Greenpeace wirft Bundeskanzlerin Merkel Industriehörigkeit vor
Politik opfert Klimaschutz für Vattenfall
"Der Umgang mit Braunkohlekraftwerken wie dem in Jänschwalde ist bezeichnend für die Industriehörigkeit verantwortlicher Politiker in Sachen Klimaschutz", kritisiert Jörg Feddern, Klima-Experte von Greenpeace. "Lars Göran Josefsson, der Vattenfall-Klimaberater der Kanzlerin, hat seinen exklusiven Zugang zu Frau Merkel mehrfach genutzt, um Vorteile für die klimaschädlichen Kohlekraftwerke seines Konzerns einzufordern. So wird der Klimaschutz den Unternehmensinteressen von Vattenfall geopfert."
Das Braunkohlekraftwerk Jänschwalde hat eine Leistung von rund 3.000 Megawatt, dabei aber nur einen spezifischen Wirkungsgrad von 35,5 Prozent. Pro Jahr bläst die Anlage mehr als 22 Millionen Tonnen Kohlendioxid in die Atmosphäre. Mit spezifischen CO2-Emissionen von 1208 Gramm pro erzeugter Kilowattstunde Strom ist diese Anlage etwa drei mal so klimaschädlich, wie ein modernes gasbetriebenes GUD-Kraftwerk. Kein anderes Industrieland verfeuert so viel klimaschädliche Braunkohle wie Deutschland. Kein anderer Konzern setzt so intensiv auf die Verstromung von Braunkohle wie Vattenfall. Im August machte Greenpeace mit einer spektakulären Aktion auf die Klimaschädlichkeit von Jänschwalde aufmerksam. An 600 gebündelten Heliumballons mit dem Aufdruck CO2
hängend, überflog ein Pilot das Kraftwerk.
Die Kohlekraftwerke von Vattenfall gehören zu den größten Kohlendioxid-Quellen in Deutschland. Vattenfall will weitere 3,5 Milliarden Euro in die klimaschädliche Kohletechnik investieren. Die drei geplanten Kohlekraftwerke im sächsischen Boxberg, in Hamburg und Berlin werden pro Jahr 18,2 Millionen Tonnen Kohlendioxid zusätzlich ausstoßen. Das ist mehr als der Staat Tunesien mit 10 Millionen Einwohnern an Treibhausgasen jährlich ausstößt.
In Deutschland ist bis 2012 der Bau von 24 Kohlekraftwerken mit einer Kapazität von 22.400 Megawatt geplant. Deutschland ist damit führend beim Bau klimaschädlicher Kohlekraftwerke in Europa. Insgesamt werden die geplanten Anlagen für die kommenden Jahrzehnte die Atmosphäre jährlich mit 130 Millionen Tonnen CO2 zusätzlich belasten. Eine aktuelle Greenpeace-Studie zeigt, dass die Bundesregierung dadurch ihre selbst gesetzten Klimaschutzziele nicht erreichen kann.