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Drill Tower Protest against Gas Projects in Leer
© Florian Manz / Greenpeace

Greenpeace-Ortsgruppe Leer: eine Wiederauferstehung

Die Ortsgruppe Leer hatte sich in den vergangenen Jahren über Corona und andere Entwicklungen fast aufgelöst. Nun gibt es neuen Schwung mit neuen Mitgliedern. Wir sprachen mit Mitgliedern der Gruppe. Auf dem Bild oben zu sehen von links: Klaus und Helga Pieper von Greenpeace Ostfriesland, Karlheinz und Ulricke Siebolds von Greenpeace Leer, Britta Wend-Heckmann von Greenpeace Ostfriesland sowie Uwe Loers und Günther Groeneveld von Greenpeace Leer bei einem Gruppenaktionstag zum Thema No New Gas. Die beiden Gruppen unterstützen einander.

Gewusel, Geschäftigkeit. Dann, auf einmal bewegt sich das Knäuel aus rund 400 Menschen und es bilden sich Figuren: Ein Turm. Eine Sonne. Der Schriftzug "No New Gas." “Faszinierend”, fand Günther Groeneveld die erste Aktion, bei der er als Neumitglied selbst dabei war. “Wie Greenpeace die 400 Leute so dirigiert hat, dass sich aus so vielen Menschen Figuren bilden. Wie Menschen am Strand spontan mitgemacht haben, Ortsansässige, Urlauber:innen.” Sören Lerner hingegen, ebenfalls Neumitglied, war im Juni im Urlaub und konnte daher leider nicht: “‘Tolle Aktion, falsche Insel’ habe ich gedacht”, sagt er und lacht. “Ich fand auch klasse, dass die neue Geschäftsführerin Sophie Lampl mit dabei war”, ergänzt Uwe Loers. Anders als Günther und Sören ist er schon seit der Gründung der Gruppe dabei und freut sich umso mehr über ihre Wiederbelebung.

Wir haben mit vier Gruppenmitgliedern darüber gesprochen, was sie motiviert, wie sie zur Ortsgruppe Leer gestoßen sind und wie es nun weitergeht, neben Uwe, Günther und Sören auch mit Annika Buß, der Finanzkoordinatorin der Gruppe.

3 Aktivist:innen (eine davon im Bärenkostüm) sowie eine Passantin  an einem Infotisch an dem ein Plakat mit Kühen in Anbindehaltung und der Aufschrift "Tierleid stoppen" hängt.

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Etwa 400 Menschen bilden am Strand von Borkum eine große Sonne

Menschenbanner am Borkumer Strand

Greenpeace: Uwe, Du bist sozusagen der Dienstälteste in Leer. Warst Du von Anfang an dabei?

Uwe: Ja, also eigentlich sogar noch länger (lacht). Ich bin grundsätzlich schon seit 2009 bei Greenpeace und hatte schon lange ein großes Interesse an Umweltschutzthemen und auch mitzumachen. 2017 hat sich dann die Gruppe in Leer neu gegründet mit vier Ehemaligen von der Gruppe Ostfriesland, die alle aus dem Raum Leer kamen. Nach einer E-Mail, ob ich Lust habe, mitzumachen, bin ich Teil der Gruppe geworden, die damals im Kern aus rund sieben Leuten bestand. 

Greenpeace: Annika, wann bist Du dazugestoßen und warum?

Annika: Kurz danach. Ich war inspiriert von der Klimabewegung, besonders von Greta Thunberg, habe ihren Aktivismus intensiv verfolgt und wollte mich dann auch selbst engagieren. Daher habe ich geschaut, ob es etwas bei mir in der Nähe gibt und stieß so auf die Ortsgruppe Leer. Allerdings habe ich 2018 mein Studium angefangen, welches echt viel Zeit eingenommen hat, und ehrlich gesagt, die Internetverbindung in der Region ist auch nicht immer sehr gut. Insofern hatte ich teilweise etwas Schwierigkeiten, auch wirklich aktiv zu werden. Inzwischen habe ich für mich eine super Lösung gefunden: Ich bin die Finanzkoordinatorin der Gruppe. Als solche kann ich mich weiter engagieren, auch jetzt, wo mein Studium beendet ist und ich in meinen ersten Job eingestiegen bin, denn die Aufgabe lässt sich zeitlich und örtlich flexibel lösen. Und ich kann aus der Ferne trotzdem mitbekommen, was die Gruppe macht. Bei der Aufgabe schreit ja nicht jede:r gleich ‘Ja’, insofern haben wir alle etwas davon (lacht).

Greenpeace: Hast Du auch bei direkten Aktionen mitgemacht?

Annika: Ja, schon. Zum Beispiel haben wir Blühwiesen angelegt und Saatgut ausgesät, das hat mir sehr gut gefallen. Schwieriger finde ich, auf die Menschen zuzugehen, ich gebe zu, da habe ich eine gewisse Hemmschwelle. 

Greenpeace: Während Corona war die Gruppenarbeit im ganzen Land schwierig. Wie war das bei Euch?

Uwe: Ja, das war hier auch so. Wir konnten uns alle ja nur online engagieren. Das war nicht das Gleiche. Dazu kamen andere Themen, zwei Gruppenmitglieder wurden beispielsweise Väter und hatten weniger Zeit. Die Gruppe schlief ein bisschen ein und ich freue mich sehr, dass sie dieses Jahr wiedererwacht ist. Es gab eine E-Mail an Fördermitglieder, da haben sich einige gemeldet, zum Beispiel Günther und Sören. Jetzt sind wir wieder neun Mitglieder, das ist toll!

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Greenpeace: Günther, Du gehörst zu den Neuen. Was hat Dich bewogen, Dich bei Greenpeace zu engagieren?

Günther: Ich bin tatsächlich schon seit den 70er Jahren Fördermitglied, aber aktiv geworden bin ich vorher nicht, da habe ich jetzt erst, mit 73 Jahren, den Dreh gefunden (lacht). Ich komme aus der Gegend, habe sehr lange in Bremen gelebt und nun bin ich zurück und war auf der Suche nach Möglichkeiten mich zu engagieren. Als ich die E-Mail bekomme hatte, dachte ich gleich, das passt, weil ich immer fand, dass Greenpeace-Aktionen Hand und Fuß haben und mir gefiel auch immer, dass Greenpeace so politisch ist. Greenpeace macht spektakuläre und wichtige Dinge, mir gefiel die Idee, davon ein Teil zu sein. 

Greenpeace: Du hast bei dem Menschenbild in Borkum mitgemacht und warst ganz begeistert. Warst Du auch schon bei anderen Aktionen dabei? 

Günther: Ja, ich habe zum Thema Bärenmarke-Milch in der Fußgängerzone gestanden. Da haben auch einige Menschen mitgemacht. Am Ende wurde es aber etwas zäh, möglicherweise lockte das Mittagessen (lacht). Das Borkumthema ist mir aber schon besonders wichtig. Wir müssen der Regierung in Hannover immer wieder auf den Schlips treten, weil sie versucht, sich aus dem Staub zu machen. Den Schutz der Nordsee müssen wir immer weiter forcieren. Ich persönlich würde auch gern noch mehr zu solchen Themen arbeiten wie der Verschmutzung der Ems. Solch ein schmutziger Fluss, das muss nicht sein!

Greenpeace: Sören, Du bist ebenfalls neu in die Gruppe gekommen dieses Jahr. Konntest Du denn schon an Aktionen teilnehmen, nachdem Du bei dem Borkumer Menschenbild ja im Urlaub warst?

Sören: Ja, ich habe an Aktionsständen gestanden, gegen die Gasbohrung und auch für die Weidemilch. Das war jetzt sehr kurz hintereinander. Einerseits toll, andererseits muss ich auch ein bisschen gucken, wenn das so weitergeht, kriege ich Ärger zuhause … (lacht)

Uwe: … Keine Sorge, jede Woche ein Infostand ist die Ausnahme (lacht ebenfalls) … 

Sören: … ich habe zwei Kinder, die sind 8 und 11 Jahre alt. Alt genug, dass ich inzwischen auch Raum für solches Engagement habe, aber ausgeglichen sein muss es natürlich schon. Ich habe schon immer Interesse, mich zu engagieren. Ein entscheidender Moment war für mich ein Urlaub auf Terschelling. Ich bin Hobbyfotograf und hatte am Ende das Gefühl, hauptsächlich Müll auf dem Strand zu fotografieren, das hat mich sehr bewegt. Ich bin daher auch schon öfter mit meinen Kindern Müllsammeln gewesen, aber bisher bestand mein Engagement eher in so etwas, war also eher spontan. Jetzt finde ich schön, regelmäßiger etwas zu tun. Am Infostand zu stehen, war sehr interessant. Was ich gerade noch herausfordernd finde, gerade bei so einem Thema wie Weidemilch: Wer da stehenbleibt, trinkt oft ohnehin bereits Weidemilch. Und die anderen bleiben nicht unbedingt stehen. Aber der Stand ist ja auch dazu da, zum Beispiel Unterschriften zu sammeln, das lief zum Einstieg schon einmal ganz gut.

Greenpeace: Was ist denn Euer Ziel?

Uwe: Ich bin erst einmal froh, dass die Gruppe wieder so lebendig ist, und würde schön finden, wenn sie noch vielfältiger wird. Insgesamt freue ich mich natürlich, wenn wir auch noch weitere Leute für die Aufgaben gewinnen.

Annika: Ich finde toll, wenn ich vor Ort sehen kann, was wir geschafft haben, zum Beispiel wenn wir Verkehrsinseln bepflanzt haben, die dadurch viel schöner geworden sind. Sowas würde ich gerne mal wieder machen. 

Sören: Die Welt retten. Das wollen wir alle hier (lacht). Aber davon ab: Ich finde gerade für mich einfach sehr spannend, in die ganze Greenpeacewelt einzutauchen und da die konkreten Themen zu entdecken.

Petition

https://act.greenpeace.de/industriegebiet-meer

Artenschutz statt Ausbeutung

Die grenzenlose Zerstörung unserer Ozeane ist in vollem Gange. Zum Schutz der Artenvielfalt und des Klimas müssen wir den industriellen Raubbau endlich stoppen. Fordern Sie mit uns klaren und konsequenten Meeresschutz!

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