Merkel und Klinsmann wollen Deutschland an die Spitze führen
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Deutschland ist als Gastgeber der diesjährigen Fußball-WM auf jeden Fall der Gewinner der Weltmeisterschaft. Ein großer Teil der deutschen Fußballfans hoffte, dass dabei der WM-Titel rausspringen könnte.
91 Prozent der Bewohner Deutschlands haben die deutsche Staatsbürgerschaft, neun Prozent eine andere (türkische, polnische, italienische, russische, griechische, spanische usw.). Amts- und Verkehrssprache ist Deutsch. Haben Menschen, die in Dialekten der deutschen Sprache aufgewachsen sind, Schwierigkeiten mit Grammatik und Ausspracheregeln der Standardsprache, wird das im Allgemeinen schmunzelnd toleriert. Ähnliche Schwierigkeiten bei Menschen, deren Muttersprache Türkisch, Russisch oder Afghanisch ist, führen nicht selten zu der Aufforderung erstmal richtig Deutsch zu lernen.
Wirtschaft
Wirtschaftlich gilt Deutschland als eine der erfolgreichsten Industrienationen der Welt. Auf den Titel Exportweltmeister hält man sich hier einiges zugute. Politikern aller Parteien ist das allerdings kein Grund zur Zufriedenheit. Sie finden, dass Deutschland zurzeit nicht den ihm gebührenden Platz in der Rangliste der Nationen einnimmt. Die gegenwärtige Regierung unter Bundeskanzlerin Angela Merkel formulierte deshalb als ihr erklärtes Ziel: Deutschland wieder weltweit an die Spitze führen.
Geographie, Politik und Fußball
- Fläche: 357.050 Quadratkilometer
- Einwohnerzahl: 82,4 Millionen
- Hauptstadt: Berlin
- Amtssprache: Deutsch
- Staatsform: parlamentarische Demokratie
- Fußball: Deutschland hat an 15 Fußball-Weltmeisterschaften teilgenommen. Dreimal wurde der Titel errungen. Dennoch nimmt Deutschland in der FIFA-Rangliste der Nationalmannschaften nur Rang 11 ein.
In Bezug auf die Methoden, mit denen sie dieses Ziel erreichen will, sieht Frau Merkel Parallelen zur Arbeit von Bundestrainer Jürgen Klinsmann. Wenn der neue Trainingsmethoden aus den USA einführt, auf frühere Verdienste seiner Spieler keine Rücksicht nimmt und sie stattdessen zu mehr Leistung und Eigenverantwortung anhält, dann findet er bei Angela Merkel volle Unterstützung.
Auch Frau Merkel fordert von ihrer Nationalmannschaft mehr Eigenverantwortung, zum Beispiel bei der Vorsorge gegen Krankheit und Armut im Alter. Wie der Bundestrainer erwartet sie, dass die Knochen hingehalten und Einsatz gezeigt wird. Der Weg an die Spitze der Nationen erfordert Spitzenleistungen. Zu viel Rücksicht auf Errungenschaften wie Tarifverträge, Kündigungsschutz usw. lässt den Siegeswillen erlahmen und verbietet sich deshalb.
Wenn schon die aktive Arbeitsmannschaft wenig Rücksicht erwarten darf, gilt das noch mehr für die Menschen, die die Reservebank drücken. Berechnungen der Art, ob ein Job den eigenen Neigungen und Qualifikationen entspricht, und ob die geforderte Leistung sich auch in einer entsprechenden Entlohnung auszahlt, werden zu Regelverstößen erklärt.
Natur und Umwelt
Die Natur in Deutschland ist Kultur. Man sieht ihr an: Sie wurde für alle möglichen produktiven Leistungen zerstört, verwandelt, umgemodelt und zubetoniert. Umweltpolitiker verweisen stolz darauf, dass immerhin mehr als 30 Prozent der Landesfläche unter Naturschutz stehen. Von den Alpen bis zum Wattenmeer gibt es überall in Deutschland Gebiete, die in ihrer (nicht mehr ganz) ursprünglichen Natürlichkeit belassen werden.
Natur- und Umweltschutz finden da ihre Grenze, wo sie dem wirtschaftlichen Erfolg Deutschlands im Wege stehen. Im Gegensatz zum Fußball, bei dem das Runde immer ins Eckige soll, kennt man in der Politik nämlich Zielkonflikte. Ist der Konflikt klein, wie bei der Vermarktung von Umwelttechnologien, dann wird gefördert. Kostet das Erhalten der Meere und Urwälder aber Geld, belässt es die Bundesregierung größtenteils bei Vorschlägen. Die tragen ihr großes Lob für ihre internationale Umweltpolitik ein.
Mit der Einrichtung von Hühnerknästen hat Deutschland schon viel Geld verdient. Deshalb wurden von der neuen Bundesregierung zügig alle Behinderungen für die Käfighaltung abgeschafft. Damit hat sie die Haltungsbedingungen festgeschrieben, die Hühnerpest und Grippeviren hervorbringen. Und spätestens seit der Vogelgrippe weiß man, dass Schwalben nicht nur im Fußball spielentscheidend sein können. Erster zu sein beim Verbraucher- und Tierschutz ist eben auch nur so viel wert wie der Fairness-Pokal bei der WM.
In Sachen Atomausstieg würde Frau Merkel möglicherweise gerne mit einem Fallrückzieher glänzen. Noch gestalten sich solche Kabinettstückchen schwierig, weil die gegnerische Mannschaft mauert. Doch die Ersatzspieler ihrer Partei üben sich in immer neuen Begründungen für die Beibehaltung der Atomkraft. Die rhetorischen Dribblings bedienen sich sowohl der Energiesicherheit als auch des leidgeprüften Klimas. Übrigens desselben Klimas, das Deutschland durch den weltmeisterlichen Export von Autos, die nicht gerade durch klimafreundliche Technik glänzen, einem Belastungstest unterzieht.
Menschenrechte und Korruption
Korruption kann in einer Musterdemokratie gar nicht vorkommen. Fehlende oder unklare Rechtsgrundlagen führen allerdings manchmal zu Missverständnissen, die dann aber als Spendenskandale bereinigt werden - und deshalb wiederum beweisen, dass es sie gar nicht gibt.
Bei der Wahrung der Menschenrechte lässt sich die Bundesregierung von niemandem etwas nachsagen. Sie erinnert selber an die Verbrechen der Nationalsozialisten und verfügt deshalb über einen eigenen Artikel im Grundgesetz, der das Recht auf Asyl schützt. Mit Gastfreundschaft hat Asyl allerdings nichts zu tun. Deutsche Behörden entscheiden, welcher Flüchtling tatsächlich vor politischer und religiöser Verfolgung Schutz sucht und welcher vom Hunger vertrieben wurde. Die Faustregel für den Abwehrblock an Deutschlands Grenzen lässt sich so beschreiben: Politisch Verfolgte hätten es gar nicht erst bis zur deutschen Grenze geschafft.
Besonderheiten
Echte deutsche Gastfreundschaft können diejenigen Gäste der Fußball-WM erleben, die mit dem eigenen Auto anreisen. Endlich können sie mal so richtig Gas geben: Deutschland ist schließlich das einzige Land, in dem es kein generelles Tempolimit auf Autobahnen gibt.
(Autor: Harald Mörking)