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Porträt Viola Wohlgemuth, Greenpeace-Expertin für Konsum
Jiri Rezac / Greenpeace

Interview mit Greenpeace-Expertin Viola Wohlgemuth zur Make Smthng-Challenge

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Wir kaufen zu viel, wir benutzen zu wenig und werfen zu viel weg. Das schadet dem Planeten – und macht uns erwiesenermaßen gar nicht glücklich. Dagegen kann man etwas tun: Am Freitag startet die Make-Smthng-Challenge von Greenpeace. Wer mitmacht, bekommt einfache Aufgaben aus allen Bereichen des Alltags gestellt, die in der Summe allerdings viel bewirken können: Essigreiniger kann man selbst herstellen und das Loch im Pulli selber flicken, Kosmetikprodukte lassen sich mit Haushaltsmitteln in der eigenen Küche anrühren.

Viola Wohlgemuth, Greenpeace-Expertin für Konsum, erklärt im Interview die Hintergründe der Make-Smthng-Challenge, wie man mitmacht, und was die schwierigste Herausforderung unter allen Aufgaben ist.

Greenpeace: Was erwartet die Leute, die bei der Make-Smthng-Challenge mitmachen?

Viola Wohlgemuth: Die Make-Smthng-Challenge ist eine Newsletterserie, in der man eine Aufgabe gestellt bekommt. Und diese Aufgaben sind erst einmal sehr einfach. Du brauchst nicht zu lernen, deine Klamotten selbst zu schneidern. Schau stattdessen mal in deinen Kleiderschrank: Was ziehe ich davon wirklich an? Und wie kann ich „ausgeliebte“ Kleidungstücke neu kombinieren, damit ich sie wieder gerne anziehe?

Wir fangen damit an, die Make-Smthng-Week und die Idee der Maker-Bewegung dahinter zu erklären. Danach gibt es Aufgaben zum Thema Plastikvermeidung oder Reparaturen von Kleidung, wo wir mit vielen kleinen Anregungen den alltäglichen Konsum bewusst machen. Letztlich sind das acht oder neun Ideen, die halbwöchentlich ausgespielt werden.

Den Newsletter verschickt Greenpeace an Unterstützer. Wie treten die wiederum mit Greenpeace oder anderen Teilnehmern der Challenge in Kontakt?

Wir möchten, dass die vielen aktiven Maker und Makerinnen da draußen in Verbindung treten: Zero-Waste-Aktivisten , die Urban-Gardening-Bewegung, Betreiber von Reparaturwerkstätten. Dafür bieten wir mit einer eigenen Facebook-Gruppe einen Kanal. Wer sich beispielsweise mit Technik weniger gut auskennt, kann dort seine Fragen stellen und bekommt Hilfe – kann aber selbst vielleicht anderen beim Thema Veganismus, Kleidung oder Urban Gardening Tipps geben. Außerdem begleiten wir die Challenge auf Instagram. Dort stellen wir Leute vor, die sich in einem bestimmten Themenbereich besonders gut auskennen und als Rolemodels auftreten. Und natürlich kann man mit denen dann in Kontakt treten.

Ist das Vernetzen denn schon Teil der Challenge?

Ich muss mich nicht zwingend vernetzen, das ist natürlich nur ein Angebot. Ich kann auch nur einige der Aufgaben mitmachen, je nachdem wie viel Zeit und Lust ich habe. Aber der Reiz liegt schon im Austausch und darin, die Fragen und Probleme, die man hat, zu thematisieren. Vielleicht auch mal das Scheitern! Auf keinen Fall geht es am Ende darum, wer die meisten Punkte gesammelt hat.

Welche der Challenges ist denn die schwierigste?

Schwierig ist eigentlich keine der Aufgaben. Am schwersten ist es erfahrungsgemäß, den unzähligen Konsumangeboten um uns herum zu widerstehen. Dabei wissen wir, dass Kaufen gar nicht glücklich macht. Die Make-Smthng-Challenge gibt den Teilnehmern hoffentlich genau das Rüstzeug mit, dieser Versuchung mit etwas Besserem zu begegnen: nämlich selber machen, reparieren, teilen oder tauschen. Und das Wissen: Sie haben die gesamte, große Maker-Bewegung im Rücken.

Die Challenge endet kurz vor dem Black Friday, dem berüchtigten Schnäppchen-Tag des Onlinehandels am 23. November. Warum ist das so ein zentrales Datum?

Der Black Friday ist ein Sinnbild für den Überkonsum. Manche Firmen machen an dem Tag bis zu 70 Prozent ihres Umsatzes! Dabei leben wir längst über unsere Ressourcen, das alles geht auf Kosten unseres Planeten. Deshalb sagen wir: Wir wollen den Black Friday nicht, das ist ein schwarzer Tag  für die Umwelt! An dem Tag selbst startet dann als unsere Antwort die Make-Smthng-Week. Da zeigen wir die Lösung. Und die lautet, wie der Name schon sagt: Sachen einfach selbst machen. Dazu wird es in vielen Städten in Deutschland und weltweit Veranstaltungen geben, an denen wir die unterschiedlichen Strömungen der Maker-Bewegung zusammenführen. Das ist ein Festival des Selbermachens!

  • Makerin mit Filz-Christbaumschmuck

    Aus Freude am Machen

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Factsheet: Konsum

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Müllhalde mit Kühen in Ghana

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