Saatgut weitgehend ohne gentechnische Verunreinigungen
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Seit Jahren werten Greenpeace und Bioland die Saatgutanalysen der Bundesländer aus – der Trend ist eindeutig: Saatgut in Deutschland ist immer weniger gentechnisch verunreinigt. Beim Raps haben die zuständigen Behörden im Jahr 2015 zum dritten Mail in Folge keinerlei Spuren von Gentechnik feststellen können. Sie hatten dafür 316 Proben von Sommer- und Winterraps untersucht. 2012 waren noch fünf von 337 Stichproben kontaminiert.
Auch das Mais-Saatgut schneidet zunehmend besser ab: Sechs von 455 überprüften Chargen enthielten zwar Verunreinigungen – im Vorjahr waren es aber noch acht von 504 Proben.
„Die Ergebnisse beweisen, dass es möglich ist, Saatgut sauber zu halten“, erklärt Dirk Zimmermann, Agrarbiologe und Greenpeace-Experte für Landwirtschaft. „Politik und Industrie haben erkannt, dass die Ablehnung der Verbraucher gegenüber Gentechnik auf dem Acker und Teller nicht abnehmen wird. Die deutliche Mehrheit der Bevölkerung will eine gentechnikfreie Landwirtschaft, die nur mit absolut sauberem Saatgut möglich ist.“
Keine Toleranz für Verunreinigung von Saatgut
Verunreinigungen des Saatguts würden zu enormen Risiken für die gentechnikfreie Landwirtschaft führen – langfristig gäbe es sie nicht mehr. Denn aus dem Gen-Saatgut auf dem Acker werden Pflanzen, die ihre gentechnisch veränderten Eigenschaften zum Beispiel über Pollenflug auf andere Pflanzen übertragen. So breiten sich Gen-Pflanzen unkontrolliert aus. Leidvoll haben das die Bauern in Nordamerika erfahren. Der jahrelange Anbau von Gen-Raps hat die gentechnikfreie Produktion von Raps unmöglich gemacht. Dieser verwildert und kreuzt sich leicht mit verwandten Arten; zudem können seine Samen lange im Boden überdauern.
Organisationen wie Greenpeace und Ökoverbände verteidigen daher vehement die sogenannte Nulltoleranz für Gentechnik im Saatgut. Diese besagt, dass auch die kleinste Verunreinigung nicht toleriert werden darf. Große Saatguthersteller hingegen fordern seit Jahren, in der EU Schwellenwerte einzuführen. So dürfte Saatgut auch dann verkauft werden, wenn es bis zu einem bestimmten Grenzwert mit genmanipulierten Konstrukten belastet ist. Ihre Argumentation: Die Reinhaltung des Saatguts sei aufwändig.
In der Tat kann es beispielsweise beim Transport zu ungewollten Vermischungen kommen, weil Anlagen nicht ausreichend gereinigt worden sind. Doch das kann nicht ernsthaft ein Argument dafür sein, Grenzwerte einzuführen und der Menschheit Gentechnik unterzujubeln. Denn bereits ein Schwellenwert von 0,1 Prozent würde bedeuten, dass auf jedem Hektar etwa 100 Gen-Pflanzen wachsen könnten. Zimmermann sieht es als eine Pflicht der Firmen an, unser Saatgut zu schützen. Es sei eine wertvolle Ressource, die die Zukunft unserer Ernährung sicherstellt. Gentechnik dürfe sie nicht gefährden. Er fordert die Bundesländer auf, weiterhin Saatgut zu prüfen und kontaminierte Chargen aus dem Verkehr ziehen.