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Greenpeace-Schlauchboote vor dem Frachtschiff "Cosco Pride", Juni 2013
Jörg Modrow / Greenpeace

Walfleisch Transport

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Gegen den Handel mit Walfleisch protestiert Greenpeace am Freitagnachmittag im Hamburger Hafen. Mehrere Schlauchboote empfingen das Frachtschiff "Cosco Pride" der Reederei Cosco an der Hamburger Hafengrenze mit Bannern:"Stoppt den Handel mit Walfleisch!" Sechs Container mit isländischem Finnwalfleisch sollen im Hafen umgeladen werden, um anschließend nach Japan gebracht zu werden. Hamburg ist zum wiederholten Male Umschlagsort für Walfleisch aus Island, nachdem in den Niederlanden solche Transporte nicht mehr erwünscht sind.

Artikel aktualisiert am 9. Juli:Die Zollfahndung hat Greenpeace gegenüber bestätigt, dass die sechs Container mit Finnwalfleisch beschlagnahmt wurden.

Artikel aktualisiert am 6. Juli: Die Aktivisten haben einiges ins Rollen gebracht. Die Zollbehörde hat reagiert und prüft die Vorwürfe gegen den Walfleischtransport. Greenpeace hatte Behörden, den Hamburger Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) und Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) informiert und sie aufgefordert, den Walfleischtransport zu stoppen. Aktivisten übergaben nach der Aktion auf der Elbe einen Brief mit dieser Forderung am Hamburger Rathaus.

Minister Altmaier reagierte mittlerweile auf Twitter und schrieb: "Ich hab sofort Bürgermeister Scholz (SPD) informiert. Er ist zuständig und wär gut wenn er handeln würde!" Ein guter Schritt in die richtige Richtung. Dennoch übernimmt der Bundesumweltminister nicht die volle Verantwortung für den Artenschutz, sondern schiebt diese dem Hamburger Bürgermeister zu. So twittert er ergänzend: "Ich unterstütze den Walschutz sehr - aber ich kann in Hamburg nicht handeln, da es sich um eine Landesangelegenheit handelt, und nicht um eine Sache des Bundes."(englischer Tweet, ins Deutsche übersetzt)

Aus Greenpeace-Sicht ist dies nicht zutreffend: "Umweltminister Altmaier steht hierzulande für den Artenschutz in der Pflicht und sollte heute mit einer Sofortmaßnahme sicherstellen, dass kein Walfleisch Hamburg oder einen anderen deutschen Hafen passieren darf", fordert Meeresexperte Jörg Feddern von Greenpeace. "Deutschland hat diverse Verträge zum Schutz der Wale unterzeichnet und darf die Transporte generell nicht dulden. Langfristig muss die Bundesrepublik ein starkes Signal gegen den isländischen Walfang setzen und sich dazu verpflichten, Walfleischtransporte über deutsche Häfen zu untersagen."

Artikel vom 5. Juli

Für die Menge an Walfleisch in den Containern wurden in Island mindesten 10 Finnwale getötet - und das Töten geht auch dieses Jahr weiter. "Islands Walfänger schlachten trotz des internationalen Walfangverbots in dieser Saison wieder 184 bedrohte Finnwale ab", sagt Jörg Feddern, Meeresexperte von Greenpeace. "Die Bundesregierung muss ihrer Verantwortung zum Schutz der Wale gerecht werden und sicherstellen, dass deutsche Häfen unter keinen Umständen als Umschlagplatz oder Transfer von Walfleisch genutzt werden."

Walfleischhandel ist illegal

Der Handel mit Walfleisch ist laut dem "Washingtoner Artenschutzabkommen" (CITES) untersagt. Dazu haben sich 180 Staaten, darunter auch Deutschland, verpflichtet. Lediglich Island, Norwegen und Japan widersetzen sich. "Es ist absurd, dass die internationale Gemeinschaft es nicht schafft, die Beschlüsse zum Schutz des Finnwals konsequent umzusetzen", kritisiert Feddern.

"Umweltminister Altmaier steht hierzulande für den Artenschutz in der Pflicht und sollte heute mit einer Sofortmaßnahme sicherstellen, dass kein Walfleisch Hamburg oder einen anderen deutschen Hafen passieren darf", fordert Feddern. "Langfristig muss die Bundesrepublik ein starkes Signal gegen den isländischen Walfang setzen und sich dazu verpflichten, Walfleischtransporte über deutsche Häfen zu untersagen."

Die isländischen Walfänger können das Fleich nur exportieren, im Land selbst gibt es keine Nachfrage. Einziger Abnehmer ist Japan, das unter dem Deckmantel der Wissenschaft ebenfalls Wale jagt, obwohl die Absatzzahlen für Walfleisch sinken. Dort lagert noch immer unverkäufliches Fleisch.

In Japan bleibt das Fleisch getöteter Wale seit Jahren in den Kühlhallen liegen. Tokio sitzt auf einem Berg aus Walfleisch. Um diesen abzubauen, scheint jedes Mittel recht: Walfleisch wird zu Luxus-Hundefutter verarbeitet. Die Hundesnacks werden als "kalorienarm, mit geringem Fett- und hohem Proteingehalt" angepriesen. Sie kosten umgerechnet 11 Euro für 200 Gramm.

Weltweit Widerstand gegen isländischen Walfang

Die Bundesrepublik könnte sich ein Beispiel an den Niederlanden nehmen. Nach Protesten von Meeresschützern und auf Forderung des Wirtschaftsministeriums hin hat die Rotterdamer Hafenbehörde die Reedereien aufgefordert, den Transport von Walfleisch durch ihre Häfen einzustellen. Auch internationale Transportunternehmen wie Maersk und Hapag Lloyd boykottieren den Transport.Finnwale sind nach dem Blauwal die zweitgrößten Meeressäugetiere auf der Erde. Sie werden in freier Natur bis zu 27 Meter lang und wiegen zwischen 40 und 70 Tonnen. Islands einziges Walfangunternehmen Hvalurhv besteht aus traditionellen Gründen auf die Waljagd.Doch Widerstand kommt aus den eigenen Reihen im Unternehmen und aus der Wirtschaft: Der isländische Tourismusverband setzt auf das friedliche Whale Watching und hat den isländischen Fischereiminister aufgefordert, Hvalurhv die Fangerlaubnis wieder zu entziehen. Seit dem 17. Juni 2013 sind die isländischen Walfänger wieder auf der Jagd und mit den ersten erlegten Finnwalen zurückgekehrt.

Update: Unser Protest zeigt Wirkung

Nach dem Protest am Containerschiff "Cosco Pride" gegen den Transport von Walfleisch über den Hamburger Hafen haben sich nun die Zollbehörden eingeschaltet.Greenpeace forderte Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) und den Hamburger Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) auf, sofort aktiv zu werden und dafür zu sorgen, dass kein Walfleisch mehr Hamburg oder einen anderen deutschen Hafen passieren darf. Greenpeace-Aktivisten habem am späten Nachmittag einen Brief mit dieser Forderung direkt zum Hamburger Rathaus gebracht und übergeben."Olaf Scholz darf nicht zulassen, dass über den Hamburger Hafen Walfleisch umgeschlagen oder transportiert wird", sagt Jörg Feddern, Meeresexperte von Greenpeace. "Deutschland hat diverse Verträge zum Schutz der Wale unterzeichnet und darf diesen moralisch verwerflichen Transport nicht dulden."  Die Bundesrepublik hat das Washingtoner Artenschutzabkommen unterzeichnet, das den Handel mit Walfleisch verbietet. Sie ist zudem Mitglied in der Internationalen Walfangkomission, die ein weltweites Walfangverbot ausgesprochen hat.

  • Greenpeace-Protest vor dem Frachtschiff "Cosco Pride", Juni 2013

    Protest gegen Walfleischhandel

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  • Greenpeace-Schlauchboote hinter dem Frachtschiff "Cosco Pride", juni 2013

    Stoppt den Walfleischhandel

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