Jetzt spenden
Die Flagge Togos

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Togo wurde 1884 deutsches 'Schutzgebiet'. Ein deutsch-französisches Abkommen legte 1897 die Einflusssphären dieser beiden Länder fest und definierte so die ersten Grenzen der Kolonie Togo-Land. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde neu verteilt: Der Ostteil Togos ging an Frankreich, der Westteil an England. 1957 wurde das westliche Britisch-Togoland Teil des unabhängig gewordenen Ghana. Der französische Teil erlangte 1960 seine volle staatliche Unabhängigkeit.

Da sich die ursprüngliche Grenzziehung ausschließlich an den Interessen der Kolonialherren orientierte, besteht die Bevölkerung Togos aus verschiedenen Ethnien, die sehr unterschiedliche Sprachen sprechen. Die größte Bevölkerungsgruppe ist das Volk der Ewe. Um Spannungen unter den Bevölkerungsgruppen zu vermeiden, behielt man auch nach der Unabhängigkeit die Sprache des ehemaligen Kolonialherren Frankreich als Amtssprache bei.

Geographie, Politik und Fußball

  • Fläche: 56.785 Quadratkilometer
  • Einwohnerzahl: 5,7 Millionen
  • Hauptstadt: Lomé (760.000 Einwohner)
  • Amtssprache: Französisch
  • Staatsform: Präsidialrepublik mit Mehrparteiensystem
  • Unabhängigkeit: 27.4.1960 (von Frankreich)
  • Fußball: Togo nimmt zum ersten Mal an einer Fußball-WM teil

Wirtschaft

Togos wichtigste Exportware war und ist Phosphat, das unter anderem zur Herstellung von Munition und Bomben benötigt wird. Die Kolonialverwaltungen Frankreichs und Deutschlands waren darauf ausgerichtet, Phosphat und landwirtschaftliche Produkte wie Kakao, Kaffee und Baumwolle in die Mutterländer liefern zu können.

Zwei Jahre nach der Unabhängigkeit putschte sich General Eyadéma an die Macht. Bis in die 70er Jahre hinein ermöglichten die steigenden Weltmarktpreise für Phosphat einen relativen wirtschaftlichen Aufschwung durch die Deviseneinnahmen. Diese Einnahmen wurden dafür verbraucht, die Machtposition Eyadémas zu erhalten und zu stabilisieren, dabei stützte er sich vor allem auf Gruppen seiner angestammten Ethnie, den Kabyé.

Nach dem Tod des Diktators, 2005, wurde sein Sohn zum Präsidenten ernannt. Er musste aufgrund von Aufständen im Land zwar kurzfristig zurücktreten, gewann aber die anschließenden Wahlen - Wahlen allerdings, zu denen die UNO noch nicht einmal Beobachter entsenden wollte, weil sie von vornherein als Farce angesehen wurden.

Auch heute leben zwei Drittel der togolesischen Bevölkerung von der Landwirtschaft. Aufgrund der fehlenden Infrastruktur kann die heimische Landwirtschaft die wachsenden Städte nicht versorgen, deshalb müssen Nahrungsmittel importiert werden.

Togo wird von der afrikanischen Entwicklungsbank zu den Staaten gerechnet, die ihren Verpflichtungen zur Schuldentilgung nicht mehr nachkommen können. Das Interesse der großen Industrieländer an politischer 'Ruhe' und an einer reibungslosen Versorgung mit Phosphat, Kaffee und Baumwolle verhindert politische Reformen. Frankreichs Staatspräsident Chirac bezeichnete den verstorbenen Diktator Eyadéma noch 2005 als Freund und machte damit deutlich, dass er sich überhaupt nicht daran stört, mit welchen Mitteln Eyadéma Togo beherrscht und nützlich gehalten hat.

Natur und Umwelt

In Togo herrscht ein tropisches Klima mit Durchschnittstemperaturen von 27 Grad Celsius im Süden und 30 Grad Celsius im Norden des Landes. Der schmale Küstenstreifen im Süden ist (noch) durch Sumpfgebiete und Mangrovenwälder geprägt. Im Südwesten gibt es tropische Regenwälder, die von der wachsenden und Not leidenden Bevölkerung bei der Gewinnung von Bau- und Feuerholz zerstört werden.

Togo hat mehrere Naturparks eingerichtet, vor allem um die Lebensbedingungen der heimischen Tierarten zu erhalten. Elefanten und Löwen beispielsweise sind mittlerweile nur noch selten zu finden. Die Regierung erhofft sich aber vom Tourismus einen wirtschaftlichen Aufschwung. Und die Touristen wollen Tiere in freier Wildbahn sehen.

Menschenrechte und Korruption

Verhaftungen von Oppositionellen, Inhaftierungen ohne Grund, Übergriffe der Sicherheitskräfte, Ermordungen von missliebigen Personen sind in Togo an der Tagesordnung. Berichte über Verschleppungen und Folterungen tauchen immer wieder auf, werden aber von der Justiz nicht weiter verfolgt.

Vater wie Sohn Eyadéma versprachen immer wieder die Einführung demokratischer Reformen. Sie ließen aber Wahlen sofort stoppen, wenn sich für ihre Partei eine Niederlage abzeichnete. Proteste wurden mit brutaler Gewalt unterdrückt. Hatte die EU in den 90er Jahren die Beziehungen zu Togo abgebrochen und Sanktionen gegen das Land verhängt, nahm sie auf Betreiben Frankreichs die diplomatischen Beziehungen im Jahre 2003 wieder auf.

Die deutsche Bundesregierung knüpft zwar direkte Beziehungen zu Togo an die Beachtung der Menschenrechte. Andererseits findet sie offenbar nichts dabei, Flüchtlinge nach Togo abzuschieben - in das Land, in dem Unterdrückung und Folter herrschen. Im Jahre 2004 kam es sogar gehäuft zu Abschiebungen - auch in Form von Sammelabschiebungen per Charterflug aus mehreren EU-Staaten.

Besonderheiten

In den 70er Jahren plante General Eyadéma eine Namensänderung, um Erinnerungen aus der Kolonialzeit zu vertreiben und dem Land ein neues einigendes Symbol zu verleihen. Dabei kam man auch auf den Namen eines alten Reichs, das sich in vorkolonialen Zeiten auf dem Gebiet des heutigen Nigeria befand. Zur gleichen Zeit suchte aber auch die ehemalige französische Kolonie Dahomey nach einem neuen Namen für ihren neuen, unabhängigen Staat. Weil Dahomey schneller war, heißt es heute Benin, und Togo blieb Togo.

(Autor: Harald Mörking)

Mehr zum Thema

Typhoon Ketsana Anniversary in the Philippines
  • 18.07.2024

Gegen die Kriminalisierung legitimen Protests

mehr erfahren
Porträt von Baro Vincenta Ra Gabbert, Sprecherin für Sozial-Ökologische Gerechtigkeit bei Greenpeace Deutschland

Nur solidarisch und gemeinsam gelingt der Schutz des Klimas und unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Ein gerechter Umbau des Wirtschaftssystems sichert unsere Zukunft.

mehr erfahren
Greenpeace Aktion gegen Hamburger Chemiefabrik Boehringer 1981
  • 18.04.2024

Proteste gegen die Hamburger Pestizidfabrik Boehringer wegen weit überhöhter Dioxin-Emissionen führen 1984 zur Schließung der Fabrik.

mehr erfahren
Martin Kaiser, Geschäftsführender Vorstand Greenpeace
  • 04.02.2024

Die Recherche von Correctiv sorgt deutschlandweit für Demonstrationen. Greenpeace-Geschäftsführer Martin Kaiser über Demokratie und warum Greenpeace dazu arbeitet.

mehr erfahren
Hintergrundbild Planet Earth First

Greenpeace steht für die Vision einer Welt, in der die Wirtschaft nachhaltig mit den ökologisch-planetarischen Grenzen umgeht. Nicht nur Waren, sondern auch Umwelt- und soziale Standards müssen global gültig sein.

mehr erfahren
Seitenansicht des Bundestages, im Hintergrund das Reichstagsgebäude
  • 20.10.2023

Greenpeace ist seit Beginn an im Lobbyregister aufgelistet. Seit 1. Juli 2023 gilt bei der Offenlegung von Spenden aber das Prinzip "ganz oder gar nicht“, deshalb verweigern wir die Angaben.

mehr erfahren