
Jahresrückblick 2006
- Hintergrund
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Ende 2005 bricht Greenpeace zu seiner bisher längsten Meeres-Expedtion auf: Über ein Jahr sind wir mit dem Schiff Esperanza auf den Ozeanen unterwegs, um die Bedrohungen wie Überfischung, Chemiegifte und Müll zu dokumentieren und globale Meeresschutzgebiete einzufordern.
Viele Menschen in Deutschland haben Anfang 2006 die spektakulären Wale-Aktionen im Südpolarmeer mitverfolgt. Immer wieder manövrieren sich Schlauchboote vor die Harpunen der japanischen Waljäger, um Wale zu retten. Stolz sind wir, dass eine deutsche Aktivistin bei diesen Aktionen mitgewirkt hat: Die erfahrene Schlauchbootfahrerin Regine Frerichs hat viel Mut bewiesen, es mit den aggressiven Waljägern in den eisigen Gewässern der Antarktis aufzunehmen. Ein Teilerfolg ist erreicht: Der japanische Konzern Nissui steigt aus dem Walfang aus.
{image_r}Klimaschutz jetzt: Der Klimawandel rückt immer stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit. Selbst Wirtschaftskreise gelangen mittlerweile zur Überzeugung, dass wir für die katastrophalen Folgen der Erderwärmung teurer bezahlen müssen als für effektive Maßnahmen zum Klimaschutz.
Greenpeace veröffentlicht 2006 eine Studie zum Klimaschutz, in der es auch um den Emissionshandel geht. Bisher teilte der Staat den Unternehmen kostenlos Emissionszertifikate zu. Die Studie regt an, die Lizenz zum Verschmutzen von nun an zu versteigern. Außerdem hat Greenpeace einen Fünf-Punkte-Plan zur Senkung der Treibhausgas-Emissionen in Deutschland vorgelegt.
Nationale Maßnahmen sind notwendig, weil der Klimaschutz auf internationaler Ebene in der Sackgasse steckt. Das Kyoto-Protokoll war ein zaghafter erster Schritt, die Reduktionsziele gelten nur bis 2012. Die Nachfolgekonferenzen - zuletzt im November 2006 in Nairobi - brachten keine greifbaren Ergebnisse.
Wir fordern daher von der Bundesregierung voranzugehen und den Anteil deutscher Treibhausgase bis 2020 um 40 Prozent zu senken. Im Jahr 2007 kann Deutschland mit seiner EU-Ratspräsidentschaft und als Gastgeber des G8-Gipfels Meilensteine setzen. Noch ist Zeit zum Handeln! Greenpeace wird 2007 intensiv am Thema Klimaschutz arbeiten. Wir streiten für einen umweltschonenden Energiemix, in dem die Erneuerbaren Energien einen wesentlichen Anteil haben. Auch Sie als Verbraucher können entscheidend dazu beitragen: Wechseln Sie zu einem Ökostromanbieter. Gemeinsam können wir dem Kohle- und Atomstrom eine Absage erteilen!
{image}Greenpeace deckt auf: Im Sommer belegen Greenpeace-Tests erneut, dass Obst in deutschen Supermärkten stark mit giftigen Pestiziden belastet ist. Im September entdeckt Greenpeace, dass ein bei Aldi Nord angebotener Langkornreis illegalen, genmanipulierten Reis enthält. Dieser ist weder für den Anbau noch den menschlichen Verzehr zugelassen. Im November enttarnen wir nach sechsmonatiger Recherche ein Netz illegaler Pestizidhändler. Diese haben an verdeckte Greenpeace-Ermittler rund 100 Kilogramm gesetzlich verbotener Pestizide verkauft, darunter das hochgiftige E 605. Diese Beispiele zeigen: Die Kontroll-Behörden versagen, die Lebensmittelüberwachung ist mangelhaft - und der Verbraucherschutz bislang ebenso.
Erfolge für die Urwälder: Beharrlichkeit ist eine besondere Qualität von Greenpeace. Wir geben nicht auf, bis wir unser Ziel erreicht haben. Einen der größten Erfolge unserer Geschichte landen wir Anfang 2006 mit dem Schutz des Great Bear-Regenwaldes in Kanada. Die Regierung von British Columbia hat 1,8 Millionen Hektar dieses kostbaren Urwaldes langfristig vor Abholzung geschützt, im restlichen Gebiet soll bis 2009 die ökologische Waldnutzung eingeführt werden. Greenpeace kämpft seit 1997 für den Erhalt dieses Urwaldes.
{image_r}Für den Amazonas-Urwald erreichen wir 2006 eine Atempause: Hier wird in großem Stil Regenwald vernichtet, um Soja als Futtermittel anzubauen. Nach europaweiten Aktionen bei McDonald´s, einem der Hauptabnehmer, einigen sich im Juli große Agrarfirmen und Soja-Händler darauf, zwei Jahre kein Soja mehr aus dem Amazonas-Regenwald zu beziehen. Wir werden in den nächsten beiden Jahren dafür arbeiten, dass aus dem Moratorium ein endgültiger Stopp wird. Denn die letzten noch verbliebenen Urwälder brauchen Schutz - auch weil sie unverzichtbar für das Gleichgewicht des Weltklimas sind.
Greenpeace fit für die Zukunft machen: Die Globalisierung macht die Umweltzerstörung zu einem globalen Problem. Das Schwinden der Wälder, die Überfischung und Verseuchung der Meere und besonders die Erderwärmung betreffen uns alle. Um Greenpeace auf die anstehenden Herausforderungen vorzubereiten, haben wir beschlossen, das deutsche Büro neu zu strukturieren. Wir werden künftig mehr internationale Aufgaben übernehmen und Kampagnen in armen Ländern, zum Beispiel in Afrika, unterstützen.
Die Maßnahmen betreffen auch die Mitarbeiter im deutschen Büro. Mit dem Betriebsrat verhandeln wir zurzeit Maßnahmen zur Einsparung von Stellen sowie Kürzungen der Gehälter und freiwilligen sozialen Leistungen. Insgesamt sollen Einsparungen von rund drei Millionen Euro erreicht und so mehr finanzielle Mittel für die internationale Kampagnenarbeit frei werden.
So schmerzhaft diese Schritte sind, wir sehen sie in einem größeren Zusammenhang. Greenpeace Deutschland ist neben den Niederlanden und Großbritannien die größte Stütze der internationalen Organisation. Der Schwerpunkt der Umweltarbeit verlagert sich auf andere Kontinente: China, Indien und Brasilien sind aufstrebende Schwellenländer mit großen Umweltproblemen. Diese gilt es in einer weltumspannenden Umweltorganisation mehr in den Blick zu rücken. Denn Internationalität ist die große Stärke von Greenpeace. Damit haben wir die Chance, in der globalisierten Welt etwas Positives für die Umwelt zu bewirken.
Ich möchte hier all jenen besonders danken, die Greenpeace so unermüdlich ehrenamtlich unterstützen. Ob nun in den 90 regionalen Gruppen, in den Greenteams, den Jugendgruppen oder im Team 50 Plus, in dem Menschen über 50 sich mit Greenpeace gemeinsam engagieren - Ihr Einsatz ist entscheidend für erfolgreiche Kampagnen! Genauso herzlich danke ich denjenigen, die Greenpeace mit Spenden und als Fördermitglieder unterstützen. Nur durch Ihrer Hilfe konnten wir auch 2006 unsere Arbeit erfolgreich fortsetzen. Bitte stärken Sie uns weiterhin den Rücken - damit Greenpeace auch in Zukunft viel bewegen kann.
Mit herzlichen Grüßen
Ihre Brigitte Behrens
Geschäftsführerin Greenpeace Deutschland