Jetzt spenden
Action against Agrofuel at CDU in Germany
© Greenpeace / Kay Michalak

Mit Broten gegen Agrostreibstoffe

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Unter dem Motto Brot statt Biosprit stapelten Greenpeace-Aktivisten am Montag Brot auf Tischen vor den Parteizentralen von CDU und SPD in Berlin. Damit protestieren die Greenpeacer gegen die Beimischung von Agrosprit zu herkömmlichen Treibstoffen.

Die Beimischung von Agrotreibstoffen wirkt sich in zweifacher Weise negativ auf Mensch und Natur aus. Erstens wird für Anpflanzungen zur Herstellung von Agrosprit viel Platz gebraucht. Um diesen Platz zu schaffen wird Urwald abgeholzt. Dadurch gelangt enorm viel CO2 in die Luft. Je nach Gebiet kann es bis zu 420 Jahre dauern, bis das bei der Rodung freigesetzte CO2 durch Agrotreibstoffe wieder eingespart ist.

Zweitens zieht der Einsatz von Agrokraftstoff Probleme auf dem globalen Nahrungsmittelmarkt nach sich. Die Pflanzen, aus denen Treibstoff produziert wird, stehen nicht mehr als Nahrungsmittel zur Verfügung. Verstärkt durch andere Umwelteinflüsse kam es so bereits zu einem Nahrungsmittelengpass auf den globalen Märkten. Die Preise stiegen stark an. Weltbank und IWF sehen im sogenannten Biosprit eine wesentliche Ursache für die jüngsten Preisexplosionen bei Lebensmitteln.

Den Zusammenhang zwischen Agrotreibstoff und der Hungerkrise verdeutlichten die Aktivistinnen und Aktivisten in Berlin mit Hilfe eines Mercedes-Geländewagens. Ein nur mit Agrosprit betanktes Auto mit 13 Liter Verbrauch verschlingt alle zwei Kilometer ein Brot. Denn aus 100 Kilogramm Weizen lassen sich entweder 100 Brote backen oder rund 40 Liter Ethanol herstellen.

Allein in den USA werden 84 Millionen Tonnen Getreide zu Ethanol verarbeitet. Mit dieser Menge Getreide könnte man 200 Millionen Menschen ein Jahr lang ernähren.

Die europäischen Staats- und Regierungschefs wollen die Agrosprit-Beimischung bis 2020 verzehnfachen. Umweltminister Gabriel will die Quote in Deutschland sogar auf 12 bis 15 Prozent erhöhen. SPD und CDU sind durch ihre Agrokraftstoff-Ziele mitverantwortlich für die weltweite Ernährungskrise, erklärt Ulrike Kallee, Biomasse-Expertin von Greenpeace.

Greenpeace fordert, die Beimischungsquote für Agrotreibstoffe aufzugeben. Vier Wochen vor dem UN-Urwaldgipfel in Bonn muss Klimakanzlerin Angela Merkel ein Zeichen setzen. Um den CO2-Ausstoß zu senken - ohne das Klima und den Nahrungsmittelmarkt zu gefährden - muss der Kraftstoffverbrauch gesenkt werden. Die wirksamste Methode ist hier die Einführung eines Temoplimits von 120 Stundenkilometern auf deutschen Autobahnen.

>>> Aktuelle Infos zum Thema: Biosprit ist umweltpolitischer Unfug. Eine Auswahl der älteren Biosprit-Arbeit folgt hier:

Aktion gegen Biodiesel in Deutschland

Greenpeace-Aktivist:innen haben am Montag vor dem Bundesumweltministerium gegen die Biosprit-Quote protestiert.

mehr erfahren
OMV

Eine Tankstelle in Wien bekam Besuch von Orang-Utans. Greenpeace-Aktive, einige davon in Orang-Utan-Kostümen, gestalteten die Tankstelle zu einem Stück Regenwald um.

mehr erfahren
Corinna Hölzel von Greenpeace nimmt Diesel-Proben an einer Tankstelle.

Deutsche Dieselfahrer kaufen mit jeder Tankfüllung auch Agrosprit aus Importen ein: Greenpeace machte mit 160 bundesweiten Dieseltests die Probe aufs Exempel.

mehr erfahren
Greenpeace-Aktivisten protestieren vor dem Bundeskanzleramt im August 2012

300 Kilogramm Brot für 100 Liter Agrosprit - dieses Missverhältnis bei der Herstellung von Biosprit verdeutlicht eine überdimensionale Waage.

mehr erfahren
Greenpeacerin füllt einen Benzinkanister mit Biodiesel für eine Laboruntersuchung des Agrosprits. Deutscher Biodiesel enthält Palmöl.

Das Europäische Parlament hat über den künftigen Einsatz von Biokraftstoffen abgestimmt: Der Anteil an Biosprit im Kraftstoff soll auf 6 Prozent begrenzt werden.

mehr erfahren
autobahn aerial

Um die steigende Nachfrage nach Biodiesel zu decken, haben die deutschen Landwirte den Rapsanbau auf ihren Feldern ausgeweitet.

mehr erfahren
Datum

Mehr zum Thema

Installation eines abgestürzten Pkw, der einen EU-Flaggenmast beschädigt vor dem Brandenburger Tor
  • 16.04.2024

Seit zwei Jahren lehnt Verkehrsminister Wissing alles ab, was CO2 spart. Doch andere Sektoren können nicht dauerhaft seine Klimabilanz retten. Daran ändert auch das neue Klimaschutzgesetz nichts.

mehr erfahren
Autobahn mit schnell fahrenden Autos
  • 08.04.2024

Ein Tempolimit ist eine schnelle und kostenfreie Methode, den Verbrauch von Autos zu senken - und es gibt weitere Vorteile.

mehr erfahren
Climate Strike Wir fahren Zusammen Berlin
  • 01.03.2024

Wenn der Bus nicht fährt, kann das auch am Personalmangel liegen. Beim Klimastreik am 1. März geht es um anstrengende Arbeitsbedingungen im ÖPNV und wie wichtig Bus und Bahn für den Klimaschutz sind.

mehr erfahren
Demonstrierende halten ein großes Banner: Das Wort Auto ist in dem Schriftzug Autobahn durchgestrichen
  • 25.01.2024

Deutschland hat eines der dichtesten Autobahnnetze in Europa – und die meisten Bahnstrecken stillgelegt. Analyse zeigt: Wissing plant mehr Straßen als nötig, das zerstört auch natürliche CO2-Speicher.

mehr erfahren
Auf der im Bau befindlichen Berliner Stadtautobahn A 100 legen Aktive ein 8 x 5 m großes Deutschlandticket neben ein ebenso großes Autobahn-Logo auf der Gegenfahrbahn
  • 08.11.2023

Zehn Millionen Deutschland-Tickets werden jeden Monat verkauft. Auch Firmen nutzen das Angebot für ihre Mitarbeitenden. Aber die Erfolgsgeschichte ist in Gefahr, denn die Finanzierung wackelt.

mehr erfahren
Verkehrssituation an einer Kreuzung in Berlin: zwei Straßenbahnen, eine Bahnbrücke, Radfahrende und Fußgänger:innen
  • 05.09.2023

„Autofreie Innenstädte schaden dem Einzelhandel“ oder „Andere Länder treiben die Verkehrswende auch nicht voran“. Wir haben gängige Argumente gegen eine neue Mobilität eingeordnet.

mehr erfahren