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Symbolbild: Trauben werden mit Pestiziden bespritzt
Greenpeace

Auf die Herkunft kommt es an

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Wer im Supermarkt in der Obst- und Gemüseabteilung steht, sollte gut überlegen, bevor er zugreift. Nicht alles, was schön aussieht, ist empfehlenswert. Greenpeace hat Daten der deutschen Lebensmittelüberwachung und der Greenpeace-Pestizidtests von Experten neu bewerten lassen. Sie untersuchten hierfür mehr als 22.000 Proben. Das Ergebnis: Rund 80 Prozent des konventionell erzeugten Obstes und mehr als 55 Prozent der Gemüseproben enthielten Pestizide.

Wichtig: Auf die Herkunft achten

Wer Pestizide im Essen vermeiden will, sollte Bio-Ware wählen oder auf das Herkunftsland von Obst und Gemüse achten, sagt Manfred Santen, Chemieexperte bei Greenpeace. Die Broschüre Essen ohne Pestizide hilft mit einem einfachen Ampelsystem und bewertet die enthaltenen Pestizide in 76 Obst- und Gemüsesorten.

Neben deutschen Produkten schnitten auch Lebensmittel aus der EU besser ab als vergleichbare Ware aus der Türkei und Übersee. Tafeltrauben, Paprika, Birnen, Zucchini und Grapefruit aus der Türkei lagen mit ihren Pestizidrückständen besonders häufig über den in der EU gültigen Höchstgehalten.

Exotische Sorten wie Okra oder Chilischoten aus Indien und Thailand gehören ebenfalls zu den Problemfällen. Aber auch Kopfsalat wies hohe Giftgehalte auf. Die belasteten Proben stammten aus Belgien, Holland und Italien.

Im Obst- und Gemüseanbau kann legal ein weites Spektrum an Pestiziden versprüht werden, so Santen. Pestizide können den Hormonhaushalt und das Immunsystem beeinträchtigen, Krebs auslösen oder das Nervensystem schädigen. Daher rät Greenpeace, aus Vorsorgegründen den Verzehr dieser Chemikalien zu vermeiden. Dies gilt besonders für Kleinkinder, Schwangere und Kranke. Außerdem hat der Einsatz von Pestiziden schwerwiegende Folgen für die Umwelt.

Die Arbeit von Greenpeace hat gefruchtet

Greenpeace bewertete im neuen Ratgeber fast ein Drittel der getesteten Ware als nicht empfehlenswert. Insgesamt wurden 351 Wirkstoffe nachgewiesen. Manches Obst oder Gemüse versammelte einen ganzen Cocktail von Chemikalien, so zum Beispiel eine Traubenprobe aus der Türkei mit 24 Pestiziden. Solche Mischungen können laut wissenschaftlichen Studien die Wirkungen der einzelnen Chemikalien schon in geringer Konzentration verstärken.

In der EU werden Pestizide trotzdem weiterhin nur einzeln bewertet, Grenzwerte für Mischungen gibt es nicht. Die Anstrengungen von Greenpeace für weniger Pestizide in Obst und Gemüse haben aber gefruchtet. Der Handel hat auf die seit 2003 durchgeführten Greenpeace-Untersuchungen reagiert: Das Bio-Sortiment wurde vergrößert, eigene Pestizidhöchstgehalte unter den gesetzlich vorgegebenen Werten festgesetzt und besonders giftige Pestizide werden häufiger vermieden.

Trotzdem muss sich noch einiges tun, damit Obst und Gemüse bedenkenlos gegessen werden können. Dabei ist vor allem auch die Politik in der Pflicht. Greenpeace fordert Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner auf, Verbraucher und Umwelt besser vor Pestizidcocktails zu schützen, sagt Manfred Santen.

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