Jetzt spenden
Aktivisten bekleben in Berlin die CDU-Parteizentrale mit Fotofolien mit Schweinestall-Motiv
Gordon Welters / Greenpeace

Schluss mit Massentierhaltung!

Greenpeace-Aktivisten demonstrieren vor CDU-Zentrale für artgerechte Schweinehaltung

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Greenpeace-Aktivisten verwandelten die CDU-Zentrale zeitweilig in einen Saustall. Sie fordern: Schluss mit Massentierhaltung! Eine Umfrage belegt: Die Parteibasis unterstützt das.

Update vom 10. November 2017

Da geht sogar das Schwein in die Luft: Weil die Sondierungsgespräche zwischen Grünen, CDU/CSU und FDP bei den drängenden Fragen der Landwirtschaft so gar nicht vom Fleck kommen, und weder eine artgerechte Tierhaltung noch die notwendige Agrarwende ernsthaft verhandelt werden, demonstrierten Greenpeace-Aktivisten heute in Berlin. Kletterer seilten sich von der Fußgängerbrücke zwischen Paul-Löbe-Haus und Marie-Elisabeth-Lüders-Haus im Regierungsviertel ab; mit dabei: ein sechs mal drei Meter großes aufblasbares Schwein. Auf einem Banner an der Brücke steht: „Jamaika: Lasst die Sau raus“.

Denn es ist völlig klar, wohin die Reise gehen muss: Die auf billige Massenproduktion ausgerichtete Landwirtschaft gehört auf den Prüfstand. Deutschland braucht eine Landwirtschaft, die das Klima schützt, artgerechte Tierhaltung garantiert, das Trinkwasser frei hält von Nitrat und ohne massiven Gifteinsatz die Insektenbestände erhält. Wie das geht, zeigt die Greenpeace-Studie „Kursbuch Agrarwende 2050“.  Die verhandelnden Politiker der zukünftigen Jamaika-Koalition müssen nur wollen. Dann hätten auch die Schweine Schwein.

Wer heute Morgen am Konrad-Adenauer-Haus in Berlin entlanglief, konnte den Eindruck gewinnen: Die CDU-Parteizentrale ist ein Schweinestall – ganz abseits politischer Überzeugungen. Greenpeace-Aktivisten beklebten den Eingangsbereich auf rund 15 Metern Länge mit Fotofolien, die einen Einblick in die deutsche Schweinemast gewähren. Die Bilder sind erschütternd: Auf wenig Platz fristen die Tiere ihr Dasein im Dreck statt artgerecht zu leben.

Die skandalösen Zustände sind hinlänglich bekannt, doch die Politik nimmt sie tatenlos hin – seit mehreren Legislaturperioden. „Die Agrarminister der CDU/CSU-Fraktion, Horst Seehofer, Ilse Aigner und Christian Schmidt, haben Tierschutz den Interessen der Agrarindustrie geopfert“, sagt Dirk Zimmermann, Greenpeace-Experte für Landwirtschaft. Die Folge: Unbeschreibliches Tierleid, ein Übermaß an Antibiotika in der Mast und Unmengen Gülle, deren Nitratgehalt das Trinkwasser verschmutzt.

Umfrage: Lieber bessere Tierhaltung als billiges Fleisch

Das Argument, das Kunden billiges Fleisch wollen und damit die Massentierhaltung notwendig machen, stimmt so allerdings nicht. Eine repräsentative Umfrage im Auftrag von Greenpeace ergab: Selbst in eher einkommensschwachen Haushalten, die weniger als 1500 Euro im Monat zur Verfügung haben, würden 83 Prozent der Befragten höhere Wurst- und Fleischpreise in Kauf nehmen – wenn denn dafür hohe Tierschutzstandards durchgesetzt würden. Sogar 88 Prozent der Anhänger von CDU und CSU möchten das, die überwältigende Mehrheit. Den Agrarministern der Fraktion sollte das zu denken geben: „Sie haben tatenlos zugesehen, wie sich die Massentierhaltung immer weiter ausdehnt – auf Kosten der Tiere, aber auch der Umwelt“, so Zimmermann. „Und das, obwohl ihre Wähler etwas anderes wollen.“

Die Versäumnisse des Landwirtschaftsministeriums könnten demnächst auch Verfassungsrichter beschäftigen. Laut einem von Greenpeace in Auftrag gegebenen Rechtsgutachten verstößt die konventionelle Schweinemast gegen das Tierschutzgesetz und somit gegen die deutsche Verfassung. Das Bundesland Berlin will die gesetzlichen Haltungsbedingungen daher vom Bundesverfassungsgericht überprüfen lassen.

Chance für die neue Bundesregierung

Die künftige Bundesregierung hat in der neuen Legislaturperiode die Chance, endlich Verbesserungen einzuleiten, in Zusammenarbeit mit der Agrarwirtschaft. „Mehr Tierschutz kann nicht allein auf Kosten der Landwirte gehen“, so Zimmermann. „Darum benötigen wir einen soliden, konkreten Ausstiegsplan aus der Massentierhaltung.“ Greenpeace fordert, dass die künftige Bundesregierung insbesondere in der Schweinehaltung die Anforderungen an die Haltungsbedingungen verschärft.

Damit Verbraucher erkennen, wie die Tiere gehalten werden, bedarf es einer verbindlichen transparenten Fleischkennzeichnung mit klaren staatlichen Labeln, ähnlich wie bei der Eierkennzeichnung. Das „Tierwohl“-Label, mit dem Discounter wie Lidl für ihr Billigfleisch werben, ist irreführend und reicht nicht weit genug. Für mehr Durchblick im aktuellen Label-Dschungel informiert Greenpeace online über Standards und Defizite bei der Fleischkennzeichnung.

>>> Hier geht es zum Greenpeace-Chatbot „Chativist“ (Facebook-Anmeldung notwendig)

  • Aktivisten in Berlin vor Parteizentrale mit Bannern gegen Tierleid

    Richtige Adresse

    Überspringe die Bildergalerie
  • Greenpeace-Kletterer mit aufblasbarem Schwein an Brücke im Berliner Regierungsviertel

    Nachgelegt

    Überspringe die Bildergalerie
Ende der Gallerie
Datum

Mehr zum Thema

Kuh auf der Weide
  • 18.03.2024

Was würde passieren, wenn alle Kühe auf der Weide grasen würden - statt Hochleistungsfutter aus dem Trog zu fressen? Wie viel Milch und Fleisch gäbe es dann noch? Das zeigt nun eine Studie.

mehr erfahren
Kletter:innen und großes gelbes dreieckiges Banner am Milchsilo mit der Aufschrift "Achtung Tierleid" und einer abgebildeten Kuh
  • 09.03.2024

Die Molkerei Hochwald wirbt mit hoher Qualität und verkauft unter dem Label Bärenmarke hochpreisige Milch. Fotos belegen nun, dass die Haltung der Milchkühe häufig gegen den Tierschutz verstößt.

mehr erfahren
Kühe stehen mit Ketten angebunden nebeneinander im Stall
  • 06.03.2024

Verdreckte Kühe, die so angebunden sind, dass sie sich kaum bewegen können. Fotos zeigen grausame Tierhaltung auf Höfen, die die Bärenmarke-Molkerei beliefern.

mehr erfahren
Vier überdimensionale Milchtüten stehen als Installation vor dem Eingang zur Internationalen Grünen Woche, begleitet von den Umweltaktivist:innen mit Transparenten: "Klimakrise: Die Milch macht's!"
  • 19.01.2024

Die Milchindustrie hält sich bedeckt, dabei ist der Ausstoß von Klimagasen in der Branche immens, zeigt eine Analyse. Es gibt jedoch Lösungen, den Methanausstoß zu reduzieren.

mehr erfahren
Hände halten mit Topflappen einen Auflauf, im Hintergrund der Küchenarbeitsplatte stehen ein Mensch und ein Tannenbaum
  • 20.12.2023

Alle Jahre wieder: Kartoffelsalat mit Würstchen an Heiligabend, Braten mit der lieben Verwandtschaft an den Weihnachtstagen. Oder etwa nicht?

mehr erfahren
Aktive hängen Banner an Fassade "Zukunft nicht verwursten" steht neben einer Erdkugel, die durch den Fleischwolf gedreht wird.
  • 21.11.2023

Immer mehr Menschen essen weniger Fleisch, doch die Fleischindustrie macht weiter wie gehabt. Die Branche muss sich verändern, wenn sie zukunftsfähig sein will.

mehr erfahren