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Land, Leute und der Balkankrieg

Vor zehn Jahren gelang unter verstärkter Mitwirkung der EU die demokratische Wende für die Bundesrepublik Jugoslawien, die sich 2003 mit einer neuen Verfassung im Gepäck in Serbien Montenegro umbenannte. Noch 1999 hatte die NATO Luftangriffe gegen das serbisch dominierte Jugoslawien geflogen und damit den Krieg im Kosovo beendet. Die mehrheitlich von Albanern bevölkerte serbische Provinz wurde unter die Verwaltung der Vereinten Nationen gestellt und erklärte 2008 seine Unabhängigkeit vom serbischen Territorium. Dem widerspricht Serbien bis heute und betrachtet den Kosovo weiterhin lediglich als autonome Provinz im eigenen Staatsgebiet.

Die Republik Serbien sieht sich als Rechtsnachfolger der 1992 gegründeten Republik Jugoslawien und hat sich auf den harten Trainingspfad nach Europa begeben. Während das Land bereits zu fast allen großen internationalen Organisationen und Finanz-Clubs aufgeschlossen hat, schreitet die europäische Integration langsamer voran: Die politische und wirtschaftliche Isolation der Milošević-Ära hat lange Schatten geworfen. Zu den wichtigen Themen im Land gehören der wirtschaftliche Wiederaufbau; die Anpassung an EU-Standards im Rahmen des Assoziierungs- und Stabilisierungsprozesses und die innere wie äußere Auseinandersetzung mit den Kriegsverbrechen während des Bürgerkriegs.

So wurde einer der meistgesuchten Kriegsverbrecher der Welt, der bosnische Serbenführer Radovan Karadzic, erst an Den Haag ausgeliefert, als die pro-europäische Regierung unter Ministerpräsident Mirko Cvetkovic 2008 ins Amt kam. Die EU hatte eine Annäherung Serbiens an die Union davon abhängig gemacht, dass Belgrad kompromisslos mit dem UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag zusammenarbeit. Nach seiner Festnahme kam heraus, dass Karadzic sich gedeckt und unter falscher Identität 13 Jahre lang im Land hatte versteckt halten können. Kein Einzelfall - meinte Amnesty International 2009: Zehn Jahre nach Ende des Kosovo-Kriegs wäre der Einfluss der alten Machthaber nach wie vor groß im Land. Serbische Behörden würden sich sehr schwer tun, Kriegsverbrechen - insbesondere das Verschwindenlassen Tausender - angemessen aufzuarbeiten.

Land, Leute und der Balkankrieg

Vor zehn Jahren gelang unter verstärkter Mitwirkung der EU die demokratische Wende für die Bundesrepublik Jugoslawien, die sich 2003 mit einer neuen Verfassung im Gepäck in Serbien Montenegro umbenannte. Noch 1999 hatte die NATO Luftangriffe gegen das serbisch dominierte Jugoslawien geflogen und damit den Krieg im Kosovo beendet. Die mehrheitlich von Albanern bevölkerte serbische Provinz wurde unter die Verwaltung der Vereinten Nationen gestellt und erklärte 2008 seine Unabhängigkeit vom serbischen Territorium. Dem widerspricht Serbien bis heute und betrachtet den Kosovo weiterhin lediglich als autonome Provinz im eigenen Staatsgebiet.

Die Republik Serbien sieht sich als Rechtsnachfolger der 1992 gegründeten Republik Jugoslawien und hat sich auf den harten Trainingspfad nach Europa begeben. Während das Land bereits zu fast allen großen internationalen Organisationen und Finanz-Clubs aufgeschlossen hat, schreitet die europäische Integration langsamer voran: Die politische und wirtschaftliche Isolation der Milošević-Ära hat lange Schatten geworfen. Zu den wichtigen Themen im Land gehören der wirtschaftliche Wiederaufbau; die Anpassung an EU-Standards im Rahmen des Assoziierungs- und Stabilisierungsprozesses und die innere wie äußere Auseinandersetzung mit den Kriegsverbrechen während des Bürgerkriegs.

So wurde einer der meistgesuchten Kriegsverbrecher der Welt, der bosnische Serbenführer Radovan Karadzic, erst an Den Haag ausgeliefert, als die pro-europäische Regierung unter Ministerpräsident Mirko Cvetkovic 2008 ins Amt kam. Die EU hatte eine Annäherung Serbiens an die Union davon abhängig gemacht, dass Belgrad kompromisslos mit dem UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag zusammenarbeit. Nach seiner Festnahme kam heraus, dass Karadzic sich gedeckt und unter falscher Identität 13 Jahre lang im Land hatte versteckt halten können. Kein Einzelfall - meinte Amnesty International 2009: Zehn Jahre nach Ende des Kosovo-Kriegs wäre der Einfluss der alten Machthaber nach wie vor groß im Land. Serbische Behörden würden sich sehr schwer tun, Kriegsverbrechen - insbesondere das Verschwindenlassen Tausender - angemessen aufzuarbeiten.

Geografie, Staat, Fußball

  • Fläche: 77.484 Quadratkilometer
  • Einwohnerzahl: 7.498.001 Millionen
  • Hauptstadt: Belgrad
  • Amtssprache: Serbisch
  • Staatsform: Republik
  • Serbische Fußballspieler nahmen unter der früheren Nationalbezeichnung Jugoslawien an vier FIFA WM-Endrunden teil; zweimal wurde Jugoslawien sogar Vize-Europameister.

Wirtschaft

Serbien ist nach Krieg und Sanktionen in den 90er Jahren noch immer mit dem Wiederaufbau beschäftigt - und wird es auch viele weitere Jahre bleiben. Die Weltwirtschafts- und Finanzkrise hat dem Land dabei weniger zugesetzt, als vermutet: Die hohe Arbeitslosigkeit von 2005 (20 Prozent) verringerte sich 2008 sogar auf rund 13 Prozent. Dennoch leben laut Angaben der serbischen Regierung 9,2 Prozent der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze. Auch der durchschnittliche Nettolohn liegt bei nicht geraden üppigen 335 Euro.

Exportgüter sind Eisen und Stahl, Nichteisenmetalle, Gummiprodukte und Textilien - und Nahrungsmittel: Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung stellen den wichtigsten Wirtschaftsfaktor in Serbien dar.

Umwelt und Natur

Da die landwirtschaftlichen Erträge von klimatischen Einflüssen abhängen, versucht sich Serbien jetzt auch in Sachen Klimaschutz etwas mehr in die Brust zu werfen. Ende 2007 unterzeichnete die Republik das Kyoto-Protokoll; den schwachen Kompromiss von Kopenhagen hat das Land ebenfalls angenommen und möchte seine übernommenen Verpflichtungen rechtzeitig erfüllen. Dafür muss Serbien aber erst einmal einiges auf die Beine stellen in Sachen Erneuerbare Energien und Energieeffizienz: Das Land ist hauptsächlich von Energieressourcen wie Öl und Kohle abhängig.

Auch bei den Umweltthemen Abfallwirtschaft, Gewässerverschmutzung, veraltete Industrienanlagen, Uralt-Autos und -LKW - die filterlos die Luft verpesten - muss Serbien dringend am Ball bleiben. Problematisch dabei: Serbien ist eines der wichtigsten Transitländer Osteuropas und hat nicht nur mit dem eigenen Schrott auf den Straßen zu kämpfen.

Serbien unternimmt aber auch einige Naturschutz-Anstrengungen: In den Bergregionen finden sich noch seltene Bären, Wölfe, Steinböcke, Gemsen und Mufflons, aber auch Luchse und andere Wildkatzen. Bis jetzt gibt es fünf Nationalparks in Serbien und weitere sollen folgen, um den Artenreichtum in Flora wie Fauna zu wahren.

Besonderheiten

Serbien besitzt die größte und längste Fluss-Schlucht Europas: Die Djerdap-Schlucht in der Donau, auch genannt das Das Eiserne Tor.

(Autorin: Simone Wiepking)

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