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Land und Leute

Nigeria ist der bevölkerungsreichste Staat Afrikas, über 400 ethnische Gruppen leben dort. Pro Jahr wächst die Bevölkerung um fast drei Prozent. Viele kleinere Ethnien fühlen sich durch die Dominanz der drei großen - Hausa/Fulani im Norden, Yoruba im Südwesten, Igbo im Osten - benachteiligt. Das führt nicht selten zu Spannungen.

Desgleichen sorgen die unterschiedlichen religiösen Ansichten für Sprengstoff: Etwa die Hälfte der Nigerianer ist muslimischen Glaubens, knapp 40 Prozent bekennen sich zum Christentum, der Rest gehört einer Stammesreligion an. Mehrfach kam es in den vergangenen Jahren zu Konflikten zwischen Christen und Muslimen, die in den nördlichen Bundesstaaten bereits das islamische Recht, die Scharia, eingeführt haben.

Weltweite Bekanntheit haben nigerianische Cyberganoven durch ihre millionenfach verschickten E-Mails und Faxe erlangt, in denen der Empfänger um die diskrete Hilfe bei Geldtransfers von hohen Summen gebeten wird. Wer darauf eingeht, wird um Vorschusszahlungen gebeten für vermeintliche Bestechungszahlungen, Anwaltskosten, Steuern etc. Das Geld ist selbstverständlich weg, die angekündigte Überweisung von Millionen erfolgt nie. Das BKA spricht von Vorschuss-Betrug, die Internet-Gemeinde von der Nigeria-Connection. Mehrere Millionen Dollar ergaunern sich die Betrüger Jahr für Jahr.

Nigeria darauf zu reduzieren, wäre aber verfehlt. Das Land hat Literatur-Nobelpreisträger (Wole Soyinka) ebenso hervorgebracht wie den Afrobeat, eine Mischung aus Jazz, Funk, Rock und traditionellen afrikanischen Elementen. Die lokale Filmindustrie - Spitzname Nollywood - produziert jährlich bis zu 2.000 Filme. Damit ist Nigeria nach Indien bereits die zweitgrößte Filmnation.

Land und Leute

Nigeria ist der bevölkerungsreichste Staat Afrikas, über 400 ethnische Gruppen leben dort. Pro Jahr wächst die Bevölkerung um fast drei Prozent. Viele kleinere Ethnien fühlen sich durch die Dominanz der drei großen - Hausa/Fulani im Norden, Yoruba im Südwesten, Igbo im Osten - benachteiligt. Das führt nicht selten zu Spannungen.

Desgleichen sorgen die unterschiedlichen religiösen Ansichten für Sprengstoff: Etwa die Hälfte der Nigerianer ist muslimischen Glaubens, knapp 40 Prozent bekennen sich zum Christentum, der Rest gehört einer Stammesreligion an. Mehrfach kam es in den vergangenen Jahren zu Konflikten zwischen Christen und Muslimen, die in den nördlichen Bundesstaaten bereits das islamische Recht, die Scharia, eingeführt haben.

Weltweite Bekanntheit haben nigerianische Cyberganoven durch ihre millionenfach verschickten E-Mails und Faxe erlangt, in denen der Empfänger um die diskrete Hilfe bei Geldtransfers von hohen Summen gebeten wird. Wer darauf eingeht, wird um Vorschusszahlungen gebeten für vermeintliche Bestechungszahlungen, Anwaltskosten, Steuern etc. Das Geld ist selbstverständlich weg, die angekündigte Überweisung von Millionen erfolgt nie. Das BKA spricht von Vorschuss-Betrug, die Internet-Gemeinde von der Nigeria-Connection. Mehrere Millionen Dollar ergaunern sich die Betrüger Jahr für Jahr.

Nigeria darauf zu reduzieren, wäre aber verfehlt. Das Land hat Literatur-Nobelpreisträger (Wole Soyinka) ebenso hervorgebracht wie den Afrobeat, eine Mischung aus Jazz, Funk, Rock und traditionellen afrikanischen Elementen. Die lokale Filmindustrie - Spitzname Nollywood - produziert jährlich bis zu 2.000 Filme. Damit ist Nigeria nach Indien bereits die zweitgrößte Filmnation.

Geografie, Politik und Fußball

  • Fläche: 923.768 km2
  • Einwohnerzahl: 140 Mio.
  • Hauptstadt: Lagos
  • Amtssprache: Englisch, mit etlichen Regionalsprachen
  • Staatsform: Präsidialrepublik
  • Fußball: Die Super Adler sind zum vierten Mal für eine Fußball-WM qualifiziert. Bislang reichte es zweimal zum Achtelfinale, aber nie weiter. In der ewigen Bestenliste aller afrikanischen Nationen liegen die Nigerianer trotzdem auf Platz zwei hinter Ägypten.

Wirtschaft

Öl, Öl und Öl - die drei wichtigsten Produkte Nigerias. Das Land ist nahezu vollständig von Produktion und Export des Brennstoffs abhängig. 90 Prozent der Exporterlöse, 80 Prozent des Staatshaushalts stammen aus diesem Wirtschaftszweig. Immerhin legt die nigerianische Politik seit einigen Jahren Mehreinnahmen aus dem Ölgeschäft auf ein Sonderkonto, um Reserven für schlechte Zeiten zu haben.

Vom Öl profitieren allerdings nicht alle gleichermaßen. Die inländische Bevölkerung richtet deshalb gerne mal illegale Zapfstellen entlang der Pipelines ein, an denen ein einzelner Funke bereits zum Desaster führen kann. Auch Anschläge und Entführungen des Personals von ausländischen Konzernen zeigen, dass nicht alle Nigerianer mit dem Status quo zufrieden sind. Kein Wunder: Mehr als die Hälfte der Bevölkerung lebt von weniger als einem Dollar am Tag.

Mit weitem Abstand zweitwichtigster Wirtschaftszweig ist die Landwirtschaft - in der allerdings mehr als 60 Prozent der Nigerianer tätig sind, in ländlichen Gegenden über 90 Prozent. Meist handelt es sich um Kleinfarmen mit Größen von nur rund fünf Hektar. Weltmeisterlich ist die Maniokproduktion: Nirgends auf der Welt wird mehr der stärkehaltigen Wurzel angebaut. Auch Bohnen, Kakao und Mais sind wichtige Agrarprodukte.

Natur und Umwelt

Im Süden feucht und tropisch, im Norden schon fast wüstenartig - die Spannbreite der Klimazonen im Land ist groß. Ebenso reichhaltig ist die natürlich vorkommende Vegetation: Von Savannen im Norden über Buschwälder im Zentrum bis zu Regenwäldern und Mangrovensümpfen entlang der Küste reichen die Varianten.

Allerdings hat Nigeria eine der höchsten Entwaldungsraten der Welt: In nur 15 Jahren von 1990 bis 2005 verlor das Land 79 Prozent seiner Urwälder. Die Entwaldung hat sich seit 2000 sogar noch beschleunigt: auf über 11 Prozent pro Jahr. Unter Schutz stehen nur sechs Prozent des Landes - auf dem Papier. De facto wird auch in Schutzgebieten abgeholzt, teilweise sogar mit legalen Konzessionen. Häufig treten an Stelle eines artenreichen Regenwaldes eintönige Palmöl-Plantagen. Seinen Urwald wird Nigeria in wenigen Jahren verloren haben. Daran können auch eilig angeworfene Programme der Regierung zur Wiederaufforstung nichts mehr ändern.

Ölunfälle sind selbstverständlich ein weiteres Problem, insbesondere innerhalb des Niger-Deltas, wo ein Großteil der Förderung erfolgt. Bisweilen sind diese zwar auf Anschläge und Sabotageakte zurückzuführen, für die Natur macht das aber keinen Unterschied. Außerdem wird in Nigeria bei der Förderung mehr Gas abgefackelt als irgendwo sonst. Es verbrennt ungenutzt und trägt zum Treibhauseffekt bei. In Zukunft soll das Gas verflüssigt und exportiert werden. Auch Pipelines nach West- und Nordafrika sind in Planung.

Ein weiteres großes Umweltproblem, das allerdings nicht den Nigerianern anzulasten ist, stellt der Import von Elektronikschrott und anderem Giftmüll dar. Ähnlich wie in anderen afrikanischen oder asiatischen Ländern landen defekte Geräte oder giftige Chemikalien deklariert als Second-Hand-Ware auf unkontrollierten Halden, statt in den Herkunftsländern recycled oder sicher entsorgt zu werden. Ein paarmal wurden solche Praktiken aufgedeckt, einige Länder mussten einen Teil ihres Drecks zurückholen. Das meiste jedoch bleibt.

Korruption und Menschenrechte

Nigeria hat eine vielfältige Presselandschaft, die seit dem Ende der Militärdiktatur 1999 grundsätzlich frei berichten darf. Fragen von öffentlichem Interesse können damit zumindest vom Grundsatz her auch öffentlich diskutiert werden. Die Praxis zeigt leider, dass Journalisten auch in Nigeria gefährlich leben. Erst im April wurden drei Journalisten regelrecht hingerichtet, über die Motive herrscht noch Unklarheit.

Auch die Tatsache, dass Nigeria offiziell an der Todesstrafe festhält, ist nichts, worauf das Land besonders stolz sein sollte, auch wenn seit Jahren keine der Strafen mehr vollstreckt wurde. Das gilt auch für die Steinigungen, die im Norden des Landes nach Scharia-Recht verhängt wurden. Bislang wurden die Urteile allesamt von übergeordneten Rechtsinstanzen aufgehoben. Stattdessen gibt es aber Berichte von außergerichtlichen Hinrichtungen in Polizeigewahrsam, Folter wird zur Erpressung von Geständnissen ebenfalls eingesetzt.

In der Korruptionsbekämpfung hat das Land einige Fortschritte erzielt. Insbesondere der Ölsektor war davon durchzogen. Hier setzt die Regierung an, indem sie dem Sektor mehr Offenheit und damit Kontrolle verordnet hat. Aus dem untersten Drittel der Staaten im Korruptionsindex von Transparency International ist das Land damit aber trotzdem noch nicht heraus.

(Autor: Helge Holler)

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