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Clownfisch versteckt sich in einer Seeanemone.
Gavin Newman/Greenpeace

Neuer Goldrausch: Bergbau in der Tiefsee

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Die Tiefsee ist bedroht: Das industrielle Ausbeuten des Meeresbodens kann irreversible Zerstörungen von einzigartigen Lebensräumen zur Folge haben und ganze Arten vernichten. In einem neuen Report warnt Greenpeace vor den Folgen des Tiefseebergbaus. So setzt die Förderung zum Beispiel Sedimente frei und löst giftige Schwermetalle, die durchs Meer treiben - mit bisher nicht abschätzbaren Folgen für die Meeresumwelt.

Schätze des Meeresbodens wie Kupfer, Mangan, Kobalt und Metalle der Seltenen Erden haben längst die Gier einer wachsenden Zahl von Regierungen und Unternehmen geweckt. Eingesetzt werden die Metalle beispielsweise in Laptops, Dauermagneten oder Leuchtstofflampen.

Kanada, Japan, Südkorea, China, Großbritannien sind neben Deutschland nur einige der Länder, die von der Internationalen Meeresbodenbehörde Lizenzen zur Forschung erhalten haben und mit dem Abbau liebäugeln. In den kommenden Wochen werden die Karten neu ausgespielt: Auf einer Sitzung vom 15. bis 26. Juli steht die Vergabe weiterer Lizenzen auf der Tagesordnung.

"Wir öffnen gerade die Tür für eine neue Art von Goldrausch in unseren Ozeanen, die bereits durch Überfischung, Verschmutzung und die Auswirkungen des Klimawandels massiv bedroht sind", befürchtet Iris Menn, Meeresbiologin von Greenpeace. "Greenpeace fordert ein Moratorium für den Bergbau in Küstenzonen, auf den Schelfen und der Hohen See. Dies muss so lange gelten, bis die Auswirkungen des Bergbaus vollständig verstanden und die marinen Lebensräume umfassend geschützt sind."

Die Internationale Seebodenbehörde hat aktuell 17 Abbau-Lizenzen für Tiefsee-Gebiete im Pazifik, Atlantik und Indischen Ozean vergeben. Im Jahr 2010 waren es nur acht Lizenzen. Ein kommerzieller Abbau könnte 2016 starten. Auch innerhalb nationaler Gewässer steigt das Interesse am Abbau, besonders im Pazifischen Ozean. Dort ist bereits in den Gewässern von Papua Neuguinea eine Lizenz vergeben worden - gegen den Widerstand der Bevölkerung.

Weniger als ein Prozent der Hohen See ist geschützt

Die sogenannte Hohe See zählt zu den internationalen Gewässern und nimmt 63 Prozent unserer Weltmeere ein. Sie beginnt ab 200 Seemeilen vor der Küste. Als Gemeingut steht sie unter der Obhut der Vereinten Nationen. Obwohl im Vertragstext Seerechtsübereinkommen der Schutz der Artenvielfalt klar festgeschrieben ist, sind bisher weniger als ein Prozent der Hohen See als Meeresschutzgebiete ausgewiesen.In vielen Bereichen gibt es keinerlei Regelungen für zerstörerische Nutzungen wie zum Beispiel die Grundschleppnetzfischerei. Greenpeace fordert daher eine UN-Regelung, die den Rahmen für den Schutz und die nachhaltige Nutzung der Hohen See bietet. "Nur ein UN-Hochseeschutzabkommen kann die Einrichtung von Schutzgebieten ermöglichen und eine ökologisch nachhaltige Nutzung der Ressourcen garantieren", sagt Menn. "Für Letzteres sind internationale Standards für Umweltverträglichkeitsprüfungen unerlässlich."Um den Run auf den Tiefseeboden aufzuhalten, sind aus der Sicht von Greenpeace auch die Endnutzer-Industrien gefragt. Sie müssen in die Entwicklung von Recycling-Möglichkeiten ebenso investieren wie in die Entwicklung von Produkten, bei denen die Mineralien effektiver genutzt.

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