Greenpeace International protestiert auf dem Pazifik gegen Tiefseebergbau
Nach elf Tagen beenden die Aktivist:innen den Protest
Der am wenigsten erforschte Lebensraum ist Zielscheibe für einen neuen Industriezweig geworden: Die Tiefseebergbauindustrie.
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Greenpeace-Aktive haben nach ganzen elf Tagen den Protest am Tiefseebergbau-Schiff MV COCO im Pazifischen Ozean, beendet. Für den Protest haben Aktivist:innen in Kanus, Schlauchbooten rund um das Schiff protestiert und weitere fünf Kletternde besetzten für fünf Tage die MV COCO. Der Grund für die Aktion: Das kanadische Unternehmen The Metals Company (TMC) will den Tiefseebergbau vorantreiben, obwohl er nicht ökologisch verträglich möglich ist. Die Aktivist:innen fordern, dass The Metals Company den Plan aufgibt, eines der letzten unberührten Ökosysteme der Welt auszubeuten.
Das Schiff, die MV COCO, wurde von NORI, einer Tochtergesellschaft des kanadischen Bergbau-Unternehmens The Metals Company, gechartert. Sie sammelt aktuell Daten, damit The Metals Company den weltweit ersten Antrag auf den Abbau von Manganknollen am Meeresboden im Pazifischen Ozean stellen kann.
Gericht verteidigte Recht auf Protest
NORI, eine hundertprozentige Tochtergesellschaft von The Metals Company (TMC), wollte mit einer einstweiligen Verfügung den Greenpeace-Protest gegen den Tiefseebergbau stoppen. Ein ein niederländisches Gericht hatte den Antrag jedoch weitgehend abgelehnt. Es sei “verständlich”, dass Greenpeace angesichts der “möglicherweise sehr schwerwiegenden Folgen” der Pläne des Unternehmens zu direkten Maßnahmen gegriffen habe (hier geht es zum vollständigen Urteil auf Niederländisch).
Nach fünf Tagen Protest mit Kajaks rund um das Tiefseebergbau-Schiff MV COCO hatten Greenpeace-Aktivist:innen den Kran des Schiffes für weitere fünf Tage besetzt. Sie entrollten ein Banner mit der Forderung ”Stoppt den Tiefseebergbau”.
Die Aktivist:innen waren von der Arctic Sunrise losgefahren. Das Greenpeace-Schiff hatte die MV Coco seit Tagen begleitet. Die Aktion fand mitten im Pazifik statt – ca. 1.500 Kilometer von der Küste Mexikos entfernt.
Gemäß dem Urteil werden die Greenpeace-Aktivist:innen die MV Coco verlassen – und den Protest fortsetzen. Das Gericht wies die Forderung zurück, Greenpeace-Aktivist:innen dürften sich dem Schiff nur bis auf höchstens 500 Meter nähern. Da Greenpeace International seinen Sitz in den Niederlanden hat, wurde die Anhörung vor einem niederländischen Gericht verhandelt.
Auch das Sekretariat der Meeresbodenbehörde (ISA) hatte von Greenpeace verlangt, mindestens 500 Meter Abstand zur MV Coco zu halten. Das Gericht stellte fest, es sei “unklar”, inwieweit diese Behörde befugt sei, “die genannte Maßnahme zu verhängen”.
Mads Christensen, geschäftsführender Direktor von Greenpeace International, begrüßt das niederländische Urteil: “Das ist ein massiver Rückschlag für die Tiefseebergbau-Industrie. Das Gericht bestätigt das Recht von Greenpeace auf Protest und sagt gleichzeitig, dass Tiefseebergbau höchst umstritten ist.”
Das Urteil ist eine wegweisende Entscheidung für das Recht, direkte Aktionen auch auf hoher See durchzuführen, die über die konkrete Aktion zum Tiefseebergbau hinausgeht.
So verlief die Aktion auf See:
Der Protest von Greenpeace International begann am 22.11.2023 und dauerte ganze elf Tage an. Die Aktivist:innen protestierten mit Kajaks rund um das Tiefseebergbau-Schiff MV COCO, dessen Heckkran wurde am 25. November von fünf Aktivist:innen besetzt. Über fünf Tage hielten sie diesen Protest aufrecht, dabei wechselten sich die Aktiven ab.
The Metals Company braucht die Daten der aktuellen Untersuchungen, um bei der Internationalen Meeresbodenbehörde (International Seabed Authority, ISA) einen Antrag auf kommerziellen Abbau zu stellen. Der Konzern will den Tiefseebergbau vorantreiben und möglichst bald mit dem Abbau von Manganknollen beginnen, obwohl es bisher keine Regularien für dafür gibt.
Widerstand gegen Tiefseebergbau nimmt zu
Die Tiefseebergbauindustrie möchte den Meeresboden mit riesigen Maschinen umgraben. Ihr Ziel: Manganknollen. Sie enthalten seltene Metalle, die angeblich für grüne Technologien benötigt würden. Eine aktuelle Studie des deutschen Geomar-Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung zeigt jedoch, welche zerstörerischen Folgen der Tiefseebergbau haben würde. Selbst große Tech-Konzerne haben sich gegen den Tiefseebergbau ausgesprochen.
International wächst der Widerstand gegen den Tiefseebergbau: Erst am 22. November 2023 hat sich Mexiko für ein Moratorium ausgesprochen. Mexico folgt damit Großbritannien und 22 weiteren Staaten. Deutschland hat sich bisher gegen den Tiefseebergbau ausgesprochen, jedoch nicht für ein Moratorium. Nachdem die ersten Verhandlungen über ein Moratorium bei der internationalen Meeresbodenbehörde im Sommer 2023 scheitern, wollen die beteiligten Staaten nun e bei der ISA-Sitzungen im Sommer 2024 über ein bindendes Moratorium für den Tiefseebergbau debattieren. Greenpeace fordert von der Bundesregierung, dass sich auch Deutschland einem Moratorium anschließt.