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Zwei Trawler in der Arktis
© Christian Åslund / Greenpeace

Freiwillig für den Arktisschutz

Freiwillige Selbstverpflichtung der Fischerei: Erfolg für den Arktisschutz

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UPDATE vom 1. Dezember 2017:

Gestern Nacht wurde in Washington D.C. ein historischer Beschluss zum Schutz der Meere gefasst. Ein internationaler Staatenbund unterzeichnete das rechtsverbindliche Vertragswerk, das vorsieht, dass im zentralen Nordpolarmeer für vorerst 16 Jahre kein kommerzieller Fischfang betrieben werden darf. Die Europäische Union, die USA, Kanada, Norwegen, Russland, Dänemark, Island, Japan, China und Südkorea schützen mit diesem Moratorium ein Gebiet von rund 2,8 Millionen Quadratkilometern vor ausbeuterischen Fischereimethoden – eine Fläche, die ungefähr der Größe des Mittelmeeres entspricht.

Der Schutz der Arktis per Gesetz ist durch den Klimawandel nötig geworden: Die Fischereiindustrie kann aufgrund schmelzender Eisdecken immer weiter in Gebiete vordringen, die ihr bislang unzugänglich waren. 40 Prozent des gemeinhin von Eis bedeckten Gebiets im Nordpolarmeer waren in den vergangenen Sommern erstmals eisfrei. Die internationale Politik reagiert mit dem Moratorium auf den öffentlichen Druck, den unter anderem auch die „Save The Arctic“-Kampagne von Greenpeace aufgebaut hat.

Und noch eine gute Nachricht: Auch das Rossmeer in der Antarktis steht nach dem Beschluss im vergangenen Jahr seit heute offiziell unter Schutz: ein Meeresschutzgebiet von anderthalb Millionen Quadratkilometern auf der gegenüberliegenden Seite der Weltkugel.

Artikel vom 25. Mai 2016:

Kein Gesetz verbietet, in Arktisgebieten zu fischen, die bisher von Eis bedeckt waren. Die gute Nachricht: Viele Firmen verzichten auf das Geschäft – auf Druck von Greenpeace.

Das schmelzende Eis in der Arktis könnte für Fangfirmen ein gutes Geschäft sein: Wie der Greenpeace-Report „This Far, No Further“ aus dem März dieses Jahres belegte, erschließen Trawler sich dort neue Fanggründe, wo vor dem Klimawandel keine Fischerei möglich war. Doch die wichtigsten Namen der Branche verzichten seit heute freiwillig auf den Profit – ein riesengroßer Erfolg für den Arktisschutz. Seit Langem setzt sich Greenpeace mit Umweltschützern aus aller Welt für die Bewahrung dieses einzigartigen Ökosystems ein.

In einer bislang beispiellosen Vereinbarung haben sich nun einige der größten Fischereifirmen der Welt verpflichtet, die Arktis vor Schlimmerem zu bewahren. Die gesamte norwegische Hochsee-Fischereiflotte hat zugesagt, ihre Schiffe in Zukunft aus den bislang unzugänglichen, unangetasteten Gebieten in der norwegischen Arktis fernzuhalten. Und große Konzerne wie McDonald’s, Iglo, die britische Supermarktkette Tesco sowie der größte Verarbeiter von gefrorenem Fisch in Europa, Espersen, verzichten neben vielen anderen ab jetzt auf den Verkauf von Kabeljau aus bisher eisbedeckten Gewässern.

Fangflotten, die dennoch ihre Kabeljau-Fischerei in diese Gebiete ausdehnen, werden somit in Zukunft den Inhalt ihrer Netze nicht mehr an diese Großabnehmer verkaufen können. Die Vereinbarung ist deutlich: Kein Fisch aus dem empfindlichen Lebensraum soll in der Kühltruhe landen. Die Einsicht dieser „Big Players“ ist ein bedeutender Erfolg für die Arktis und die Erhaltung ihrer Artenvielfalt.

Norwegens Regierung muss nachziehen

Wo die Fangfirmen nicht mehr fischen

Karte der Arktis

Die Selbstverpflichtung der Firmen ist nötig geworden, weil es eine gesetzliche Regelung für die Fischerei in den betroffenen Gebieten noch nicht gibt. „Die norwegische Regierung hat bislang beim Schutz dieser Gewässer versagt“, sagt Larissa Beumer, Greenpeace-Expertin für die Arktis. „Sie muss jetzt zur Industrie aufschließen und das Gebiet permanent unter rechtlichen Schutz stellen.“

Die Begehrlichkeiten sind groß: Mindestens 70 Prozent des atlantischen Kabeljaus, der in Supermärkten auf der ganzen Welt landet, stammt bereits aus der Barentssee. Doch ohne Schutz der betroffenen Gebiete riskieren Firmen, die Kabeljau aus diesem Seegebiet kaufen und verkaufen, sich an der Zerstörung der Arktis zu beteiligen. Und das ist nicht nur umwelt-, sondern auch geschäftsschädigend.

So beliebt das Gebiet als Fanggrund ist, so groß ist seine Artenvielfalt. In der nördlichen Barentssee gibt es Kaltwasserkorallen, verschiedene Walarten wie Belugas, Finn- und Grönlandwale, Eisbären, Walrösser und einige der weltweit größten Kolonien von Seevögeln wie etwa Papageitaucher und Lummen. Dass dieses Gebiet unter Schutz gestellt werden muss, versteht sich von selbst: Die Wirtschaft hat das früher begriffen als der Gesetzgeber. 

Vor wenigen Wochen hatte die Arktis einen traurigen Rekord zu verbuchen: Noch nie war die Ausdehnung der Wintereisdecke geringer. Wo das Eis nicht mehr schützen kann, müssen nun Gesetze die Artenvielfalt in der Barentssee bewahren. Die Industrie geht schon einmal voraus.

Die Firmen verpflichten sich, ihre Fischerei nicht in bislang unbefischte Gegenden innerhalb dieses Gebiets auszuweiten:

  • Auf ihrer Tour zur Erfoschung des Meeresbodes um Spitzbergen sichtet Greenpeace zwei Fischereifahrzeuge unter russischer Flagge beim Schleppnetzfang im Nordpolarmeer.

    Auf ihrer Tour zur Erfoschung des Meeresbodes um Spitzbergen sichtet Greenpeace zwei Fischereifahrzeuge unter russischer Flagge beim Schleppnetzfang im Nordpolarmeer.

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