Ein Wald – kein Baumarkt
Mit Holz können wir Häuser bauen oder Möbel. Wir schnitzen Kunstwerke daraus oder verarbeiten es zu Papier für Bücher und Magazine. Holz wärmt uns, wenn wir frieren. Doch wir verbrauchen mehr als nachwachsen kann. Ein abgeholzter Wald wird für Jahrhunderte nicht mehr das, was er war. Deshalb tritt Greenpeace für eine ökologisch und sozial gerechte Waldwirtschaft ein. Holz muss verantwortungsvoller und effizienter genutzt werden als bisher.
Holzhunger damals
Das waren noch Zeiten, als Europa zu etwa 90 Prozent von Wäldern bedeckt war. Jäger und Sammler zogen durch die Lande und nutzten den Wald, ohne ihn zu zerstören. In der Jungsteinzeit (ab 5500 v. Chr.) dann die Revolution: Aus Nomaden wurden sesshafte Bauern, aus Natur- wurde Kulturlandschaft. Bäume fielen zum Bau von Siedlungen und machten Platz für Ackerbau und Viehzucht.
In dem Maß, wie die Menschen zahlreicher und ihre Dörfer und Städte größer wurden, schrumpften die Wälder. Das Mittelalter gilt als das Zeitalter der Entwaldung schlechthin. Gebäude, Zäune, Brücken, Kutschen, Kähne, Möbel, Werkzeuge, Waffen – fast alles baute man aus Holz. Und zum Kochen und Heizen landete es im Feuer. Nebenbei wurden Wälder auch zur Jagd, zur Kräuter- und Früchteernte und als Weiden für Ziegen und Schweine genutzt. Schon im 14. Jahrhundert waren zwei Drittel der einstigen Wälder vernichtet. Europa drohte zur Steppe zu werden. Erst ab dem 18. Jahrhundert forstete man wieder auf. Dabei setzte man auf schnell wachsende Nadelbäume wie Fichten und Kiefern, die noch heute, meist in Monokultur, viele Wälder Europas prägen.
Holzhunger heute
Zum Rohstoff Holz gibt es heute für viele Einsatzbereiche Alternativen, aber nicht für alle. Die Vorzüge des Naturprodukts kann kein Kunststoff je erreichen. Tropische Edelhölzer wie Teak und Meranti verarbeitet man wegen ihrer Härte und Robustheit gern zu Fenstern und Gartenmöbeln, nordische Nadelhölzer enden oft als Bauholz, Hygiene-, Zeitungs- und Kopierpapier. Und unsere heimischen Buchen und Eichen machen sich gut als Esstisch, Schrank oder Parkett. Die FAO schätzt den jährlichen weltweiten Waldverlust auf 13 Millionen Hektar – nicht nur für die Holzernte, auch für neue Siedlungs- und Agrarflächen wie etwa Ölpalmenplantagen.
Gier nach Papier
Rund die Hälfte aller gefällten Bäume wird zu Papier verarbeitet. Im Jahr 2016 wurden weltweit rund 414 Millionen Tonnen Papier, Karton und Pappe verbraucht, allein in Deutschland 20, Millionen Tonnen! Im Schnitt nutzte oder verschwendete jeder von uns während eines Jahres 248 Kilogramm Papier. 1950 lag unser Jahresverbrauch noch bei 32 Kilo pro Nase, 1994 bei 194 Kilo. Der Siegeszug des Internets bewirkte nichts – von wegen „papierloses Büro“ oder „Online verdrängt Print“.
Unser aller Konsum braucht Regeln: Wir müssen sparsam mit Holz und Papier umgehen und nur Ware aus ökologischer Waldnutzung kaufen – oder noch besser: Recycling-Ware.
Urwälder schützen
Auch die letzten Urwälder der Erde, von den Nadelwäldern im hohen Norden bis zu den tropischen Regenwäldern am Äquator, sind bedroht. Greenpeace kämpft für ihre Rettung, bisher sind weniger als 20 Prozent der noch intakten Wälder geschützt. Urwälder sind Schatzkammern der Artenvielfalt und als gigantische Kohlenstoffspeicher unverzichtbar für den Klimaschutz. Zudem sind sie die Heimat indigener Völker, etwa der Yanomami in Brasilien oder der Penan in Malaysia. Sie leben im Einklang mit „ihren“ Wäldern, die ihnen Schutz, Wasser, Früchte und Fleisch, Heilpflanzen und Baumaterial schenken. Die Sami in Lappland nutzen den Urwald als Winterweide für ihre Rentiere. Diese knabbern von den Bäumen herabhängende Flechten ab.
Wald zur Erholung nutzen
Wer nicht im oder vom Wald lebt, braucht ihn trotzdem: Wenn wir im Wald spazieren gehen, seinen würzigen Duft einatmen, wenn wir uns ins Moos legen, den Vögeln und dem Blätterrauschen lauschen, tanken wir Kraft und kommen zur Ruhe. Nationalparks, wo die Natur regiert, ziehen uns besonders an. Ein geschützter Wald kann einer Region im Tourismus langfristig sogar mehr einbringen als der kommerzielle Holzeinschlag. Nutzen wir den Wald – indem wir ihn Wald sein lassen!