Kaum eine Paprika war frei von Rückständen: In 93 Prozent der Gemüseproben wurden die Labore fündig."Paprika ist ein Problemgemüse", ist aus Ministeriumskreisen zu hören. "Nicht das Gemüse ist ein Problem, sondern falsche Anbaumethoden", erklärt Christiane Huxdorff, Chemieexpertin von Greenpeace. "Dass es auch ohne giftige Rückstände geht, beweist die ökologische Landwirtschaft."
Überschreitung der akuten Referenzdosis
Die Labore fanden häufig die Wirkstoffe Methomyl und Oxamyl - Insektizide der älteren Generation. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind sie hoch giftig. Die Behörden geben an, dass bei beiden Wirkstoffen eine "deutliche Ausschöpfung" der akuten Referenzdosis (ARfD) festgestellt wurde.
Die ARfD beschreibt die Menge einer Substanz, die mit einer Mahlzeit oder innerhalb eines Tages aufgenommen werden kann, ohne ein gesundheitliches Risiko für den Konsumenten darzustellen. Bereits bei einmaliger Überschreitung dieses Grenzwertes besteht die Gefahr von Gesundheitsschäden.
Laxe Kontrollen sorgen für schlechte Qualität
Neben Paprika aus der Türkei schnitt auch die spanische Ware mit einem Drittel Höchstmengenüberschreitungen schlecht ab. Dabei ist der letzte Skandal noch nicht vergessen. Im Winter wurden in Paprika aus Spanien illegal aus China importierte Pestizide festgestellt. Paprika aus Israel, den Niederlanden, Marokko und Italien wiesen keine Belastungen über dem Grenzwert auf.
Greenpeace hat in den letzten Jahren immer wieder Obst und Gemüse auf Pestizidrückstände untersuchen lassen - mit ähnlichen Ergebnissen. "Die Landwirte und der Lebensmittelhandel müssen wirksamer kontrolliert werden. Der Verkauf von Lebensmitteln, die zu hoch mit Pestiziden belastet sind, und der falsche Einsatz von Pestiziden müssen durch die Bundesländer unterbunden werden", so Huxdorff. Auch das baden-württembergische Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum fordert Händler und Importeure auf, im Rahmen ihrer Sorgfaltspflicht die Kontrollen zu verbessern.