.

Aber nicht nur in den Städten, auch im ländlichen Raum brauchen wir Infrastruktur, die ein gutes und klimafreundliches Leben möglich macht. Unser Straßennetz ist jetzt schon eines der dichtesten weltweit, aber Menschen ohne Auto sind oft aufgeschmissen. Statt noch mehr Wälder, Moore und Äcker zu asphaltieren, sollten wir unsere Energie und unser Geld dafür verwenden, Bus, Bahn und Mobilität für alle voranzubringen, damit Ökologisches mit Sozialem zu verbinden und die Lebensqualität von uns allen deutlich zu erhöhen.