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Lübecker Stadtwald Dokumentation in Deutschland
© Bente Stachowske/Greenpeace

Wälder – Schatzkammern der Artenvielfalt

Verbündete für Arten- und Klimaschutz

Wälder sind unsere natürlichen Verbündeten gegen die Klimakrise. Gleichzeitig sind echte Wälder Hotspots der Biodiversität. Doch die Schützer brauchen Schutz.

In intakten Waldgemeinschaften finden sich Bäume aller Generationen. Niemand räumt auf, niemand greift ein. Sterbende Bäume und Totholz am Boden spenden Leben. Sie bieten Nahrung und Unterschlupf für Pilze, Insekten, Vögel. Solche Waldgemeinschaften haben nichts mit Baumplantagen zu tun. Sie werden nicht forstwirtschaftlich genutzt und speichern große Mengen Kohlendioxid. Je älter der Wald und je mehr Totholz darin verrotten darf, desto wichtiger seine Rolle als Klimaschützer.

Doch weltweit ist nur noch etwa ein Fünftel der Wälder in solch einem ursprünglichen Zustand, Tendenz sinkend. Immer weiter fräst sich der Mensch in diese Ökosysteme hinein. Insbesondere der weltweit wachsende Konsum von Fleisch und Milchprodukten führt zu mehr Flächenbedarf in der Landwirtschaft – rund 80 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen dienen der Tierhaltung und zur Erzeugung von Futterpflanzen. Aber auch steigender Siedlungsdruck und Wetterveränderungen durch die Klimakrise, die zu Dürren und großflächigen Waldbränden führen, dezimieren Waldflächen. Die Probleme können vor Ort variieren, doch die Bedrohung der Wälder als solche ist global und wächst sogar, anstatt zu schrumpfen.

Gleichzeitig wäre ein Verschwinden ursprünglicher Wälder für die zwei großen Umweltkrisen unserer Zeit fatal: Die Klimakrise würde angeheizt, während der schon jetzt dramatische Schwund der Artenvielfalt ungekannte Ausmaße annehmen würde – was beides unmittelbar auch uns Menschen bedroht. Außerdem steigt die Gefahr von Pandemien, wenn die Wildnis schwindet und Wildtiere dadurch zwangsweise häufiger in Kontakt mit Menschen kommen. Infektionskrankheiten wie Covid-19, bei denen die Erreger überspringen, nehmen weltweit zu.

Um die Erhitzung auf weniger als 1,5 Grad zu begrenzen und die Artenvielfalt zu erhalten, müssen wir auch Wälder schützen. Dafür muss insbesondere der Flächenfraß in der Landwirtschaft aufhören, vor allem durch weniger Tierzucht und Konsum von Fleisch und Milchprodukten.

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Insgesamt ist heute in Deutschland fast 90 Prozent der Waldfläche in einem schlechten naturschutzfachlichen Zustand. Das bedeutet: Zu wenig Baumarten, nicht genug natürlicherweise vorkommende Eichen und Buchen, und was wächst, ist zu jung und wird zu früh gefällt. In fast allen Wäldern steht die Holzproduktion im Vordergrund. Selbst Schutzgebiete schützen nicht: Obwohl rund zwei Drittel der Wälder in Schutzgebieten liegen, sind nur 2,8 Prozent der Waldfläche in Deutschland vor Holzeinschlag sicher. Dabei sind naturnahe Wälder und alte Bäume für Artenvielfalt und Klimaschutz gleichermaßen wichtig.

Europa erfand im 18. Jahrhundert die Forstwirtschaft. Auch das Prinzip Nachhaltigkeit war – in Folge großer Holznot – erstmals Thema: nicht mehr Bäume fällen als nachwachsen können. Doch anstelle heimischer Baumarten pflanzte die Forstwirtschaft schnell wachsende, vermeintlich wirtschaftlich gewinnbringendere Nadelbäume. Und noch ein Fehler passierte: die Monokultur. Reine Fichten- oder Kiefernplantagen sind arm an Arten, anfällig für beispielsweise Borkenkäfer und kaum fähig, sich an die Klimaerhitzung anzupassen. 

Dieser Ansatz fällt Deutschland seit Jahren zunehmend auf die Füße. Die an ungeeigneten Standorten gepflanzten Fichten leiden unter der auch in Deutschland zunehmenden Trockenheit und infolgedessen unter Insektenbefall. Selbst Waldbrände, früher hauptsächlich ein Thema wärmerer und trockener Gegenden, werden zunehmend zum Problem. Eine naturnahe Bewirtschaftung sowie mehr Schutzgebiete ohne Holznutzung sind daher wichtiger denn je, um den Wald zu erhalten. 

Politik und Forstwirtschaft haben das Problem “Fichtenplantage” zwar erkannt. Das notwendige Umdenken – hin zur Betrachtung des Waldes als Ökosystems, weg vom Paradigma des Holzlieferanten –, findet bisher jedoch bei politischen Entscheidungsträger:innen und der konventionellen Forstwirtschaft nicht statt. Greenpeace zeigt mit den "Wegen aus der Waldkrise", welche Vorteile ein neues Denken beim Waldschutz hätte – für Biodiversität wie für das Klima.

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Futtersojaanbau und Tierhaltung bedrohen Wälder in Südamerika, Palmölplantagen jene in Indonesien. Sibiriens Wälder sind besonders von Klimaveränderungen mit Rekorddürren und Jahrhunderthitzen sowie daraus folgenden Waldbränden betroffen. Zumal oft die Kapazitäten fehlen, sie zu löschen. In Zentralafrikas Wäldern begünstigen Holzfäller mit ihren Schneisen der Zerstörung eine Ausbreitung des Wanderfeldbaus in Gebieten, die zuvor von Wald bedeckt waren. Noch hat kommerzielle Landwirtschaft mit Ölpalmen- und Kautschukplantagen oder Soja-Monokulturen hier nicht die Bedeutung wie im Amazonas-Gebiet oder in Südostasien, doch das droht sich gerade zu ändern. 

Wie alle übrigen Pflanzen und Tiere variieren Bäume je nach Klima und Lage sehr stark: von winzigen Zwergbirken in der Arktis über Açaípalmen am Amazonas bis zu über 100 Meter hohen Mammutbäumen in Kalifornien. Dementsprechend variiert auch das Artenvorkommen in Wäldern, und die Herausforderungen sind, bei allen Gemeinsamkeiten, teilweise sehr unterschiedlich. Im Amazonasgebiet etwa geht die Wissenschaft von rund 16.000 Baumarten aus. In Mitteleuropa dagegen würden an vielen Standorten von Natur aus Rotbuchen am stärksten vorkommen. 

Der größte zusammenhängende Regenwald der Erde ist der Amazonasregenwald. Er beherbergt einen einzigartigen Artenreichtum; seine Bedeutung für den Klimaschutz ist herausragend. Ihn zu erhalten ist enorm wichtig – verlieren wir das grüne Herz unserer Erde, verlieren wir auch den Kampf gegen die Klimakrise.

Greenpeace engagiert sich international gegen die Waldzerstörung. Gleichzeitig setzt sich die Organisation in Deutschland und Europa dafür ein, dass hier alles getan wird, um die weltweiten Wälder zu schützen. Ein Beispiel ist dafür sind Gesetzvorhaben für waldvernichtungsfreie Lieferketten und einen Handel, der Menschenrechte und die Umwelt achtet. Denn wenn wir die Biodiversität und das Klima schützen wollen, müssen wir unsere Wälder (naturnah) erhalten. In Deutschland und weltweit.

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