Jetzt spenden
Greenpeace protestiert u. a. mit Misereor vor dem Europäischen  Patentamt  (EPA): Eine Kuh trägt ein Banner mit der Aufschrift "Patente auf Kühe und Saatgut sind Diebstahl". 2008
(c) Michaela Handrek-Rehle/Greenpeace

Neuer Report zeigt dramatisches Ausmaß aktueller Patenterteilungen

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Allen Protesten zum Trotz: Das Europäische Patentamt (EPA) in München erteilt weiter Eigentumsrechte an Lebensmitteln, Pflanzen und Saatgut aus konventioneller Zucht. Dies geht aus einem Report hervor, den Greenpeace, Kein Patent auf Leben!, die Erklärung von Bern, Swissaid, der Development Fund und Misereor heute im schweizerischen Luzern vorstellen. In den 500 von der Organisation Kein Patent auf Leben! recherchierten Patentanträgen und etwa 70 erteilten Patenten werden neben Mais und Salat auch Bäume, Babynahrung und Bier beansprucht. Die beteiligten Organisationen fordern, dass die Patentflut mit klaren politischen Vorgaben gestoppt wird. Erst vergangene Woche hatten Greenpeace und Misereor Einspruch am EPA gegen die Zucht von Schweinen eingelegt.

Einige Agrarkonzerne wollen weitreichende Monopole auf die menschliche Ernährung, sagt Christoph Then, Berater von Greenpeace und einer der Autoren des Reports. So kontrollieren inzwischen nur zehn Konzerne zwei Drittel des globalen Saatgutmarktes. Diese Patente sind ein Diebstahl an der züchterischen Leistung von Landwirten. Wir brauchen klare gesetzliche Regelungen, die Patente auf Saatgut und Nutztiere verbieten.

Der Report Saatgut und Lebensmittel: Zunehmende Monopolisierung durch Patente und Marktkonzentration gibt einen umfassenden Überblick über das Ausmaß der Patentierung von Saatgut, Pflanzen und Lebensmitteln in Europa. Während Patentanmeldungen auf gentechnisch veränderte Pflanzen in den letzten Jahren rückläufig sind, boomen jetzt die Patentanträge auf Pflanzen aus konventioneller Zucht. Sollte diese Praxis in einem bevorstehenden Entscheid der Großen Beschwerdekammer des EPA gestützt werden, muss mit einer massiven Behinderung der künftigen Zuchtarbeit und mit größerer Abhängigkeit der Bauern gerechnet werden.

Derartige Patente verteuern Lebensmittel und können eine neue Ursache für weltweite Nahrungsmittelkrisen werden, sagt Tina Goethe von Swissaid. Sie betreffen Landwirte und Verbraucher in den Industrieländern genauso wie die Menschen in den Entwicklungsländern.

Die Verbände haben zur Durchsetzung ihrer Forderungen ein weltweites Bündnis gegründet, dem über 50 landwirtschaftliche Verbände angehören (www.no-patents-on-seeds.org). Auch in der Politik steht eine Reform der Patentgesetze wieder auf der Tagesordnung. Die Landesregierungen von Hessen und Bayern haben bereits erklärt, dass sie ein Verbot der Patentierung von Pflanzen und Tieren unterstützen wollen.

Patente auf Saatgut und Lebensmittel

Patente auf Saatgut und Lebensmittel

Zunehmende Monopolisierung durch Patente und Marktkonzentration

33

595.43 KB

Herunterladen
Datum

Mehr zum Thema

Traktor mit Schild auf der Straße: "Ampel-Irrsinn nicht auf dem Rücken der Bauern".
  • 29.02.2024

Trecker rollen durchs Land – nicht nur in Deutschland. Die Politik reagiert auf die Proteste und streicht Umweltschutzauflagen. Interview zu den Demos und einer Umverteilung von Geldern.

mehr erfahren
Treckerdemo, ein Trecker schert aus - auf der Frontschaufel ein Schild: Wir denken in Generationen für unsere Kinder!
  • 10.01.2024

Interview mit Landwirt und Agrarblogger Bernhard Barkmann über die Demonstrationen der Bäuer:innen, die Gefahr von rechts und fehlende Zukunftsvisionen für den Sektor.

mehr erfahren
Björn Scherhorn klettert über ein Gatter im Laufstall mit Kühen
  • 30.07.2023

Landwirt Björn Scherhorn wollte schon aufgeben. Doch dann hat er neu angefangen. Seitdem geht es allen besser: den Kühen, dem Boden, der Umwelt und ihm und seiner Familie.

mehr erfahren
Protest Against Food in Fuel in Berlin
  • 28.02.2023

Die größten Agrarkonzerne der Welt haben seit 2020 mehr Milliardengewinne gemacht als es bräuchte, um die Grundbedürfnisse der Ärmsten der Welt zu decken.

mehr erfahren
Martin Kaiser vor einem Kalb im Stall
  • 18.01.2023

Greenpeace-Geschäftsführer Martin Kaiser spricht im Interview vor der Wir-haben-es-satt-Demo über die Bedeutung einer klimagerechten Agrarwende.

mehr erfahren
Cem Özdemir
  • 07.12.2022

Nach einem Jahr Landwirtschaftsministerium unter grüner Leitung ziehen wir Bilanz - hat die Agrarpolitik unter Cem Özdemir Fortschritte in punkto Tierwohl, Anbau, und Klimaschutz gemacht?

mehr erfahren