Antarktis-Tour in Hamburg
© Bente Stachowske / Greenpeace

Arktis – Antarktis: Wildnis pur (noch)

Lange Zeit unberührt, heute stark bedroht: Die Eiswelten unserer Erde

Zwei Eisbären, ein Muttertier und sein Junges, vom Deck der Arctic Sunrise aus beobachtet, während diese an einer Eisscholle in der Framstraße am Rande des Nordpolarmeeres festgemacht war.

Eisbär mit Jungem - ihr Lebensraum wird knapper

Dicke Eispanzer und klirrende Kälte haben beide Regionen seit Urzeiten davor beschützt, vom Menschen weitläufig bewirtschaftet und ausgebeutet zu werden. In Ruhe gelassen, konnten sich so Ökosysteme entwickeln, die die bis vor kurzem noch als intakt galten und ungemein wichtige Funktionen für die ganze Erde innehaben: Hier nämlich, in der Arktis und Antarktis, sind die Kältekammern unseres Planeten. Die Polargebiete ziehen warme Luft- und Meeresströmungen aus den Tropen an, kühlen sie ab und schicken sie als „Eispackung“ zurück Richtung Äquator. So verteilen sie übrigens auch lebenswichtige Nährstoffe in den Ozeanen. Doch der Klimawandel beginnt, die Welt am Nord- und Südpol drastisch zu verändern - und damit die grundlegenden Bedingungen für unsere Welt, wie wir sie kennen. 
 
Arktis- Eismeer im Norden 

Auf der Nordhalbkugel liegt das kleinste der fünf großen Weltmeere: der Arktische Ozean, auch als Nordpolarmeer oder Nördliches Eismeer bezeichnet. Dies ist zum großen Teil von Eis bedeckt.
Die tiefste Stelle des Arktischen Ozeans liegt im Molloytief westlich der norwegischen Inselgruppe Spitzbergen in 5.608 Metern Tiefe. Die zentralen Regionen des Nordpolarmeeres liegen das ganze Jahr über unter einem durchschnittlich drei Meter dicken Eispanzer. Noch ist das Nordpolarmeer also großflächig von Eis bedeckt, aber es reagiert besonders sensibel auf die Klimaerwärmung: Die Durchschnittstemperaturen sind in den vergangenen Jahren am Nordpol besonders drastisch gestiegen (mehr als doppelt so schnell wie im übrigen Teil der Erde). Die Eisdecke der Arktis schrumpft rapide und auch die Gletscher Grönlands schmelzen. Regelmäßige Satellitenmessungen zeigen, dass das nördliche Meereis in den letzten Jahren und Jahrzehnten immer dünner geworden ist. In den letzten 45 Jahren, seit 1973, ist das arktische Meereis um die Hälfte zurückgegangen. Forscher:innen befürchten, dass der Arktische Ozean bereits in 20 Jahren im Sommer komplett eisfrei sein könnte. Nur wenn es gelingt, die globale Erderwärmung bei 1.5 Grad Celsius zu stoppen, so die Forscher:innen, ist das Eis der Arktis noch zu retten.

Wem „gehört“ der Pol? 

Der Arktische Ozean wird von den Kontinenten Nordamerika, Europa und Asien eingerahmt. Im Südwesten liegt Grönland, die größte Insel der Welt, die geografisch zum amerikanischen Kontinent gehört, aber lange unter dänischer Vorherrschaft stand. 
Eigentlich haben sich vor längerer Zeit Politiker:innen der an die Arktis angrenzenden Länder darauf geeinigt, dass die Arktis niemandem „gehört“, egal ob über oder unter dem Eis. Aber das schmelzende Meereis hat in den letzten Jahren vermehrt das Interesse der Öl- und Gasindustrie geweckt und damit auch wieder das von Politker:innen, die sich dadurch Geld und Macht erhoffen. Auch Fischereiunternehmen reiben sich die Hände, weil sie nun an die üppigen Fischbestände der Arktis kommen, die jahrelang unter dem dicken Eispanzer nicht erreichbar waren. 
 

Weddellrobben und Adelie-Pinguine

Wedellmeer-Robbe und Adélie-Pinguine

Antarktis - eine riesige Eiswüste im Süden der Erde

Während die Arktis von dickem Meereis geprägt ist, ist die Antarktis eine Landmasse. Sie besteht aus dem Kontinent Antarktika und den Gewässern des Antarktischen Ozeans bzw. Südpolarmeeres, die ihn umgeben. Der gesamte Kontinent liegt unter dicken Eisschichten, die Berge bis über 2000 Meter hoch geformt haben. Das Eisschild, an der tiefsten Stelle fast 4900 m dick, bedeckt Täler und Ebenen und schiebt sich bis zum Meer, wo es als sogenanntes Schelfeis nachrückendes Eis abbremst. Gelegentlich „kalbt“ das Schelfeis. Das bedeutet, dass die Gletscherzungen Risse bekommen und sich Teile aus dem Riesenkoloss lösen, die dann auf dem Wasser treiben. Bei Forscher:innen und in den Medien sorgt das Spektakel für große Aufregung, denn die Eisberge können mit Schiffen zusammenstoßen. Mit der Zeit zerbrechen diese gigantisch großen Eisberge aber auch zu kleineren Eisschollen, dem sogenannten Packeis - und schmelzen letztlich vollständig. Das sorgt für den Anstieg des Meeresspiegels. 

Der Antarktische Ozean – das stürmischste Meer der Welt

Das zweitkleinste, aber wildeste Weltmeer, auch Südpolarmeer genannt, liegt im Süden der Erdkugel. Seine tiefste Stelle liegt mit 7.235 Metern unter der Wasseroberfläche in der Süd-Sandwich-Rinne.

Der Antarktische Ozean umgibt den eisigen Landkontinent Antarktika. Die Fläche des Südpolarmeeres ist ungefähr doppelt so groß wie die USA. In seiner Tiefe strömt der gewaltige antarktische Zirkumpolarstrom, der wesentlich zum Weltklima beiträgt. Dieser Strom bewegt hundertmal mehr Wasser um die Antarktis als alle Flüsse auf der Welt zusammen. Er verquirlt auch das Meerwasser des Atlantischen, Indischen und Pazifischen Ozeans, die im Norden an das Südpolarmeer grenzen.

Die klimatischen Bedingungen im Antarktischen Ozean sind extrem, die Wassertemperaturen liegen zwischen minus zwei Grad und zehn Grad Celsius. Gegenüber der Temperatur auf dem Landkontinent Antarktika mit durchschnittlich minus 55 Grad Celsius, ist das allerdings nahezu tropisch warm! Die großen Temperaturunterschiede führen deshalb über dem offenen Meer zu den stärksten Stürmen der Welt. Sie können bis zu 320 Stundenkilometern erreichen und haushohe Wellen formen.

Auch die Antarktis erwärmt sich

Nicht nur der Nordpol erwärmt sich stark durch den Klimawandel, sondern auch der Südpol. Die beiden größten Eisschelfe der Antarktis - der Ross-Eisschelf und der Filchner-Ronne-Eisschelf – sind jeder für sich genommen größer als Deutschland. Immer wieder brechen riesige Eisberge vom Eisschelf ab – z.B. im Februar 2021 ein mehr als 1200 Quadratkilometer großer Eisberg, was der Größe Londons entspricht!

Das Kalben selbst ist ein natürlicher Vorgang. Allerdings beobachten die Forscher:innen, dass sich immer häufiger große Eisberge aus den antarktischen Eisschelfen lösen – wohl als Folge der weltweiten Erderwärmung. Besonders die Westantarktis erwärmt sich zusehends, was den Forscher:innen große Sorge bereitet. Sollte sich der Eisschild der Westantarktis komplett lösen, nach Norden driften und tauen, rechnen sie mit einem Meeresspiegelanstieg von bis zu 4 Metern weltweit. Viele niedrig gelegene Inseln wie die Fidschi-Inseln im Südpazifik und sogar Küstenstädte wie Tokio (Japan) oder Mumbai in Indien würden dann vom Meer überflutet werden.

Mehr Schutz für die kleinen und großen Bewohner der Antarktis

Fast alle Tiere der Antarktis ernähren sich von Meerespflanzen und -tieren. Die wichtigste Nahrungsquelle für Wale, Robben, Vögel, Fische und Tintenfische ist der Krill. Die kleinen Krebstiere, die in riesigen Schwärmen das Wasser bei Tag in rote Flecken und bei Nacht in grün funkelndes Licht tauchen, sind im Grunde die wichtigsten Bewohner des Antarktischen Ozeans. Auch die Fischindustrie ist hinter dem etwa 58 Millimeter großen Krebslein her. Riesige Fischtrawler erbeuten jedes Jahr mehr als 100.000 Tonnen Fisch – vornehmlich Antarktischer und Schwarzer Seehecht, Bändereisfisch – und Krill. 

Greenpeace ist immer wieder mit Schiffen und Forscher:innen in der Antarktis unterwegs, um die Klimaveränderungen zu beobachten und besonders schützenswerte Arten über und unter Wasser zu dokumentieren. Ein besonderes Augenmerk unserer letzten Expedition im Winter 2021/2022 lag dabei auf der Tierwelt. Anhand einer systematischen Zählung von Kolonien von Adéliepinguinen, Zügelpinguinen und Eselspinguinen haben wir uns die Folgen der Klimaerwärmung im Südpolarmeer näher angesehen. Wie bei anderen Pinguinarten auch, ist zu befürchten, dass ihnen die Klimakrise schwer zu schaffen macht, denn: Die Erderhitzung kann in der Antarktis beispielsweise dazu führen, dass die Eisschollen vom Festland abbrechen, bevor Jungtiere schwimmen lernen konnten. Immer wieder ertrinken so zahlreiche Küken. Hinzu kommen häufiger auftretende Regenfälle, die Pinguinbabys nass werden und erfrieren lassen. Auch das rote Tauchboot kam wieder zum Einsatz, um konkrete Hinweise auf Lebewesen wie Schwämme, Korallen, Moostierchen und Seefedern zu sammeln. Sie leben am Meeresgrund festgewachsen, können bei Gefahr durch tonnenschwere Fischereinetze also nicht wegschwimmen - und sind deshalb besonders schutzbedürftig.

Die Klimakrise und das Artensterben machen unseren Meeren schwer zu schaffen, vor allem auch in den Polarregionen. Es muss daher dringend etwas getan werden! Greenpeace setzt sich für die Einrichtung von Meeresschutzgebieten ein. Die Vereinten Nationen (auch UN genannt) arbeiten jetzt an einem neuen, globalen Meeresschutzvertrag, von dem Greenpeace fordert, dass er den Meeren und ihren Bewohnern wirklich hilft, sich zu erholen. Bis zum Jahr 2030 sollen daher mindestens 30 Prozent der Meere weltweit unter Schutz gestellt werden. Dabei ist es sehr wichtig, dass diese Schutzgebiete auch in der Arktis und Antarktis eingerichtet werden, weil diese Regionen eine so wichtige Rolle bei der Klimaregulierung spielen.