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Greenpeace-Aktivisten protestieren in Brüssel gegen die Überfischung der Meere
Eric de Mildt / Greenpeace

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Ähnlich wie das EU-Parlament am Dienstag erkennt zwar auch der Ministerrat die Notwendigkeit für eine Kursänderung in der europäischen Fischereipolitik an. Während allerdings das Parlament große Schritte macht, trippelt der Rat vor sich hin. Denn er ist zu zaghaft und wieder wurden höhere Fangquoten beschlossen, als es die Wissenschaft empfiehlt.

So wurde zum Beispiel für die Bestände, für die zu wenig Daten zur Verfügung stehen, der Kommissionsvorschlag drastisch aufgeweicht. Während die Kommission die Quote gegenüber dem Vorjahr aus Vorsorgegründen um 20 Prozent senken wollte, konnte sich der Ministerrat lediglich auf eine Quotenreduktion von 5 Prozent verständigen.

Anders als Nachrichtenagenturen und das Bundeslandwirtschaftministerium berichten, wurden die Quoten für Nordseehering, -schollen und -seelachs nicht um 15 Prozent angehoben. Hierbei handelt es sich lediglich um eine theoretische Möglichkeit. Beschlossen hat der Ministerrat diese Quotenanhebung aber nicht.

EU-Rat entscheidet über Fischfangquoten

(18.12.2012) Greenpeace Aktivisten demonstrieren zusammen mit Kleinfischern vor dem europäischen Rat für eine nachhaltige Küstenfischerei. Die EU verhandelt am 17. und 18. Dezember in Brüssel über die Fischfangquoten für das Jahr 2013. Der Fischbestand muss geschont werden, bisher sind die Quoten eindeutig zu hoch.

"Die Quoten dürfen nicht höher sein als es die Wissenschaft empfiehlt", sagt Greenpeace-Meeresbiologe Thilo Maack. "Ministerin Ilse Aigner muss sich jetzt für eine Senkung und Umverteilung der Quoten einsetzen."

Die Umweltschützer halten gemeinsam mit den Kleinfischern aus Frankreich, Spanien, Deutschland, Griechenland, den Niederlangen und Großbritannien Handbanner. Zu lesen ist: Quoten: den Großen nehmen, den Kleinen geben. Der Großteil der Fangquoten geht bislang an Industriefangflotten mit zerstörerischen Fangmethoden. Wissenschaftler kritisieren die Quoten der EU seit Jahren als deutlich zu hoch.

Lokale Fischerei muss unterstützt werden

"Wir müssen jetzt gemeinsam Handeln, damit wir nicht die letzte Generation Fischer in Deutschland sind. Die Zukunft liegt nicht in der industriellen Überfischung und der Zerstörung der Meere, sondern in der nachhaltigen Küstenfischerei", sagt Wolfgang Albrecht, Fischer aus dem schleswig-holsteinischen Großenbrode.

Die EU-Minister wollen bis Mittwoch die nationalen Fangquoten für die Nordseefischer und weitere Regionen des Atlantiks festlegen. Dabei wird entschieden, ob weiter mehr Fisch gefangen wird als nachwachsen kann. Die lokale Fischerei könnte so gestärkt werden.

Die vom Fischereirat beschlossenen Quoten werden von den Regierungen national verteilt. Die Kleinfischerei steht zwar für fast 80 Prozent des europäischen Fangsektors, bekommt aber nur einen Bruchteil der Fangquoten.

In der anstehenden Reform der Gemeinsamen Fischereipolitik fordert Greenpeace gemeinsam mit den handwerklichen EU-Fischern eine Neuregelung der Quotenvergabe nach Nachhaltigkeit.

UPDATE vom 19.12.2012: Die EU-Verhandlungen in Brüssel über die Fischfangquoten für das Jahr 2013 haben ein positives Ende gefunden. Die Mitglieder des Fischereiausschusses des EU-Parlaments entschieden sich für eine drastische Reform der Fischereipolitik. Thilo Maack, Meeresbiologe von Greenpeace, war in Brüssel vor Ort und berichtet über die Ergebnisse.

  • Die französische Schauspielerin Mélanie Laurent verteilt Papierschiffe gegen überhöhte Fangquoten

    Mélanie Laurent

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  • Thilo Maack im Gespräch mit Ministerin Ilse Aigner und Staatssekretär Robert Kloos

    Überhöhte Fangquoten

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Kurzinfo Überfischung

Kurzinfo Überfischung

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