Papier statt Wald?
Durch die erhöhte Nachfrage nach Ackerland sowie den steigenden Papierverbrauch werden jährlich Hunderttausende Quadratkilometer Urwald dem Erdboden gleich gemacht. Aber auch andere natürliche Wälder – wie etwa die jahrhundertealten Buchenwälder in Deutschland – sind so gefährdete wie schützenswerte Lebensräume.
Wildnis bewahren, Artenvielfalt und Klima schützen
Es ist höchste Zeit, die kostbarsten Wälder der Erde zukünftig zu verschonen und die übrigen ausschließlich ökologisch nachhaltig zu nutzen sowie das Anpflanzen von Baumplantagen und Monokulturen zu verhindern. Dafür kämpft Greenpeace seit Jahren – und mit Erfolg. Der Einsatz für den Urwaldschutz lohnt sich in vielerlei Hinsicht. Neben eher emotionalen gibt es auch rationale und existenzielle Gründe:
1. Zwei Drittel aller an Land lebenden Tier-, Pflanzen- und Pilzarten sind in Urwäldern versammelt. Besonders die tropische Pflanzenwelt ist eine „Naturapotheke“ von unschätzbarem Wert. Viele Heilmittel wurden bereits entdeckt, die meisten vermutlich noch nicht. Pflanzenwirkstoffe sind auch für die Kosmetikindustrie interessant. Ebenso birgt die Tierwelt noch viele spannende Erkenntnisse für die Wissenschaft.
2. Große intakte Waldlandschaften beeinflussen das Klima lokal und global: Sie mildern extreme Wetterlagen wie Hitze, Frost, Dürre und Sturm, außerdem reinigen sie Luft und Wasser und verhindern Bodenerosion. Reich an Biomasse, nehmen Urwälder besonders viel Kohlendioxid (CO2) aus der Luft auf und erzeugen via Photosynthese Glukose und Sauerstoff. Bei Abholzung oder Brandrodung gelangt ein Großteil des gebundenen Kohlenstoffs als CO2 zurück in die Atmosphäre. Und wo hinterher Wald fehlt, kann kein klimaschädliches Treibhausgas mehr gespeichert werden. Ein Teufelskreis.
Greenpeace-Erfolge im Urwaldschutz
Seit 1991 engagiert sich Greenpeace als Anwalt der Urwälder, protestiert gegen den Raubbau durch verantwortungslose Konzerne, gegen kurzsichtige Politik. Und: präsentiert Lösungen. Eine Auswahl wichtiger Erfolge:
2006 unterzeichneten führende Sojahändler ein Moratorium, zwei Jahre keine Soja von neu gerodeten Urwaldflächen in Amazonien zu kaufen. Das Moratorium wurde seither immer wieder verlängert. In Indonesien weichen Regenwälder für Ölpalmenplantagen. Dort richteten Greenpeace-Aktivisten 2007 und 2009 ein Klima- und Urwaldschutzcamp ein. 2010, nach einer Kampagne gegen den indonesischen Palmöl-Giganten Sinar Mas und seinen Kunden Nestlé kam es zum Bruch der Partner: Nestlé kündigte seine Verträge. Im selben Jahr konnten im finnischen Lappland fast 100.000 Hektar Urwald vor der Säge gerettet werden: Der Lohn für zehn Jahre Hartnäckigkeit. Seit 2016 sind nach fast 20 Jahren Kampagnenarbeit 85 Prozent der bewaldeten Fläche des Great Bear-Regenwaldes vor industriellem Holzeinschlag sicher.
Deutschland – zurück zum Buchenland
Von Natur aus wäre Deutschland ein Buchenland. Doch Buchenwälder machen nur noch 15 Prozent der Waldfläche aus, und nur rund drei Prozent von ihnen sind geschützt. Seit 2004 gehört der Nationalpark Kellerwald-Edersee dazu. Jahrelang hatten sich Greenpeace und andere Umweltgruppen für das „Reich der urigen Buchen“ eingesetzt. Greenpeace fordert ein Netzwerk von Schutzgebieten mit natürlicher Waldentwicklung, das zehn Prozent der öffentlichen Wälder Deutschlands umfasst.
Urwaldschutz im Alltag
Bewusster Konsum kann Urwälder schützen. Der wichtigste Grundsatz ist, Papier zu sparen. Danach ist Recylingpapier die erste Wahl, auch Hygienepapiere wie Taschentücher und Küchenrolle gibt es aus recyceltem Material. Holzprodukte sollten langlebig sein und daus ökologischer, sozial gerechter Waldwirtschaft stammen. Für neue Rinderweiden in Südamerika werden Urwälder gerodet, für den Futtermittelanbau ebenfalls. Also, weniger Fleisch auf dem Tisch schont den Urwald ebenfalls.