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Video-Screenshot: Als Beifang gefangener Schwertfisch
Greenpeace

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Supermarkt xy, Fischkonservenregal. Stapelweise Thunfischdosen, verschiedene Marken und Sorten, Thunfisch in Öl, mit Gemüse, im eigenen Saft. Ein schneller Blick aufs Kleingedruckte: aus delphinfreundlichem Fang. Preis: ungefähr 60 Cent. 60 Cent?

Rifffische, Mantarochen, Delphine, Schwertfische, Wale. Alles wurde an Bord gehievt... Der Mann, der dies erzählt, muss anonym bleiben, um seine Existenz nicht zu gefährden. Sein Gesicht wird im Video nicht gezeigt, seine Stimme verzerrt wiedergegeben. Im vergangenen Jahr war er Hubschrauberpilot auf einem koreanischen Ringwadentrawler im Pazifik. Seine Aufgabe war, Thunfischschwärme aufzuspüren.

Die Fänger arbeiteten mit Ringwadennetzen und sogenannten Fischsammlern (Fish Aggregation Devices, FAD). Fischsammler täuschen Schutz vor und ziehen so Fische aller Art, aber auch andere Meereslebewesen magisch an. Um die schwimmenden Plattformen herum wimmelt es deshalb von Fischen und anderen Tieren. Das Ringwadennetz wird drumherum gelegt und muss nur zugezogen werden.

FADs auszubringen, gehörte zur täglichen Routine. Manchmal verbrachten sie halbe Tage damit, Sammler herzustellen. Bis zu 40 Stück lagen im Stapel bereit. Jeden Morgen dachte man daran, was man wohl an diesem Tag fangen würde. Ohne FADs war der Beifang fast null. Mit FADs war es viel.

Auch junge Thunfische gehen ins Netz - zu jung, um sich schon vermehrt zu haben. So werden die Bestände weiter dezimiert. Zu kleine Fische gingen fast nur beim Fischen mit FADs ins Netz. Winzige Dinger. 'Zigarren' nannten sie sie. Und natürlich starben alle und wurden einfach zurück ins Meer gekippt.

Fast 60 Prozent aller gefangenen Thunfische kommen aus dem Pazifik. Die Bestände an Großaugenthun und Gelbflossenthun sind dort bereits überfischt. Greenpeace fordert deshalb dringend ein Verbot der Ringwadenfischerei mit Fischsammlern. Auch müssen die Fangquoten für Thunfisch im West- und Mittelpazifik um die Hälfte gekürzt werden.

Die schockierenden Aufnahmen im Video sind auch ein Weckruf an Produzenten und Lebensmitteleinzelhandel. Mehrere Hersteller von Thunfischprodukten haben bereits zugestimmt, keinen Fisch mehr abzunehmen, der mit FADs gefangen wurde. Darunter sind die großen britischen Hersteller Princes und John West.

Diese Aufnahmen zeigen die brutale Realität des Thunfischfangs, sagt die Meeresbiologin Iris Menn von Greenpeace. Wer nach diesen Bildern noch immer nicht handelt, dem sind die Meere offensichtlich völlig egal. Es ist jetzt an der Zeit für alle zu handeln, egal ob Produzent, Importeur oder Lebensmitteleinzelhandel.

Eine gemeinsame Initiative sei notwendig. Die Thunfischdose aus Ringwadenfischerei - auch noch zum Billigpreis - gehört nicht mehr in unsere Regale. Auch der Verbraucher kann seinen Beitrag leisten: Lassen Sie die Dose beim nächsten Einkauf liegen, empfiehlt Menn.

  • An Bord des koreanischen Trawlers liegen haufenweise Fischsammler bereit

    FADs an Bord

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  • Bild aus dem Insider-Video: Ein koreanischer Thunfischtrawler zieht mit Hilfe von Fischsammlern alles hoch, was das Meer hergibt

    Leer gefischt

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  • Bild aus dem Insider-Video: Rifffische, Mantarochen, Delphine, Schwertfische, Wale ... Beim Thunfischfang mit Fischsammlern ist der Beifang mörderisch

    Ziel: Thunfisch

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  • Um den Fischsammler des ecuadorianischen Trawlers Ingalapagos tummelt sich schon der spätere Beifang, hier eine Schildkröte (2009)

    Noch frei, schon Beifang

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  • Pazifik 2009: Greenpeace-Taucher durchtrennen die Halteseile eines Fischsammlers

    Taucher am FAD

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