Trotzdem konnten sie nicht alle Wale retten. Insgesamt 13 tote Wale zählten die Greenpeacer seit gestern Abend. Sieben tote Wale lagen bereits auf dem Deck des Fabrikschiffes Nisshin Maru, als die Aktivisten in das Geschehen eingreifen konnten. Bei sechs weiteren kamen die Schauchboote leider zu spät. Die Walfänger machten auch wieder Jagd auf Walkühe mit ihren Kälbern, da diese nicht so schnell fliehen können.
Das zweite Greenpeace-Schiff, die Arctic Sunrise, hat die Fanggründe noch nicht wieder erreicht, da es nicht so schnell ist wie die Esperanza. Es wird vermutlich morgen am Aktionsort eintreffen. Doch die Crew der Arctic Sunrise ist vorbereitet, so dass sie sofort mit ihren Schlauchbooten eingreifen können.
Alles ist geschäftig und heute reden wir nicht viel miteinander
, sagt Regine Frerichs, deutsche Aktivistin und Schlauchbootfahrerin an Bord der Arctic Sunrise. Jeder ist auf seine Arbeit konzentriert und in Gedanken schon wieder bei dem blutigen, grausamen Abschlachten der Wale. Wir müssen uns geistig darauf vorbereiten, was wieder auf uns zukommt. Vor der ersten Aktion konnten wir das nicht. Wir hatten keine Ahnung was uns erwartet.
Die Walfänger schießen mit Sprengstoffharpunen auf die Tiere. Manche Wale durchleben nach dem Einschlag einer Harpune und der Explosion der Sprengladung in ihrem Körper einen Todeskampf, der bis zu einer Stunde andauern kann. Das lange Sterben der Tiere hat nicht nur die Hamburgerin Regine Frerichs seelisch stark mitgenommen.
Wie unsinnig die brutale von den Japnern betriebene Waljagd ist, macht eine durch den Umweltminister Neuseelands, Chris Carter, veröffentlichte Studie deutlich. Darin werden die Argumente der Japaner von Mitgliedern des wissenschaftlichen Komitees der Internationalen Walfangkommission (IWC) widerlegt.
Die Studie belegt, dass für das Südpolarmeer bis heute keine in Übereinstimmung gebrachten Bestandsabschätzungen der verschiedenen Walarten vorliegen. Niemand weiß also, wie viele Wale dort überhaupt leben. Zudem sollen mit dem Abschussprogramm im Südpolarmeer Fragen geklärt werden, auf die es längst Antworten gibt. So soll nach Meinung der Japaner die vermehrte Tötung von Zwergwalen zur Erhöhung der Zahl an Blauwalen beitragen - eine These, die wissenschaftlich als widerlegt gilt.
Der neuseeländische Report macht außerdem deutlich, dass die Fragen zu zeitlichen und räumlichen Veränderungen der Walbestände am besten über Biopsie, das heißt über die Entnahme kleiner Gewebeproben, zu klären sind. Für dieses Verfahren müssen keine Wale getötet werden!
Allein in der Antarktis haben seit 1986 über 10.000 Zwergwale ihr Leben gelassen. Und das trotz des Walschutzgebietes, das 1984 dort etabliert wurde, um die Erholung der Walbestände unter dem Ausschluss der direkten Jagd beobachten zu können.