Jetzt spenden
Smartphones tragen mit ihrer Kurzlebigkeit zum riesigen Berg an Elektroschrott bei
Fred Dott / Greenpeace

Greenpeace veröffentlicht Umfrage zur Smartphone-Nutzung

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Kaum gekauft, schon veraltet. Die extrem kurze Lebensdauer von Mobiltelefonen setzt viele Nutzer unter Zugzwang. Jedes Jahr bringen die Hersteller neue Modelle auf den Markt, technische Quantensprünge gibt es dabei inzwischen kaum noch. Trotzdem wird gekauft: „Die Menschen wollen nicht das Gefühl bekommen, schon nach einem Jahr ein veraltetes Smartphone zu besitzen“, sagt Manfred Santen, Greenpeace-Experte für Chemie. „Deshalb müssen die Hersteller auf den Wunsch nach nachhaltigeren Geräten reagieren und langlebige Smartphones auf den Markt bringen.“

Dass dieser Wunsch besteht, geht aus einer repräsentativen Umfrage hervor, die das britische Marktforschungsinstitut Ipsos Mori jüngst für Greenpeace durchgeführt hat. Die Forscher befragten jeweils 1000 Menschen in sechs Ländern, wie sie es mit dem Handy halten – Verbraucher in Deutschland, USA, Russland, Mexiko, China und Südkorea gaben Auskunft. Die meisten Befragten wünschten sich Smartphones, die für eine längere Lebensdauer ausgelegt sind, bei Defekten repariert werden können und recycelbar sind.

Die Hersteller in die Pflicht nehmen

Das würde auch die Umwelt entlasten. Weltweit wurden 2014 knapp 42 Millionen Tonnen Elektroschrott produziert. Der Trend zum kurzlebigen Smartphone trägt seinen Teil dazu bei.  „Die unnötig schnellen Produktzyklen verursachen massive Umweltschäden bei der Herstellung und der Entsorgung“, so Greenpeace-Chemiker Santen. „Die Hersteller müssen Smartphones künftig so konstruieren, dass sie leicht repariert werden können, und wir brauchen eine bedingungslose Pflicht zur Rücknahme und Wiederverwendung von Altgeräten.“

Weltweit liegt der Absatz an Smartphones derzeit bei knapp 1,5 Milliarden Geräten pro Jahr. Allein in Deutschland sind 2015 mehr als 26 Millionen Smartphones verkauft worden, 2016 werden es nach Schätzungen des Statistischen Bundesamts etwa 28 Millionen sein - bei aktuell rund 49 Millionen Smartphone-Nutzern.

Für die Herstellung werden Metalle wie Kobalt, Palladium oder Tantal verwendet, deren Abbau in Asien, Afrika und Russland mit großen ökologischen Schäden verbunden ist. Ist das Smartphone nach kurzer Lebensdauer ausgemustert, vergrößert es den Berg an giftigem Elektroschrott, der unter anderem auf illegalen Deponien in Entwicklungsländern wie Ghana oder in China landet. Dort gefährden PVC, bromierte Flammschutzmittel und andere schädliche Substanzen die Gesundheit von Arbeitern und Anwohnern.

21,7 Kilo Elektroschrott pro Kopf

Die Deutschen sind das Schlusslicht unter den Befragten, wenn es um Recycling oder Reparaturen geht. Nur elf Prozent gaben an, sie hätten schon einmal ein beschädigtes Gerät reparieren lassen. Gerade einmal neun Prozent haben jemals ein altes Handy verkauft oder an ein spezielles Recyclingunternehmen gegeben. Auf jeden Deutschen kommen 21,7 Kilogramm Elektroschrott – damit liegen wir nur knapp hinter dem Weltmeister USA mit 22,1 Kilogramm und deutlich über dem EU-Durchschnitt von 18,7 kg.

Veranstaltungshinweis:

In der Greenpeace-Zentrale in der Hamburger Hafencity findet am 9. Oktober 2016 das Repaircafé für Smartphones statt: „Wegwerfen? Reparieren!“ - Vorträge, Expertengespräche und Workshops  zum Thema Elektroschrott und Grüne Elektronik. Nähere Infos dazu finden Sie demnächst hier und auf unserer Facebook-Seite 

  • Elektroschrott aus den Industrieländern leidet teilweise auf illegalen Deponien wie dieser in Ghana. 2008

    Ohne Schutz

    Überspringe die Bildergalerie
Ende der Gallerie
REPORT: 10 JAHRE SMARTPHONE - 2017 02

REPORT: 10 JAHRE SMARTPHONE - 2017 02

Die globalen Umweltfolgen von 7 Milliarden Mobiltelefonen

16

1.09 MB

Herunterladen
Datum
Müllhalde mit Kühen in Ghana

Mehr zum Thema

Aktivist:innen vorm Bundeskanzleramt
  • 15.03.2024

Das europäische Lieferkettengesetz wurde beschlossen, auch trotz der Enthaltung Deutschlands. Die EU hat damit gezeigt: Menschenrechte und Klimaschutz sind wichtiger als Profite von Unternehmen.

mehr erfahren
Aktive sitzen auf einem einem 3,5 Meter hohen und 12 Meter breiten Textilmüll-Berg  vor dem Brandenburger Tor, auf dem Banner steht "Fast Fashion: Kleider machen Müll".
  • 05.02.2024

Aussortierte Kleidung landet in großem Stil in Afrika – und wird dort zum Plastikmüllproblem. Eine Greenpeace-Recherche zeigt das Ausmaß, Aktive protestieren gegen Fast Fashion auf der Fashion Week.

mehr erfahren
Protest am Amazon-Logistikzentrum Winsen bei Hamburg
  • 11.12.2023

Fabrikneue Ware oder Retouren einfach zerstören? Exzess der Überproduktion und wahnsinnige Ressourcenvergeudung. Wir konnten ein Vernichtungsverbot für unverkaufte Kleidung erreichen.

mehr erfahren
Zwei Jugendliche halten ein Pappschild "Say no to plastic, save the ocean" .
  • 16.11.2023

Eine historische Chance: Die UN-Verhandlungen über ein verbindliches globales Abkommen gegen Plastikverschmutzung gehen weiter.

mehr erfahren
Greenpeace Aktive halten beim Make Something Day in Berlin Hände mit "Ressourcenschutz fürs Klima" hoch
  • 13.11.2023

Während der Handel in der Vorweihnachtszeit mit Rabattschlachten zum Massenkonsum ruft, treffen sich vom 19. bis 27. 11. Menschen, die auf Reparieren, Selbermachen, Tauschen setzen statt auf Kaufen.

mehr erfahren
Frau mit Kleid vor Spiegel bei Kleidertauschbörse
  • 30.08.2023

Wir ertrinken in Konsumprodukten, die wir nicht brauchen – weniger wäre oft mehr. Hier sind zehn Tipps, wie man im immer schnelleren Verwertungskreislauf auf die Bremse tritt.

mehr erfahren