Jetzt spenden
Schwimmender Dorsch
Joachim S. Mueller / CC BY-NC-SA 2.0

Fangquoten für den Dorsch in der Ostsee beschlossen

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Das Spiel wiederholt sich alle Jahre wieder: Im Oktober beschließt die Europäische Kommission die Fischerei-Fangquoten für die Ostsee – regelmäßig zur Enttäuschung von Umweltschützern und gegen ausdrücklichen wissenschaftlichen Rat. Das ist auch 2016 nicht anders: Die beschlossene maximale Fangmenge für 2017 liegt deutlich über der Empfehlung der Fachleute. Der Rat für Meeresforschung (ICES) sprach sich für weniger als 1588 Tonnen aus, um dem Dorschbestand und damit auch der Ostseefischerei eine Chance zu geben. Auf rund dreieinhalb mal so viel kamen die EU-Fischereiminister nach langer Diskussion: Sie beschlossen eine Quote von 5597 Tonnen.

Für die Dorschbestände kämen allerdings sogar geringere Fangquoten eigentlich zu spät: Wegen jahrzehntelanger Misswirtschaft gehen den Fischern ohnehin kaum noch Tiere ins Netz. Bis in die Siebzigerjahre war der Dorschbestand der westlichen Ostsee groß genug, um fast 50.000 Tonnen jährlich zu fangen. Inzwischen ist die Ostsee, was den Dorsch angeht, weniger überfischt als vielmehr fast entfischt.

Dank der Entscheidung des Fischereiministerrates geht die Ausbeutung der wenigen verbliebenen Dorschbestände ungebrochen weiter. Das geht schon lange Zeit so: Der Dorsch ist schließlich ein ausgesprochen beliebter Speisefisch. Die Exemplare etwa aus dem Nordatlantik landen als Kabeljau in der Fischtheke, biologisch handelt es sich dabei um die gleiche Art.

Nachhaltigkeit geht nur mit Handwerksfischerei

Zu den Leidtragenden der Überfischung gehört nicht bloß der Dorsch selbst, sondern auch die mit traditionellen Methoden arbeitende Küstenfischerei: Regionale Kleinunternehmen, die eben nicht mit Grundschleppnetzen im industriellen Maßstab die Weltmeere abfischen, sondern kleinere Mengen vollständig verarbeiten, wenig Beifang erzeugen und die beste Chance auf eine nachhaltige Zukunft bietet – für die Fischbestände und die Menschen, die vom Meer leben.

Damit die auch weiterhin ihren Lebensunterhalt mit der Fischerei bestreiten können, muss die kleine, traditionelle Küstenfischerei gestärkt werden, zum Beispiel mit Ausgleichszahlungen der EU. Gleichzeitig müssen andere politische Voraussetzungen für eine nachhaltige Fischwirtschaft geschaffen werden: durch konsequente Fangverbote, vor allem in den ausgewiesenen Schutzgebieten, und den Abbau der Grundschleppnetz-Fangflotte.

Doch Fangquoten, wie sie bislang festgelegt wurden, dienen vor allem denen, die für die Misere verantwortlich sind: Großunternehmen und ihre Trawlerflotten, die aufgreifen, was an Bestand noch vorhanden ist. Zudem wurde in den bisherigen Berechnungen nicht die Angelfischerei berücksichtigt, die mit großen Beutemengen ihrerseits zur Überfischung der Ostsee beigetragen hat.

Ewiges Streitthema Fangquote

Doch wie kommen die Fangquoten der EU überhaupt zustande? Zunächst einmal sind sie das Ergebnis unterschiedlicher Abwägungen: Einerseits geht es um die Erhaltung der Bestände und den Schutz des marinen Ökosystems. Genauso versucht der Fischereirat allerdings auch, die Fischereiwirtschaft wettbewerbsfähig zu halten und die Fangmöglichkeiten gerecht aufzuteilen. Zwei wissenschaftliche Gutachten geben dazu fachlichen Input: zum einen das Gutachten des Wissenschafts-, Technik- und Wirtschaftsausschusses für die Fischerei, zum anderen das des Internationalen Rats für Meeresforschung.

Wie bereits in der Vergangenheit fiel die Entscheidung dieses Jahr erneut politisch statt wissenschaftlich aus. Ein weiterer Hebel bleibt: Der aktualisierte Greenpeace-Fischratgeber hilft Verbrauchern, ihren Einfluss auf die Fischindustrie geltend zu machen – indem er aufzeigt, welche Arten bedenkenlos eingekauft werden können. Keine Überraschung: Dorsch empfiehlt der Fischratgeber nicht.

>>> Hier können Sie den Greenpeace-Fischratgeber kostenfrei herunterladen.

  • Fischerboot in Ostseehafen

    Regional und verantwortungsbewusst

    Überspringe die Bildergalerie
  • Kleinfischer Wolfgang Albrecht hält au seinem Kutter ein Protestschild "Überfischung schadet auch mir"

    Kleinfischen kämpfen für ihren Beruf

    Überspringe die Bildergalerie
  • Greenpeace-Schlauchboote mit Fischtrawler

    Langjähriger Protest

    Überspringe die Bildergalerie
Ende der Gallerie

Online-Mitmachaktion

https://act.greenpeace.de/protestmail-sos-aus-der-arktis

SOS aus der Arktis: Stoppt den Tiefseebergbau!

Die norwegische Regierung will in der Arktis als erstes Land der Welt mit dem Tiefseebergbau starten. Damit gefährdet sie das Wohlergehen der Meere und der Lebewesen, die dort leben. Wir müssen die Zerstörung der Tiefsee zur Ausbeutung des Meeresbodens verhindern, bevor es zu spät ist.

Protestmail senden
Datum
Walroß auf Eisscholle in der Arktis

Mehr zum Thema

Arctic Sunrise an der Grenze des arktischen Meereises
  • 20.09.2024

Greenpeace war mit den Schiffen Witness und Arctic Sunrise im Nordatlantik unterwegs, um das von Norwegen für Tiefseebergbau vorgesehene Gebiet zu untersuchen und sich für seinen Schutz einzusetzen.

mehr erfahren
Projection against Deep Sea Mining in Norway
  • 20.09.2024

Norwegen will mit Tiefseebergbau in eigenen Gewässern beginnen – mitten in der Arktis. Eine gefährliche Entwicklung für die Gewässer. Das zeigt auch ein neuer Bericht.

mehr erfahren
Dives in the North Sea off Borkum
  • 10.09.2024

Geplante Gasbohrungen vor Borkum gefährden nicht nur das Klima, sondern auch einige schützenswerte Riffe. Interview mit einer dort lebenden Krabbe.

mehr erfahren
Walflosse ragt aus dem Ozean
  • 27.08.2024

Die Norwegische See ist ein Hotspot der Artenvielfalt. Doch jetzt plant die norwegische Regierung, dortige Gebiete für Tiefseebergbau zu öffnen. Drei Walarten, die das gefährden könnte.

mehr erfahren
Pottwal während der Tiefsee-Bergbau-Tour des Greenpeace-Schiffs Witness vor Norwegen

Pottwale sind faszinierende Giganten der Weltmeere. Die größten Zahnwale der Welt halten einige weitere beeindruckende Rekorde im Tierreich. Schon gewusst, wie tief Pottwale tauchen können? Oder wie lange eine Pottwal-Schwangerschaft dauern kann? Und was ist eigentlich Ambra?

mehr erfahren
Animation for the DSM Project - Still from Video
  • 09.08.2024

Neue Studie zeigt: In der Tiefsee kann Sauerstoff entstehen. Manganknollen sind in der Lage, “Dark Oxygen” zu produzieren. Der Industrie gefällt das nicht.

mehr erfahren