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Fliegender Protest an der VW-Zentrale (April 2012)
Michael Loewa / Greenpeace

VW will CO2-Ausstoß verringern

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Volkswagen will als größter europäischer Autohersteller den CO2-Ausstoß seiner Neuwagenflotte stärker verringern als bislang vorgesehen. VW-Chef Martin Winterkorn will ab dem Jahr 2020 das EU-Ziel erreichen: nur noch 95 Gramm CO2 pro Kilometer (entspricht etwa 4 Liter Benzin pro 100 km) – ohne Rechentricks. Ein Erfolg der Greenpeace-Kampagne.

Volkswagen hat auf dem Genfer Autosalon bekannt gegeben: Ab dem Jahr 2020 sollen PKW durchschnittlich höchstens 95 Gramm Kohlendioxid (CO2) pro Kilometer ausstoßen (knapp 4 Liter/100km). Das Besondere: VW verzichtet bei dieser Berechnung auf Schlupflöcher, zum Beispiel Elektrofahrzeuge als Nullemissionsfahrzeuge mehrfach anzurechnen. VW bekennt sich mit der Entscheidung zu den verschärften Umweltzielen der EU für die Autobranche. Damit ist der Konzern weiter als die anderen deutschen Autohersteller und Umweltminister Peter Altmaier (CDU), dessen Pläne (mit Schlupflöchern) drohen, den Grenzwert auf etwa 105 Gramm CO2 pro Kilometer zu verwässern.

Greenpeace-Verkehrsexperte Wolfgang Lohbeck kommentiert die Entscheidung von VW:

„Das ist ein guter Tag für den Klimaschutz. VW beweist, dass die Autohersteller die ehrgeizigen Klimaziele der EU erreichen können, ohne Rechentricks und Schlupflöcher. Der größte Autohersteller Europas reagiert damit auf die Kampagne, die Greenpeace vor zwei Jahren begonnen hat, und setzt sich an die Spitze der deutschen Autoproduzenten. Nun ist die Politik am Zug. Dass VW fortschrittlichere Ziele vertritt als das Bundesumweltministerium, ist peinlich für Minister Altmaier. Die europäischen Minister und das Parlament müssen in den nächsten Wochen das Ziel von 95 Gramm CO2 pro Kilometer durchsetzen, ohne die Gesetzgebung durch Schlupflöcher für die deutsche Autoindustrie abzuschwächen.

Erreichen die Ingenieure des VW-Konzerns bei den Neuwagen ab dem Jahr 2020 das EU-Ziel von 95 statt 105 Gramm CO2, ersparen sie dem Klima knapp 4,5 Millionen Tonnen CO2 über ihre Nutzungsdauer. Das entspricht der Ladung von fast 60.000 Tanklastzügen mit insgesamt 1,8 Milliarden Liter Benzin – allein in Europa. Auch weltweit ist dies ein Signal für strengere Abgasvorschriften, vor allem für die Wachstumsmärkte USA und China. Solange die Menschen noch Autos mit Benzin fahren, müssen die Hersteller deren Verbrauch massiv senken. Wenn alle europäischen Hersteller dem positiven Beispiel von Volkswagen folgten, würden die CO2-Emissionen ihrer PKW-Flotten in Europa um 10 Prozent sinken. Jetzt müssen die anderen deutschen Hersteller nachziehen. Da VW die umstrittenen Schlupflöcher nicht nutzen wird, erwartet Greenpeace von dem Konzern, sich auch nicht für diese einzusetzen.“

Weitere Anmerkungen und Hintergrundinformationen:

  • Die EU will bis Ende Juni die neuen Vorgabe zur Verringerung der CO2-Emissionen entscheiden. Der Grenzwert für PKW soll auf 95 Gramm pro Kilometer sinken. Das Umweltministerium hat am 4. Februar in Brüssel der Ratspräsidentschaft einen Vorschlag vorgelegt, der die 95 Gramm verfehlt.
  • Der Straßenverkehr macht etwa 17 Prozent des gesamten CO2-Ausstoßes in der EU aus (Europäische Umweltagentur, TERM 2011).
  • Die Greenpeace-Kampagne richtete sich an VW, den größte europäischen und nach eigenen Angaben bald weltweit größten Autohersteller, der für den größten Ausstoß an CO2 von Autos verantwortlich ist.
  • Greenpeace hält das Ziel von 80 Gramm CO2 pro Kilometer für technisch machbar. Derzeit ist für die unabhängige Organisation aber entscheidend, dass die EU ihr Ziel von 95 Gramm CO2 pro Kilometer ohne Schlupflöcher durchsetzt.
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